Museum am Dom zeigt Exponate aus sechs Jahrhunderten mit aktuellem Bezug:Sonderausstellung: gemeinsam – einsam
Trier – Die Sehnsucht nach Nähe ist in Zeiten von Covid-19 präsenter denn je. Gemeinschaft, Einsamkeit, Nähe, Distanz: Das sind die Themen, die den öffentlichen Diskurs, aber auch das ganz persönliche Denken und Fühlen in der Pandemie bestimmen. Kunstschaffende haben diese großen Stoffe der Menschheitsgeschichte jedoch über alle Epochen hinweg aufgegriffen. Eine Auswahl an Exponaten vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart zeigt das Museum am Dom in seiner aktuellen Ausstellung „gemeinsam – einsam“.
Einsamkeit und Gemeinschaft sind sich oft näher, als man denkt: Sie überschneiden sich, grenzen voneinander ab, greifen aufeinander über. Ersichtlich werde dies etwa an der tönernen Plastik „Mauerläufer III“ des Künstlers Eberhard Linke aus dem Jahr 1982, erläutert Markus Groß-Morgen, Direktor des Museums am Dom. Als optischer Mittelpunkt im Foyer des Museums zeigt das Werk verschlungene Körper, die sich dennoch voneinander abstoßen – jede Figur für sich gefangen in einer Mauer, die alle miteinander verbindet. In Gemeinschaft sind die Apostel Petrus, Johannes und Jakobus in der Ölbergszene „Schlafende Jünger am Ölberg“, die Christusfigur allerdings fehlt. „Statt Jesus in der schweren Stunde beizustehen, schlafen die Jünger. Die Einsamkeit wird somit in der fehlenden Christusfigur, die nicht erhalten ist, greifbar“, erklärt Kirstin Jakob, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Dommuseum. Die kolorierte Skulpturengruppe aus Eichenholz entstand um 1500 und greift die im Neuen Testament überlieferte Nacht vor der Kreuzigung Jesu auf.
Ob er nun einsam oder allein ist, der Steuermann mit Mitra in der Bronze-Skulptur „Das große Boot“ von Otto Fischer (2017), bleibt dem Betrachter überlassen. Ohne Mannschaft lenkt er den überdimensionierten Nachen im weiten Raum. Ganz anders sieht es bei dem Gemälde „Lost Paradise 2“ aus, in dem die Düsseldorfer Künstlerin Edith Oellers den Sündenfall als moderne Alltagsszene zeigt.
Die Ausstellung bringe Gemälde, Fotografien und Skulpturen aus dem Fundus des Dommuseums in einen völlig neuen Zusammenhang, so Groß-Morgen. Sie sei eine Einladung, über die eigenen Erfahrungen mit Distanz, Abstand und Maskierung der vergangenen Monate im Kontext der Corona-Pandemie nachzudenken. Die Ausstellung, die bis Ende des Sommers läuft, kann von Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr nach vorheriger Anmeldung (Tel.: 0651-7105255) besucht werden.
Weitere Informationen gibt es auf www.museum-am-dom-trier.de.
(ih)