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Muttersprachlerinnen unterstützen Schwangerschaftsberatung im Saarland:Sprachbarrieren überwinden

"Unterstützung schwangerer Frauen im Beratungsprozess durch Muttersprachlerinnen" - Projekt des SkF im Saarland zieht Jahresbilanz.
vlnr: Fatima Issa, Iman Jaffar-Amir, Marion Groß, Zeynep Cinakni, Andrea Wolter, Ulrike Lang, Amina Darwisch, Marion Matula, Yosra Alhariri mit Baby
Datum:
2. Juni 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Wenn Flüchtlinge nach Deutschland kommen stehen sie vor allem vor einem großen Problem: Unserer Sprache. In den Beratungsstellen für Schwangere des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. (SkF) gibt es deshalb seit einem Jahr ein Projekt, bei dem elf Muttersprachlerinnen die Arbeit der Beraterinnen unterstützen.

„Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass immer mehr Schwangere zu uns in die Beratungsstellen kommen, und gleichzeitig auch, dass die Sprachbarrieren immer größer werden, um Details in den Gesprächen zu klären“, erzählt Andrea Wolter, Geschäftsführerin des SkF. Über zwei Drittel der Frauen, die in die Schwangerschaftsberatung kommen seien Ausländerinnen. Wenn die Verständigung nicht funktioniert, werden die Ehrenamtlichen zur Hilfe hinzugezogen. „Viele Frauen kommen auch traumatisiert in Deutschland an“, ergänzt Ulrike Lang, Leiterin der Beratungsstelle in St.Wendel. „In den Beratungsgesprächen kommen viele Dinge zur Sprache, aber ohne die Muttersprachlerinnen kommen wir gar nicht erst in richtige Gespräche.“

Yosra Alhariri ist eine der ehrenamtlichen Muttersprachlerinnen. Sie kommt ursprünglich aus Syrien. Jetzt lebt sie in Saarbrücken und kennt die Situation der Migrantinnen, die zum SkF kommen: „Ich war selbst schwanger und bin in der Beratungsstelle gewesen. Ich spreche ein bisschen Deutsch und Englisch, das hilft auch. Meine Muttersprache ist Arabisch. Wenn sie mich anrufen, komme ich gerne und helfe den Frauen. Das ist auch gut für mich, weil es meine Erfahrung mit der Sprache bereichert.“ Für die Frauen bedeutet es eine große Wertschätzung als Sprach- und auch Kulturmittlerinnen eingesetzt zu werden. Das merken sie nicht nur durch die Dankbarkeit, die sie von Seiten der Schwangeren und deren Familien erfahren, sondern auch durch die Anerkennung seitens der eigenen Familie. „Meine Freunde und auch mein Mann finden es gut, dass ich das mache“, sagt Iman Jaffar-Amir, die aus dem Irak stammt.

Die Ehrenamtlichen werden nicht nur zu Beratungsgesprächen dazugeholt, sondern begleiten die Schwangeren auch bei Gängen zum Amt, ins Krankenhaus oder sind dabei, wenn die Hebamme zum Vorgespräch nach Hause kommt. Insgesamt gab es in dem Jahr seit das Projekt läuft, 85 Einsätze für die Muttersprachlerinnen. Die elf Frauen sprechen neben Arabisch auch Kurdisch, Türkisch sowie Rumänisch oder Bulgarisch. Dass viele der Schwangeren, aber auch viele der Ehrenamtlichen Muslima sind, ist weder für die Frauen, noch für die Beratungsstellen ein Problem. „Wir sind offen für alle Religionen“, betont Andrea Wolter.

Das Projekt des SkF, das durch die Flüchtlingshilfe „willkommens-netz“ des Bistums Trier unterstützt wird, macht es möglich, dass den Frauen zumindest die Fahrtkosten erstattet werden. Eine Vergütung bekommen sie nicht –sie helfen den Schwangeren freiwillig. Die Finanzierung des Projekts läuft jedoch im Juli aus. Der SkF ist deshalb auf der Suche nach Unterstützern, die das Projekt weiter am Laufen halten.

Dominik Holl