Papst Franziskus feiert Abschluss des Weltjugendtags Lissabon mit 1,5 Millionen Menschen – 2027 Wiedersehen in Südkorea :„Steht immer wieder auf – und habt keine Angst“
Lissabon – Der Weltjugendtag 2023 in Lissabon ist mit zwei Höhepunkten zu Ende gegangen: So feierten 1,5 Millionen junge Menschen mit Papst Franziskus auf dem Gelände des weitläufigen Tejo-Parks eine Vigil (nächtliche Gebetswache) und den morgendlichen Abschlussgottesdienst am 6. August – und übernachteten auch unter dem klaren Nachhimmel Lissabons. Die 270 jungen Pilgerinnen und Pilger aus dem Bistum Trier sehen müde aber mit vielen freudigen Erfahrungen auf das Großevent mit über 150 Nationen zurück.
Papst motiviert junge Menschen auf ihrem Weg Gutes zu tun
Wie schon zuvor bei anderen Gelegenheiten motivierte der Papst die jungen Gläubigen: Freude sei missionarisch, also dazu da, weitergegeben zu werden. Sie sollten in ihrem Leben nach einem positiven Sinn suchen, sich überlegen, welche Menschen „Wurzeln der Kraft“ für sie seien und selbst bei Misserfolgen oder einem Straucheln nicht das Handtuch werfen. Im Leben müsse man trainieren, nichts sei umsonst, außer die Liebe Jesu. Die aber gebe eine große Freiheit: „Lasst uns in der Hoffnung gehen, lasst uns auf unsere Wurzeln schauen und vorwärts gehen, ohne Angst. Habt keine Angst!“. Beim Abschlussgottesdienst warnte er seine „jungen Freunde“ davor, nicht egoistisch zu sein und sich selbst ins Rampenlicht zu stellen. Das innere Strahlen komme nicht, wenn man ein perfektes Bild abgebe, sondern wenn „wir Jesus annehmen und Werke der Liebe tun.“
Vigilfeier einer der Höhepunkte
Für viele Weltjugendtagspilger sind die abendliche Vigil und das Übernachten gemeinsam mit Hunderttausenden Menschen unter freiem Himmel einer der Höhepunkte ihrer Reise. Doch zunächst galt es für die Trierer Gruppen, von ihrer Unterkunft in einer Grundschule inmitten der Stadt per pedes zum rund 9 Kilometer entfernten Park Tejo an der großen Autobahnbrücke Vasco da Gama zu pilgern – und das bei 34 Grad sengender Hitze in den Straßenzügen der Stadt. Kamen Teilnehmer an ihre körperlichen Grenzen, reagierten die Gruppenleitungen besonnen, zogen ihre Gruppen zunächst aus den Pilgerströmen und warteten ab, um zu einem späteren Zeitpunkt zum zugeteilten Sektor A15 auf das Feld zu folgen. „Man muss schon starke Nerven haben, um die Hitze und die Wanderung mit dem Gepäck mitten unter so vielen anderen Menschen gut zu überstehen“, gibt Marie, 24, aus Wadgassen zu. „Aber es hat sich absolut gelohnt“, lächelt sie mit Blick auf die Vigil, bei der 50 junge Leute aus 21 Nationen eine Tanzperformance dargeboten hatten, untermalt durch Licht-Drohnen, die die Worte „Rise up – Steh auf“ in den Himmel über der weißen Bühne mit dem beleuchteten Kreuz schrieben. Tobias Wolff aus Neuwied hat die Botschaft des Papstes beeindruckt „in ihrer Einfachheit, aber auch Tiefe“, sagt er. Für die 20-jährige Studentin Vivien aus Kleinblittersdorf gab es einen besonderen „Gänsehautmoment“: „Als das Allerheiligste (geweihte Hostien in der Monstranz) ausgesetzt wurde, haben sich plötzlich alle Menschen um uns herum im Sektor gekniet. Ich hätte nicht gedacht, dass alle so bei der Sache sind, aber der Moment war schon ‚wow‘.“
Eine tolle Gastgeber-Stadt und viele freudige Begegnungen
