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Projekttag für blinde und sehbehinderte Schüler in der Benediktinerabtei Tholey:Räume öffnen – Inklusion leben!

Schülerinnen und Schüler der Louis-Braille-Schule für Blinde und Sehbehinderte (Lebach) absolvierten einen Projekttag in der Benediktinerabtei in Tholey.
Die Schülerinnen und Schüler der Louis-Braille-Schule; dahinter stehend: von links: Dieter Biehl, Wolfgang Trost, Bruder Clemens, Sven Görgen und Bruder Wendelinus (Fotos: Inge Hülpes/Bistum Trier)
Datum:
13. Okt. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Tholey – „Oh happy day!” schallt es am 11. Oktober durch die Abteikirche am Fuße des Schaumbergs. 16 Schülerinnen und Schüler der Louis-Braille-Schule für Blinde und Sehbehinderte (Lebach) haben dort einen Projekttag verbracht, den das Dekanat St. Wendel in Kooperation mit der Schule und der Benediktinerabtei gestaltet hat. Während ihre Mitschüler auf der Altarinsel unter Leitung von Musiklehrer Dieter Biehl den weltweit bekannten Gospel-Song schmettern, lässt die junge sehbehinderte Pianistin Sophia Brandt (14) aus Lebach ihre Finger über die Tasten der Orgel tanzen, ganz so, als hätte sie nie etwas anderes getan.

Sophia Brandt an der Orgel

Der Sound im Kirchraum stimmt, genauso wie die Stimmung. „Wir haben eine Lernpartnerschaft zwischen unserer Schule und der Abtei gestartet”, erklärt Schulleiter Sven Görgen. „Unsere Schülerinnen und Schüler haben sich an diesem ‘magischen’ Ort direkt wohlgefühlt. Die besondere Atmosphäre hier hat sich sofort auf alle übertragen”, freut sich Görgen. Bruder Clemens, verantwortlich für die Partnerschaft auf Seiten des Ordens, erklärt die Idee hinter der Aktion: „Es geht darum, die Abtei mit allen Sinnen kennenzulernen. Indem sie hier selbst singen und Orgelspielen, erfahren die Kinder und Jugendlichen, wie sich der Klang im Raum entfaltet.” Nebenbei erschließen sie sich einen Raum, den sie noch nicht kennen, und lernen so, sich an unbekannten Orten zurechtzufinden.

Raphael Collinet und Jerome Laubenthal

Das sei nämlich für Menschen, die zum Beispiel einen Blindenstock als Hilfsmittel verwenden, gar nicht so leicht in einem großen, weitläufigen Raum wie der Abteikirche, erklärt Raphael Collinet, Pastoralreferent im Dekanat St. Wendel. In Kooperation mit dem Bischöflichen Generalvikariat Trier betreut er das Inklusionsprojekt „Barrieren überwinden”: „Für Blinde und Sehbehinderte können weite Räume eine ganz schöne Herausforderung sein, gerade weil so viel Platz um sie herum ist. Einfach deshalb, weil es keine Punkte gibt, an denen man sich orientieren kann.” Barrieren ausfindig machen und überwinden, das hat sich die sechsköpfige Projektgruppe, in der Beeinträchtigte und Nicht-Beeinträchtigte zusammenarbeiten, vorgenommen. Derzeit arbeitet das Team an einer Karte, die verzeichnet, wie zugänglich verschiedene kirchliche Orte für behinderte Personen sind. Mit dabei ist auch Jerome Laubenthal. Der junge Mann sitzt im Rollstuhl, studiert Soziale Arbeit und engagiert sich ehrenamtlich bei dem Projekt. „Es geht darum, Räume zu öffnen und Inklusion zu leben”, erklärt er.

Marie-Claire, Niko Justin und Nathalie

Nachdem die dicken Mauer der frühgotischen Abteikirche den letzten Ton des Pop-Klassikers „We are the World” geschluckt haben, ziehen die jungen Leute der Louis-Braille-Schule ihr Fazit. Die Schülerinnen Marie-Claire (15) und Nathalia (16) sowie ihr Schulkamerad Niko Justin (14) seien anfangs ganz schön aufgeregt gewesen, verraten sie. „Wir haben aber vorher viel geübt und uns gut vorbereitet”, betont Niko Justin. Marie-Claire ergänzt strahlend: „Es hat sehr viel Spaß gemacht.” Nathalia freut sich bereits auf den nächsten Ausflug im Rahmen der Lernpartnerschaft, denn: „So etwas kann man wirklich öfter machen!”

Weitere Informationen gibt es bei Raphael Collinet, Dekanat St. Wendel, Tel.: 06851-93762-0, E-Mail: raphael.collinet@bgv-trier.de.

(ih)