Caritas-Direktor Christian Müssig berichtet vom Einsatz der Gelder aus Bistum Trier :Spenden helfen in Bolivien beim Kampf gegen Wasserverschmutzung
Trier/Santa Cruz – In der Adventszeit trudeln sie in besonders großer Zahl ein: Briefe mit Bitten um Spenden für wohltätige Zwecke. Tatsächlich gelten die Deutschen als äußerst spendenfreudig und werden laut Prognose des Deutschen Spendenrats in diesem Jahr wieder rund 5 Milliarden Euro spenden. Die Frage nach Transparenz ist den meisten dabei wichtig: Wo und wie genau wird mein Geld vor Ort eingesetzt? Eine sehr konkrete Antwort darauf, was mit den Spenden aus der Bolivienpartnerschaftswoche und Kollekten der Erntedank-Gottesdienste geleistet wurde, hat bei einer Stippvisite im Bistum Trier Pfarrer Christian Müssig gegeben. Der Würzburger Bistumspriester lebt und arbeitet seit vielen Jahren als Pfarrer und inzwischen auch als Caritas-Direktor in Santa Cruz in Bolivien, dem Partnerland des Bistums Trier. Seine Mission, für die er von seinem Heimatbistum freigestellt wurde: Für dieie Menschen seiner weitläufigen Gemeinde in der pulsierenden Millionenmetropole da sein und ihre Lebensbedingungen verbessern. Spenden aus dem Bistum Trier, mit dem Müssig über die Diözesanstelle Weltkirche gute Kontakte pflegt, haben schon öfter eine tragende Rolle bei der Hilfe für Arme und Kranke gespielt. So etwa während der Corona-Pandemie, als das Bistum Beatmungsgeräte und weitere lebenswichtige Ausstattung für das katholische Krankenhaus in Santa Cruz lieferte und mit knapp 105.000 Euro zum Aufbau einer Corona-Station beitrug.
Caritas in Santa Cruz de la Sierra betreibt Wasserlabor
Und nun kann der umtriebige Missionspriester von der neusten Anschaffung erzählen, die zur Hälfte (40.700 Euro) durch Spendengelder aus dem Bistum Trier und zur anderen Hälfte durch das Hilfswerk Adveniat getragen wurde: Ein professionelles Wasserlaborgerät. Die Caritas seines Erzbistums betreibt ein Wasserlabor? „Richtig gehört“, lacht Pfarrer Müßig, „wir sehen auch die Gesundheit der Menschen als einen wichtigen Aspekt unserer Seelsorge. Deshalb bieten wir ein eigenes, unabhängiges Labor, um die Wasserqualität von Santa Cruz und den umliegenden Departamentos analysieren zu können.“ Denn die sei häufig nicht gut und belaste gerade die Amazonas-Anlieger, deren Nahrungsgrundlage die Fische aus den Flüssen seien und die ihre Felder mit dem belasteten Wasser wässerten. „Bisher konnten wir das Wasser nur auf Chlorgehalt, Mangan und Trübheit untersuchen. Für die Verunreinigung mit Schwermetallen mussten wir Dritte beauftragen und hatten dann keine Einsicht mehr in den kompletten Prozess. Mit dem neuen Laborgerät können wir aber zum Beispiel schauen, wie viel Quecksilber vorhanden ist, was vor allem durch Bergbau oder die illegalen Goldwäscher-Schiffe in den Amazonas und die Nebenflüsse geleitet wird.“ Von diesen Schiffen gebe es Hunderte, skizziert Müssig ein Bild der – auch politisch – schwierigen Lage. „Sie fahren mit oder auch ohne Lizenz selbst in Naturschutzgebiete hinein. Durch die Korruption im Land ist das möglich.“
Vision sind konkrete Ernährungsempfehlungen
Die Vision der Caritas sei, die Dienste des Labors anzubieten und irgendwann relativ genau kartographieren zu können, wo die Belastungen im Wasser besonders hoch sind. „Dann könnten wir entsprechend Ernährungsempfehlungen aussprechen und den Leuten sagen: Esst diesen Fisch lieber nur einmal in der Woche oder lasst die Leber gleich komplett weg“, veranschaulicht Müssig die Pläne für das teure Laborgerät aus Deutschland. Bis zu zwanzig Proben könne man täglich untersuchen und Auftraggeber wie Gemeinden und Organisationen so in ihrem Engagement für eine gesunde Lebenswelt unterstützen. Außerdem sei es dann möglich, Druck aufzubauen und die offiziellen Stellen zur Verantwortung zu ziehen. In Bolivien sei das schwierig, denn dort herrscht seit Jahren die sozialistische Partei des ehemaligen Staatspräsidenten Evo Morales, die alle wichtigen Ämter und Institutionen selbst besetzt. Gewaltenteilung: Fehlanzeige. Die Günstlingswirtschaft lähme Bolivien, erzählt Müssig.
Caritas unterstützt Menschen niedrigschwellig
Trotzdem liebt er das Land, das er zunächst 1985 während eines Freisemesters im Theologiestudium kennenlernte. Seit 2007 lebt er mit kürzeren Unterbrechungen in dem südamerikanischen Land. Sein Job bei der Caritas ist vielfältig: er unterstützt den Aufbau lokaler Ortsgruppen der Caritas in den Pfarreien und leitet Entwicklungsprojekte auf dem Land, die etwa auf die politische Bildung und Selbstverantwortung der Menschen zielen oder ihnen nachhaltige Anbaumethoden näherbringen. Außerdem werden dort Menschen mit Sehbehinderung unterstützt, etwa durch spezielle Computerkurse. „Natürlich muss man ein wenig Chaos-resistent sein, wenn man in einem Land wie Bolivien lebt“, grinst der 60-Jährige. „Aber ich schätze das Fröhliche, Lebhafte. Sobald ich die Zimmertüre aufmache, die in den Innenhof der Pfarrei führt, ist von morgens bis abends immer etwas los.“ Die guten Kontakte ins Bistum Trier will der Missionspfarrer weiterhin pflegen und die Spenden der Menschen aus dem Bistum mit der Caritas in Santa Cruz in sinnvolle Projekte investieren.