Koblenz – Langzeitarbeitslose nicht im Regen stehen lassen, sondern auf ihre Lage aufmerksam machen und eine bessere Politik für sie fordern: Das hat sich die Caritas-Kampagne "Stell mich an, nicht AUS!“ auf die Fahnen geschrieben, die am 24. Mai in Koblenz eröffnet wurde. Trotz des fast schon symbolischen Regenwetters startete die Kampagne auf dem Jesuitenplatz mit einem bunten Bühnenprogramm und der gleichnamigen Ausstellung zur Kampagne. Sie macht mit großen Bildern in einem Kubus den Unterschied von Betroffenen als „Ausgestellte“ und „Angestellte“ drastisch deutlich. In den kommenden Tagen wird sie in der Citykirche zu sehen sein. Die Kampagne sei ein sozialpolitischer Schwerpunkt des Jubiläumsprogramms „100 Jahre Caritasverband im Bistum Trier“, erklärte Diözesan-Caritasdirektorin Dr. Birgit Kugel beim Auftakt den Gästen in der Citykirche Koblenz. Trotz guter Wirtschaftslage im Land habe sich die Situation der Langzeitarbeitslosen nicht verbessert, auf Ebene der Bundespolitik habe sich wenig getan. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, Menschen die lange Zeit ohne Arbeit sind, wieder Beschäftigung und soziale Teilhabe zu ermöglichen“, unterstrich Kugel. Gastreferent Prof. Dr. Stefan Sell von der Hochschule Koblenz unterstrich in seinem Vortrag die Forderung Kugels nach einer besseren Arbeitsmarktpolitik. Der wirtschaftliche Aufschwung der letzten Jahre sei an den Langzeitarbeitslosen vorübergegangen, ihre Lage werde öffentlich kaum wahrgenommen und diskutiert. Dadurch habe sich aber der Blick auf diese Gruppe in bedenklicher Weise verändert: „Heute herrscht die Annahme, dass die Betroffenen „selbst schuld“ an ihrer Situation sind“. Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung habe sogar ergeben, dass Langzeitarbeitslose den ersten Rang bei Vorurteilen in der Gesellschaft belegen. Es sei der Zeitgeist heute, der die Arbeitslosigkeit moralisiere und individualisiere. Man müsse sich jedoch eingestehen, dass es für manche Menschen von Unternehmensseite einfach keine „Nachfrage“ gebe. Nun gebe es zwei Optionen: „Entweder, wir überweisen diesen Menschen jeden Monat ihr Hartz IV, zwingen sie in kurzfristige Maßnahmen, die nachweislich oft nichts bringen und akzeptieren ansonsten ihr Schicksal. Oder wir lassen sie teilhaben, geben ihnen eine sinnvolle Beschäftigung auf dem zweiten Arbeitsmarkt.“ Nach dem Vortrag eröffnete Dr. Hans Günther Ullrich, bischöflicher Beauftragter für die Aktion Arbeit des Bistums Trier, die Ausstellung. Die Bilder, die auf dem Kubus zu sehen seien, sagten mehr als tausend Worte, so Ullrich. Oft fielen Langzeitarbeitslose in ein Loch, denn Arbeit sei nicht nur in Geld aufzuwiegen. Sie bedeute einen Platz in der Gesellschaft, die Gewissheit, einen Beitrag zu leisten. Vor 30 Jahren habe das Bistum die Aktion Arbeit ins Leben gerufen – heute stehe man vor den gleichen Problemen. „Es ist der ureigene Auftrag von Kirche, denen eine Stimme zu geben, die keine haben. Die Langzeitarbeitslosen sollten nicht an den Rand der öffentlichen Diskussion gedrängt werden.“ Und die Geschäftsführerin der Aktion Arbeit, Andrea Steyven, warb in der anschließenden Talkrunde um Spenden für die 27 Projekte, die die Aktion derzeit unterstützt: „Bischof Stephan Ackermann hat versprochen, alle Spenden, die dieses Jahr eingehen, aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls zu verdoppeln.“ Wie die Förderung von Menschen mit so genannten „Vermittlungshemmnissen“ aussehen kann, bewiesen auch die Talkgäste der CarMen, Geschäftsführer Hermann Trapp und Mitarbeitende. Staatssekretär David Langner, Marianne Morgenschweis vom Jobcenter Mayen-Koblenz, Caritasdirektorin Martina Best-Liesenfeld, Anette Moesta, Vorsitzende des Caritasverbands Koblenz, Martina Messan als Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Integration durch Arbeit gehörten ebenfalls zu den Talkgästen des Moderators Tom Theisen. Für Musik sorgte die Band CarMen Allstars. Mehr Informationen zur Kampagne gibt es im Internet: www.ida.caritas.de/aktuelles/stell-mich-an-nicht-aus.