Zum Inhalt springen

Theologische Fakultät und Universität Trier stellen auf digitale Lehre um:Semesterstart im Lockdown

Die Theologische Fakultät und die Universität Trier stellen im Lockdown-Monat November auf digitale Lehre um.
Foto: Bistum Trier
Datum:
10. Nov. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Für gewöhnlich ist der Uni-Campus im Trierer Stadtteil Tarforst selten so belebt wie zum Semesterstart: Auf den Gängen ist kaum ein Durchkommen, die Hörsäle platzen aus allen Nähten und an den Tischen in der „Cafete“ sitzen junge Menschen, die aus der ganzen Welt nach Trier gekommen sind, um hier zu studieren. Doch in diesem Wintersemester ist alles anders. Nur zwei Tage vor dem offiziellen Vorlesungsbeginn am 2. November wird bekannt, dass die Lehre an der Universität und der Theologische Fakultät Trier im Lockdown-Monat November bis auf wenige Ausnahmen digital vonstattengehen muss.

Prof. Dr. Johannes Brantl, Rektor der Theologischen Fakultät Trier (Foto: privat)

Begegnung und Gemeinschaftserlebnisse fehlen

„Da wir an der Theologischen Fakultät schon im vergangenen Sommersemester einige Erfahrungen mit der digitalen Lehre gesammelt haben, können wir jetzt im Wintersemester auf schon bewährte Formen zurückgreifen“, berichtet Prof. Dr. Johannes Brantl, Rektor der Theologischen Fakultät Trier. Dank der akademischen Plattform StudIP und weiteren Online-Kommunikationswegen haben die Studierenden Zugang zu den Lerninhalten und können sich mit ihren Dozenten und Kommilitonen austauschen. Doch das Leben an der Fakultät beschränke sich eben nicht nur auf die Lehre, sondern beinhalte für gewöhnlich auch andere Formen der Begegnung und des Austausches, so Brantl. „Vermisst wird von allen Beteiligten der unmittelbar persönliche Kontakt auf dem Campus, die Feier der Gottesdienste und die Gelegenheit zum geselligen Beisammensein. Vor allem mit Blick auf unsere Studienanfänger finde ich es daher wirklich bedauerlich, dass sie unter diesen Sonderbedingungen ihren neuen Lebensabschnitt beginnen müssen“, ergänzt der Rektor. Auch Kirsten Denker-Burr, Pastoralreferentin bei der Katholischen Hochschulgemeinde Trier (KHG), bedauert, dass die Studierenden gerade zu Semesterbeginn auf Begegnungen in Gruppen und auf Gemeinschaftserlebnisse verzichten müssen. „Gerade für diejenigen, die jetzt neu begonnen haben, ist es schwer, andere Studierende und auch uns in der KHG kennenzulernen.“

Fabian Uebing (Foto: privat)

Der persönliche Kontakt zu Kommilitonen, Freunden und Dozenten fehlt auch den Studenten Fabian Uebing (24) und Stefan Klaus (37). Uebing, der im elften Semester Jura studiert, arbeitet eigentlich seit rund vier Jahren regelmäßig ehrenamtlich im Fetzen-Café der KHG. Wie einige andere Studierende, die dort kellnern, ist er nicht katholisch. „Das Café ist eine tolle Sache und es hat für mich keine Rolle gespielt, ob das katholisch ist oder nicht“, sagt Uebing. Darauf komme es auch nicht an, wenn man sich für die Mitarbeit in der KHG interessiere, versichert Denker-Burr. „Das Wichtigste ist, dass wir die Botschaft Jesu leben und für die Leute da sind.“ Momentan ist das seit 1983 etablierte Studi-Café allerdings geschlossen, seine Freunde trifft Uebing zurzeit nur via Internet. Für die Umstellung auf die digitale Lehre hat er allerdings Verständnis: „Irgendwo muss man ja runterfahren, um die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Außerdem ist die Uni auch eher auf selbstständiges Lernen und Arbeiten ausgelegt als die Schulen.“ Das funktioniere meistens gut, etwa in Vorlesungen – sofern eine störungsfreie Übertragung gewährleistet sei. „Bild-Ton-Verzögerungen bei Zoom-Konferenzen lenken schon sehr ab“, gesteht er. Außerdem seien Konferenzen mit teils mehr als 100 Teilnehmern wenig zielführend, weil es dann schwierig werde zu interagieren. Podcasts seien in einem solchen Fall besser geeignet, um den Lernstoff zu vermitteln, findet der 24-Jährige. Ein klarer Vorteil des Formats: Man kann die Videos über eine Lernplattform abrufen, wann immer man möchte, und bleibt dort auch mit den Kommilitonen in Verbindung. Sorgen macht Uebing sich in erster Linie um die Langzeitfolgen, die die derzeitigen Kontaktsperren mit sich bringen könnten: „Noch ein solches Jahr könnte vieles unwiederbringlich zerstören: Existenzen, die Psyche von Menschen. Man wird das nicht ewig so machen können. Und ich bin mir sicher, dass schon Schäden eingetreten sind, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Manchmal hat man das Gefühl, dass kein Ende in Sicht ist.“