Was den Gruppen aus dem Saarland, Neuwied, der Eifel, Trier oder von der Mosel aber ebenso in Erinnerung bleiben wird, sind die vielen Begegnungen an jeder Straßenecke und in der Metro mit Fahnen schwenkenden, singenden italienischen, spanischen, brasilianischen oder polnischen Pilgergruppen, mit denen die Jugendlichen Fotos schossen und es zu einer Art Sport machten, kleine Andenken und Geschenke wie Buttons oder Armbänder auszutauschen. Svenja aus Saarbrücken wird sich daran noch lange gern erinnern, sagt sie: „Diese Freundlichkeit und Freude, mit der so viele Nationen hier aufeinandergetroffen sind und sich respektvoll und nett behandelt haben.“ Am Strand Lissabons ließ sich die Gruppe des Angela-Merici-Gymnasiums Trier die frische Meeresbrise um die Nase wehen, andere besuchten mit ihren Gruppen den Torre de Belém, einen frühneuzeitlichen Leuchtturm aus der Glanzzeit des portugiesischen Seefahrerimperiums. Abends unternahmen manche gar einen Nachtausflug zur Christus Statue Christo Rei, die wie ihr Vorbild in Rio de Janeiro hoch über der Stadt thront. Eine beliebte Anlaufstelle wurde für deutschsprachige Pilgernde das deutsche Pilgerzentrum im Goethe-Institut, wo Bruder Antonius Joos von den Barmherzigen Brüdern aus Trier mit anderen Ehrenamtlichen für das Wohl der Jugendlichen sorgte. Hier gab es kühle Getränke, Snacks und Platz unter schattigen Palmen im Garten zum Chillen und Kraft tanken, wenn die Unterkünfte über Tag geschlossen hatten.
Tage der Begegnung haben tiefen Eindruck hinterlassen
Während die mit dem Flugzeug reisenden Gruppen nur am Weltjugendtagsprogramm in der portugiesischen Hauptstadt teilnahmen, durften die Buspilger während der Tage der Begegnung tiefer in die Landes- und Glaubenskultur der Portugiesen eintauchen. „Die ganzen zwei Wochen waren ein einziges Highlight“, unterstreicht Klara Merrem aus Altrich. Ihre Gruppe mit Leuten von Hetzerath bis Vallendar ist sich einig: Der Weltjugendtag sei kein Urlaub, sondern ein aufregendes Erlebnis. Für die Organisationsleitung Christel Quiring und Jugendpfarrer Thomas Hufschmidt ist die Pilger-Reise ein Erfolg geworden. Quiring: Ich hätte nicht erwartet, dass der Weltjugendtag so top organisiert ist. Mehrheitlich wurde er von Ehrenamtlichen gestemmt und wir haben so tolle Unterstützung bei allen Planungen erhalten. Hufschmidt fügt hinzu, es hätte eine schöne Dynamik von den Tagen der Begegnung hin bis Lissabon gegeben: „Erst die Aufnahme in den Pfarreien, dann ging es zum Fest in die Bistumsstadt und schließlich nach Lissabon – also vom Kleinen hin zum Großen, wo wir Weltkirche erfahren haben.“ Natürlich gebe es Warteschlangen oder auch mal eine Verspätung, „aber diese Erfahrungen sind eben auch Weltjugendtag“, betont Quiring. „Weil so gute Kontakte entstanden seien, gerade in Aveiro, plane das Team, „unsere portugiesischen Freunde ins Bistum Trier einzuladen“. Sebastian Müllers Highlight sei „definitiv die Gemeinschaft, die Gruppe“ gewesen, und dass er Menschen so vieler Nationen getroffen habe, gerade nach der Pandemie. Der 23-jährige Mendiger geht positiv gestimmt nach Hause: „Die Bestärkung von Papst Franziskus, sich nicht entmutigen zu lassen, fand ich sehr bewegend. Und mitnehmen werde ich das Gefühl, dass man mit so vielen Menschen eine gemeinsame Sache teilt, dass man sich für Frieden und Wohlstand für alle einsetzen sollte.“
Das nächste Gastgeberland des Weltjugendtages wird übrigens 2027 Südkorea sein, wie Papst Franziskus bei der Abschlussmesse verkündete.