Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens:Religionsfreiheit festigen und fördern
Bonn/Trier – Erstmals begeht die Weltgemeinschaft am 22. August den von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Internationalen Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens“. Mit dem Gedenktag soll die Aufmerksamkeit auf die wachsende Zahl der Menschen gerichtet werden, die unter religiöser Verfolgung leiden. Die Deutsche Bischofskonferenz begrüßt die Ausrufung des neuen internationalen Gedenktages. Nach den Worten des Vorsitzenden der Kommission Weltkirche, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), ist der Tag „ein wichtiges Zeichen gegen Hass, Gewalt und Terror, denen gläubige Menschen vonseiten Nichtgläubiger oder Andersgläubiger ausgesetzt sind. Er ruft ins Gedächtnis: Jede Form von Gewalt, Verfolgung oder Beeinträchtigung aus Gründen der Religion ist zu verurteilen und muss mit aller Kraft unterbunden werden. Die Staaten stehen hier in besonderer Weise in der Pflicht. Aber auch die Religionen selbst müssen auf ein geistiges Klima hinwirken, in dem extremistische Haltungen und Feindseligkeit gegen Gläubige anderer Religionen gar nicht erst entstehen.“ Nach Einschätzung von Erzbischof Schick haben auch die vielfältigen Aktivitäten der Kirchen in Deutschland und Europa dazu beigetragen, dass die in manchen Weltgegenden wachsende Bedrohung der Religionsfreiheit inzwischen auf nationaler und internationaler politischer Ebene stärker wahrgenommen werde. Der von den Vereinten Nationen ausgerufene Gedenktag sei ein Ausdruck dieser Entwicklung.
Auch der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, begrüßt die Ausrufung des Gedenktages: „Die Religionsfreiheit ist in vielen Teilen der Welt bedroht. Ein Charakteristikum unserer Zeit ist die oftmals angstbesetzte Suche nach der kulturellen Identität der eigenen Gruppe; das führt vielerorts zu Abgrenzung und Intoleranz. Daneben gibt es aber auch Bestrebungen säkularer Kräfte, Religion als solche zurückzudrängen, da man sie pauschal für Unfrieden und kulturellen Rückschritt verantwortlich macht. Auch dadurch entsteht ein Klima, das dem Menschenrecht der Religionsfreiheit abträglich ist.“ Der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Gedenktag sei in dieser Situation ein „Gegensignal gegen alle Aktivitäten und Tendenzen, die die religiöse Freiheit unterminieren“, so Bischof Ackermann. Schick und Ackermann sprechen sich für eine aktive Rolle der christlichen Kirchen bei der Entwicklung toleranter und religionsfreundlicher Gesellschaften weltweit aus. So stellten die Förderung religiöser Bildung und der ernsthafte und kontinuierliche interreligiöse Dialog notwendige Heilmittel gegen jede Form von religiösem Fanatismus dar – sie seien damit Beiträge zum gesellschaftlichen Frieden.
Hintergrund
Auf dem Wege einer Resolution ihrer Vollversammlung haben die Vereinten Nationen den 22. August als „Internationalen Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion und des Glaubens“ ausgerufen. Er wird 2019 erstmals begangen. Mit dem Gedenktag sollen die Opfer religionsfeindlicher Gewalt gewürdigt werden und auf die große Zahl von Menschen, die aktuell unter religiöser Verfolgung leiden, aufmerksam gemacht werden.
Die Deutsche Bischofskonferenz und die Deutsche Kommission Justitia et Pax legen in ihrer Arbeit seit Jahren einen Schwerpunkt auf die Verteidigung und Förderung der Religionsfreiheit. In diesem Zusammenhang steht u. a. die jährliche Initiative der Deutschen Bischofskonferenz „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“, deren neues Schwerpunktthema (ab 27. November 2019) die nordafrikanische Sahelzone sein wird. In unregelmäßigem Abstand veröffentlicht die Deutsche Bischofskonferenz darüber hinaus zusammen mit der Evangelischen Kirche in Deutschland den „Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit“ (zuletzt Oktober 2017), der einen fundierten Überblick über die Situation verfolgter und bedrängter Christen in verschiedenen Ländern der Erde gibt.
(red)