Stefan Klaus (Foto: Britt Byrnes)

Die Lehrenden sind auch Seelsorger

Dunkle Tage kennt auch der Theologiestudent und Poetry-Slammer Stefan Klaus, der neben dem Studium als Sakristan und Raumpfleger in der Pfarrei Maria Himmelfahrt Kyllburg arbeitet. Dennoch fühle er sich an der Theologischen Fakultät gut aufgehoben. „Die Begleitung durch die Dozierenden ist hier wirklich hervorragend, gerade in schwierigen Lebens- oder Krisensituationen, in denen man sich als Studi wiederfinden kann. Es ist sehr wertvoll, dass unsere Lehrenden nicht nur Dozenten und Profs sind, sondern eben auch fähige Seelsorger.“ Die Zukunft der Vorlesung sieht der 37-Jährige, der drei Jahre lang im Allgemeinen Studierendenausschuss (AstA) aktiv war, ganz klar im Digitalen – im Gegensatz zum Seminar: „Seminare sind ohne Präsenz eigentlich kaum denkbar. Ich vermisse das gemeinsame Arbeiten und Diskutieren.“ Was den Zugang zu Lehre und Forschung an der Fakultät angeht, hat Klaus einen pragmatischen Vorschlag: „Es wäre wünschenswert, die digitale Lehre auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es gibt sicherlich einige Menschen jenseits der Fakultät, die sich für die Theologie interessieren und daraus auch etwas mitnehmen würden.“ So könnten nicht nur die Studierenden erreicht werden, sondern auch „interessierte Glaubensbrüder und –schwestern, die dann vielleicht merken: So eingestaubt ist die Katholische Kirche gar nicht!“ Zwar habe er wie viele seiner Kommilitonen derzeit immer mal wieder Probleme, sich zuhause auf das Studium zu konzentrieren und sich tagtäglich zu motivieren. Doch „wenn du einmal die Wissenschaft gefunden hast, für die Du brennst, dann kriegst Du das auch fernab der Uni nicht mehr aus dem Kopf.“

Einen Tipp, wie man sich im Lockdown-November motivieren könne, hat Rektor Brantl: „Es heißt oft, dass Humor die beste Medizin sei, und da ist auch viel Wahres dran. Bei aller Sorge, die uns die aktuelle Situation bereitet, ist es wichtig, immer wieder einmal auch auf die schönen und heiteren Seiten des Lebens zu schauen und uns dadurch auf neue Gedanken bringen zu lassen. Humor ist übrigens auch eine zutiefst christliche Haltung, und nicht von ungefähr hat schon der berühmte Kirchenlehrer Thomas von Aquin das Lachen als ein Mittel gegen die Niedergeschlagenheit und Traurigkeit empfohlen.“

Damit die Studierenden weiterhin in Kontakt bleiben können, bietet die KHG ausgewählte Veranstaltungen wie den Gesprächsabend zum Thema Pilgern mit Prof. Martin Lörsch, Inhaber des Lehrstuhls für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät, und das dienstägliche Taizégebet digital an. Weitere Informationen gibt auf www.khg-trier.de und www.theologie-trier.de.
(ih)