Die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland haben am 27. Mai vor dem DFB-Pokalendspiel gemeinsam mit Vertretern des Deutschen Fußballbundes (DFB), Fans und freiwilligen Helfern in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin einen ökumenischen Gottesdienst unter dem Leitwort „Hass gehört nicht ins Stadion“ gefeiert. Von katholischer Seite war der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters als Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz dabei. In seiner Predigt betonte Dr. Dr. h. c. Volker Jung, Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau: „Gott lässt sich so nicht für unsere Interessen und Zwecke einspannen. Wir können vor ihm ausbreiten, was unser Herz bewegt, auch das Fan-Herz, aber wir sollten ihm überlassen, was er daraus macht.“ Er bezog sich damit auf das Matthäusevangelium. „Jesus redet davon, dass Gott Menschen liebt“, so Jung weiter. Und was dies heiße, zeige er dadurch, wie er Menschen begegne: „Mit viel Respekt! Er ist nicht unkritisch. Keineswegs. Oft kritisiert er, wie Menschen miteinander umgehen. Was sich Menschen antun. Aber er tut das nicht, um Menschen fertigzumachen, sondern um Menschen zu helfen – zu einem guten Leben miteinander mitten in all den Spannungen und Anspannungen des Lebens. Dazu gehört, dass wir erkennen, wo Gefahren sind, die das Leben zerstören. Und wie so oft ist der Fußball eine wunderbare Schule, um das zu sehen und zu lernen. Das Leben kann so schön sein, der Fußball kann so schön sein. Deshalb: Achtet darauf, wie ihr miteinander umgeht – im Fußball und im Leben, als Spieler und als Fans, als Schiedsrichter und Funktionäre. Und so möge dieser Finaltag ein guter, ein schöner Fußballtag werden. Gebe Gott dazu seinen Segen!“ Weihbischof Peters hob in seiner Einführung hervor: „Wenn wir zum Gottesdienst zusammenkommen, bringen wir unser Leben vor Gott – unsere Freude und Sorgen, unsere Hoffnungen, unseren Ärger und Zorn. Als ich auf die Kirche zugegangen bin und den Breitscheidplatz überquert habe, hatte ich die Bilder von dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt vor Augen – es ist ein anderes Gefühl als noch vor einem Jahr. Ich sehe noch die trauernden Menschen vor mir, die Blumen niederlegten oder Kerzen anzündeten. In ihren Augen war schmerzliche Trauer, Verzweiflung, Wut.“ Peters betonte, dass „wir aber auch die Spannungen und Erwartungen des heutigen DFB-Pokalfinales vor Gott bringen. Wir sind gespannt auf das Spiel. Wir freuen uns über gelungene Spielzüge. Leiden, wenn der Ball knapp am Tor vorbei geht oder die Flanke den Adressaten nicht erreicht. Wir pfeifen bei Fouls oder Fehlentscheidungen". Im Mai waren die italienischen Mannschaften „Juventus“ und „Lazio“ vor dem Endspiel der „Coppa Italia“ zur Audienz bei Papst Franziskus. Jedes Spiel sei eine Probe für das innere Gleichgewicht, die Selbstbeherrschung und die Regeltreue. Wer sich entsprechend verhalte, werde zum Vorbild, so Papst Franziskus. Er wünsche sich, dass jeder ein Beispiel für Aufrichtigkeit und Menschlichkeit sei. Weihbischof Peters betonte: „Alles, was uns bewegt, wollen wir heute in diesem Gottesdienst vor Gott bringen. Mit unseren Liedern und Gebeten. Ob wir sie in Worte fassen und laut sprechen oder leise – nur für uns.“ Der Einladung der beiden Kirchen zum Gottesdienst folgten neben dem DFB-Präsidenten Reinhard Grindel, DFB-Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius, Fan-Vertreter von Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt, Vertreter der freiwilligen Helfer und der Polizei sowie zahlreiche Fußballfans.