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Pfarreien(gemeinschaften) beschäftigen sich mit lokaler Kirchenentwicklung:„Sich gemeinsam auf den Weg machen“

Frauen und Männer aus drei Pfarreien (-Gemeinschaften) im Bistum waren in Indien, um sich über die lokale Kirchenentwicklung in dem südasiatischen Land zu informieren.
Datum:
4. März 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Bernkastel-Kues/Bingerbrück/Neunkirchen   „Überwältigend“ seien die Eindrücke in Indien gewesen, sagt Dr. Elfriede Franz aus der Pfarrei Bingerbrück (Pfarreiengemeinschaft Rupertsberg). Besonders beeindruckt habe sie die Begegnung mit den Menschen – und wie die „small christian communities“ (scc), die „kleinen christlichen Gemeinschaften“ ihren Glauben leben. „Gemeinschaft entsteht in der Nachbarschaft“, stellt die Pfarreienratsvorsitzende fest. Gemeinsam mit zwei weiteren Mitgliedern der Pfarrei sowie zwei Vertretern der Pfarrei Neunkirchen und zwei der Pfarreiengemeinschaft Bernkastel war Franz vom 11. Februar bis 4. März unterwegs in Indien. Im Rahmen eines Bistumsprojektes informierten sie sich dort über lokale Kirchenentwicklung – und ziehen daraus Schlüsse, wie sie diese Erfahrungen in ihren eigenen Pfarreien zuhause einbringen können. Eine große Vielfalt hat auch Diakon Marcel Rieck aus der Pfarrei Neunkirchen in Indien erlebt. Besonders beeindruckt habe auch ihn, wie die Menschen in den sccs aus ihrem Glauben heraus „den Alltag meistern“. Die Kirche in Indien habe für ihn „nun ein Gesicht bekommen“, sagt Christian Becker, ehemaliger Pfarreienratsvorsitzender der Pfarreiengemeinschaft Bernkastel-Kues. Besonders geprägt hätten ihn die „tiefen, beeindruckenden Begegnungen“ mit den Menschen in den sccs. Nur rund 2,3 Prozent der über 1,2 Milliarden Einwohner Indiens sind Christen. Eine Form des lebendigen christlichen Lebens sind die „sccs“. Dabei treffen sich rund 25 bis 30 Familien aus der Nachbarschaft – unabhängig von der sozialen Schicht. In verschiedenen Sprachen lesen sie biblische Texte, beten zusammen – und überlegen, wie sie konkret den christlichen Glauben in der Nachbarschaft leben können. Wie geht es etwa der kinderlosen Witwe? Wie kann ihr geholfen werden? Durch die Indienreise und die Erfahrungen in der christlichen Gemeinschaft seien für Franz einige Dinge klarer geworden. In Bingerbrück gibt es bereits ein sogenannte „Bibelteilen“. Dabei treffen sich Gläubige, um über die Heilige Schrift ins Gespräch zu kommen. Den Ausbau dieser Kreise, in Verbindung mit einer Nachbarschaftshilfe, könne sich Franz durchaus vorstellen. Wie genau, das müsse man sehen. Denn man könne es nicht „eins zu eins“ kopieren. „Es geht darum, kleine Schritte zu tun in der Nachbarschaft“, erklärt sie. „Und nicht darum, sofort ein großes Projekt aufzubauen.“ Zudem gehe es darum, sich in der unmittelbaren Nachbarschaft umzusehen, die Menschen wahrzunehmen, und sich „gemeinsam auf den Weg zu machen“. „Es geht nicht darum, was jemand für sich tun kann, sondern für die Gemeinschaft“, stellt Rieck fest. Diese Erfahrung nehme er ebenso mit nach Hause wie das besondere Gefühl der Nachbarschaft. „Glaube verbindet“, sagt er. „Egal ob jemand arm oder reich ist.“ Zwar könne man in Neunkirchen nicht alles „eins zu eins kopieren“. Aber er habe viele Eindrücke gesammelt, die es gelte zu reflektieren, um dann zu „sehen, was man davon bei uns anwenden kann“. So gebe es in Neunkirchen bereits einen Kreis, der sich an jedem ersten Donnerstag im Monat in wechselnden Wohnzimmern träfe, um gemeinsam zu Beten und über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Rieck kann sich vorstellen diese Form weiter zu fördern und auszubauen – und dies noch stärker in die unmittelbare Nachbarschaft einzubeziehen. Außerdem nehme er die Anregung aus Indien mit, auch bei Alltagsbegegnungen den Glauben freier zu leben. Kirche sei mehr als nur ein Gebäude. „Kirche bedeutet Gemeinschaft“, sagt Becker. Das sei ihm durch die Indienreise noch einmal neu bewusst geworden. Und diesen Gedanken will er auch noch stärker bei seiner Arbeit in Bernkastel-Kues einbringen. Dort gibt es bereits ein sogenanntes Bibelteilen, bei dem sich Gläubige regelmäßig treffen und über ihren Glauben sprechen. Dies könne weiter ausgebaut werden. Dabei findet er den Aspekt der Nachbarschaft wichtig: den Nächsten so anzunehmen, wie er sei, und sich in der Nachbarschaft umzusehen, wo geholfen werden könne. Aus dem konkreten Leben heraus den Glauben einbringen, das sei „erlebbare Kirche“.  Rund drei Wochen waren die Teilnehmenden unterwegs in Indien. Sie besuchten unter anderem ein Waisenhaus der Johannesschwestern in Nagpur, trafen den Bischof des Ortes, waren in Pfarreien zu Gast und beschäftigten sich in Theorie und Praxis mit den „sccs“. Fünf Tage verbrachten die Teilnehmenden zudem in Pune, beziehungsweise in Mumbai bei armen und reichen Familien und nahmen aktiv am kirchlichen Leben vor Ort teil. Danach bestand die Möglichkeit bei einer Rundreise die Vielfalt der Natur und Kultur des Landes kennenzulernen. Bis 2017 ist das Projekt „Lokale Kirchenentwicklung mit weltkirchlichen Impulsen“  angelegt. Es will Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften einladen, sich von weltkirchlichen Erfahrungen inspirieren zu lassen und so einen eigenen Weg zu finden, ein lebendiges kirchliches Leben vor Ort zu gestalten. Im Laufe des Projekts empfangen die Gemeinden weltkirchliche Gäste, die ihre Erfahrungen einbringen. Zudem nehmen die Projektpartner teil an Lern- und Begegnungsreisen sowie Studien- und Praxistagen – immer wieder im Austausch mit den anderen Projektteilnehmern, begleitet vom Bistum Trier.