Zum Inhalt springen

Acht junge Menschen mit Migrationshintergrund erzählen ihre Erfolgsgeschichte:Sie haben es „Geschafft“

Acht junge Menschen mit Migrationshintergrund erzählen in der Ausstellung „Geschafft“ von ihrer ganz persönlichen Erfolgsgeschichte.
vlnr. Linda Feger, Asma, Oula, Mohadesa, Lamyaa, Malak, Christoph Jarosch. (Foto: Simone Bastreri/Bistum Trier
Datum:
30. Nov. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Ein kleiner Ruck, dann fällt das blaue Samt-Tuch von der Staffelei zu Boden und enthüllt das Portrait einer jungen Frau mit langen, dunklen Haaren, die strahlend ihr letztes Zeugnis der Berufsbildenden Schule (BBS) für Gestaltung und Technik in Trier in die Höhe hält. Daneben steht sie in persona: Aufgeregt lächelt Lamyaa El Fadi am Tag der Vernissage zur Ausstellung des Projektes „Geschafft“ des Jugendmigrationsdienstes (jmd) Trier ins Publikum. Genau wie sieben andere junge Leute steht sie an diesem Abend Ende November in dem kleinen Saal der Stadtbücherei Trier im Mittelpunkt.

Was sie verbindet? Sie sind aus unterschiedlichen Ländern nach Deutschland gekommen, sie haben Träume und Ziele, und sie haben schon einiges geschafft: Acht junge Menschen, die in der Region Trier ein neues Leben begonnen haben, erzählen in der Ausstellung „Geschafft“ von ihrer ganz persönlichen Erfolgsgeschichte. Es sind intime Einblicke, eingefangen durch Portraits und Audio-Interviews, die anderen Jugendlichen Mut machen sollen, ihren Weg zu gehen. Noch bis Mitte Januar wird die Ausstellung zum Projekt des „jmd im Quartier“ des Caritasverbands Trier in der Stadtbücherei zu sehen sein – frei zugänglich für alle, auch ohne Leseausweis.

„Ihr müsst nur den QR-Code unter den Portraits scannen und hört dann unsere Geschichten über euer Handy“, erklärt Lamyaa die Handhabe der Ausstellung. Die 18-jährige hat marokkanische Wurzeln und wurde in Italien geboren. Erst vor zwei Jahren kam sie mit ihrer Mutter und ihren vier Geschwistern nach Deutschland, um hier ein besseres Leben anzufangen. „In Italien war es schwer. Meine Mutter als Alleinerziehende musste so viel arbeiten – ich selbst wollte schon nicht mehr in die Schule gehen, um besser auf meine Geschwister aufpassen zu können“, berichtet Lamyaa. In Deutschland besucht sie nun die BBS in Trier, macht ihren Realschulabschluss nach und will auch das Abitur schaffen, um später Kriminalistik zu studieren. Über die bewegten Lebensgeschichten, Erfahrungen und was „Erfolg“ überhaupt für Lamyaa und die anderen Projektteilnehmenden bedeutet, erfahren die Ausstellungsbesucher via Audio-Interviews, die die jungen Leute gegenseitig in einem improvisierten Tonstudio aufgenommen haben.

Lamyaa El Fadi (Foto: Simone Bastreri/Bistum Trier)

„Es war eine sehr coole Erfahrung, in diesem Projekt mitzumachen, die ich nur jedem empfehlen kann. Ich konnte viel über mich selbst erfahren“, berichtet auch Asma Samatar. Die 21-Jährige stammt aus Somalia und kam 2015 nach Deutschland – zunächst nach Hermeskeil. Inzwischen lebt sie in Trier und studiert an der hiesigen Universität BWL. Besonders hätten ihr die Schreibwerkstatt und der Dreh eines Videos über das Projekt gefallen. „Ich habe viel erlebt, tolle Leute kennengelernt und wir hatten zusammen viel Spaß.“ Doch für die Zukunft hat Asma sich nicht nur die Teilnahme an Projekten vorgenommen, sondern auch, selbst eines zu initiieren, bei dem somalische Jugendliche in lockerer Runde deutschen Gleichaltrigen etwas von ihrer Heimatkultur näherbringen können.

Der Jugendmigrationsdienst „im Quartier“ sei ein vierjähriges Modellprojekt, erklärt Christoph Jarosch, der gemeinsam mit Linda Feger für die Organisation von „Geschafft“ verantwortlich zeichnet. „Es geht dabei einerseits um eine Stärkung des nachbarschaftlichen Zusammenhalts in den Quartieren, in denen die jungen Leute leben. Und andererseits darum, ihnen eine Plattform zu geben, ihre Ansichten öffentlich kundzutun.“ Die meisten der jungen Leute, die vom Jugendmigrationsdienst beraten würden, hätten ihre Heimat verlassen müssen. „Mein Koffer und mein Herz wären zu klein, wäre ich vor diese Entscheidung gestellt“, so Jarosch bei der Begrüßung zur Vernissage. „Sie müssen eine neue Sprache erlernen und es ist schwierig für sie, deutsche Freunde zu finden. Fast alle haben mit Alltagsrassismus zu tun und nicht wenige ziehen sich dann zurück und sind einsam.“ Umso mehr bewundere er das Engagement und den Ehrgeiz, mit dem die jungen Leute hier ein neues Leben aufbauten. Seine Kollegin Feger ergänzt: Angesichts der vielen schlechten Nachrichten im letzten Jahr, von Corona bis zur Flutkatastrophe, hatten wir einfach einen Hunger nach positiven Nachrichten. Wir möchten mit dem Projekt zeigen: Da sind junge Leute, die hier Fuß fassen, die sich etwas aufbauen.“ Dabei seien besonders zwei Aspekte für die „Erfolgsgeschichten“ wichtig: „Dass andere Menschen an sie glauben, und vor allem, dass sie selbst an sich glauben.“

Die Ausstellung „Geschafft“ ist bis Mitte Januar in der Stadtbücherei im Bereich Jugendbuch zu sehen. Im Anschluss kann die Ausstellung auch von Schulen, Einrichtungen und Museen ausgeliehen werden. Informationen gibt es bei: jarosch.christoph@caritas-region-trier.de oder bei feger.linda@caritas-region-trier.de. Auf der Seite www.jmd-trier.de gibt es die Ausstellung auch online unter der Rubrik „Jugendmigrationsdienst im Quartier“ zu sehen.
(sb)