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Ambulantes Hospiz St. Josef Neunkirchen feiert sein 20-jähriges Bestehen:„Sterbende und Trauernde sollen einen Platz in unserer Mitte haben“

Mit einem Festakt hat das Ambulante Hospiz St. Josef Neunkirchen sein 20-jähriges Bestehen gefeiert.
Die Leiterin des Ambulanten Hospizes St. Josef Neunkirchen, Petra Hohnsbein, stellt Meilensteine aus 20 Jahren Hospizarbeit im Landkreis Neunkirchen vor. Foto: Ute Kirch
Datum:
19. Okt. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Neunkirchen/Spiesen-Elversberg – Sie unterstützen Schwerkranke, Sterbende und ihre Angehörigen in den schwersten Stunden und das seit nunmehr seit zwei Jahrzehnten: Gemeinsam mit Gästen und Kooperationspartnern haben Haupt- und Ehrenamtliche am 18. Oktober das 20-jährige Bestehen des Ambulanten Hospizes St. Josef Neunkirchen gefeiert. „Wir haben in den 20 Jahren über 3200 Patientinnen und Patienten und ihre Familien begleitet. Jeder dieser Menschen steht für ein Einzelschicksal. Die Menschen, die wir kennenlernen, befinden sich in einer Extremsituation, geprägt von großer Angst und Unsicherheit. Unsere Aufgabe ist es, sie zu unterstützen und zu begleiten“, blickte die Leiterin des Hospizes, Petra Hohnsbein, beim Festakt im Centrum für Freizeit und Kommunikation (CFK) in Spiesen-Elversberg, zurück.

„Es war ein großer Schritt, ja, angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen ein Wagnis“, sagte die frühere Krankenhaus-Oberin und heutige Vorsitzende des Fördervereins Christel Müller, die 2002 mit Petra Hohnsbein die Entwicklung des Hospizgedankens vorantrieb. Gestartet mit einer Halbtagsstelle und drei Ehrenamtlichen, die vom Caritasverband Schaumberg-Blies ausgebildet wurden, startete das Team die Arbeit. „Insgesamt haben bis heute über 200 Frauen und Männer bei uns das Befähigungsseminar absolviert. Aktuell sind 69 ehrenamtliche Hospizhelferinnen und -helfer für uns tätig. Ihre Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit sind der Garant für unsere Arbeit“, sagte Petra Hohnsbein. Ihr Team zählt inzwischen sieben hauptamtliche Hospizhelferinnen. Auch 20 Jahre später sind mit Hohnsbein und den Ehrenamtlichen Brigitte Weber und Karin Basler Hospizhelferinnen der ersten Stunde mit an Bord. „Danke für Ihre Aufbauarbeit, die Weiterentwicklung und das Durchhalten auch in schweren Zeiten. Sie leisten wertvolle Arbeit!“, sagte Müller.

Die hauptamtlichen Hospizhelferinnen des Ambulanten Hospizes St. Josef Neunkirchen: Sarah Fischbach, Stefanie Kiesgen, Lind und Sebastian Fitzek (Autor), Claudia Trost, Petra Hohnsbein und Dagmar Hoffmann. Foto: Ute Kirch

Wichtige Meilensteine waren nach dem Trägerwechsel von der Maria Hilf GmbH zur Marienhaus GmbH im Jahr 2003 die Kooperation mit dem Landkreis Neunkirchen und die Gründung des Fördervereins im gleichen Jahr. 2005 erfolgte die Gründung des Kinderhospizes Saar in Kooperation mit dem St. Jakobus-Hospiz Saarbrücken und dem St. Michael-Hospiz in Völklingen. 2007 folgte die Mitentwicklung der integrierten Palliativversorgung zunächst für Erwachsene und dann Kinder, aus denen sich die SAPV-Teams (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung) für Erwachsene und Kinder und Jugendliche herausbildeten. Mit dem Dekanat Neunkirchen und dem momentum wurde vor zehn Jahren das Lebenscafé Geheischnis für Trauernde ins Leben gerufen. Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit dem Caritasverband Schaumberg-Blies, der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Hospiz Saarland, der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) sowie Pflegeheimen und, stationären und ambulanten Hospizen, Kliniken und Palliativstationen.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung, durch die der kaufmännische Direktor der Marienhausklinik St. Josef Kohlhof, Rainer Kropp führte, vom Chor Coloured Voices unter der Leitung von Frank Huppert. Der Autor Sebastian Fitzek las aus seinem Buch „Der erste letzte Tag“, bei dem zwei Menschen einen Tag verbringen, als wäre es ihr letzter. Immer wieder brachten sich ehrenamtliche Hospizhelfer mit Statements in die Veranstaltung ein und beschrieben, was ihnen ihr Einsatz bedeutet: „Wir begleiten Kranke und ihre Angehörigen, wir kaufen ein, erledigen Behördengänge, lesen vor, hören zu, sind für sie da. Das ist nicht immer einfach. Aber dabei machen wir Erfahrungen, die uns persönlich bereichern.“

Die ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und -helfer des Ambulanten Hospizes St. Josef Neunkirchen. Foto: Ute Kirch

Worte des Dankes und der Anerkennung kamen von der Neunkircher Bürgermeisterin Lisa Hensler sowie Landrat Sören Meng. „Sie haben damals Pionierarbeit geleistet. Sie ermöglichen menschenwürdiges Leben bis zuletzt. Danke, dass Sie damals den Mut hatten, diesen Weg zu beginnen“, sagte Hensler. „Der Tod ist unendlich weit weg, ist immer noch ein Tabu in dem oft auf Perfektion getrimmten Leben, dabei ist er mitten unter uns“, sagte Meng. „Sie sind wahre Vorbilder des Lebens. Die Gesellschaft braucht Sie!“

Stellvertretend für den Vorstandsvorsitzenden der Waldbreitbacher Hospiz-Stiftung Christoph Drolshagen überbrachte die Leiterin des Hospizes Hermeskeil-Mohrbach, Marion Schronen, den Dank: „Ohne Ehrenamtliche geht es nicht. Sie sind die Wurzel der Hospizidee. Mein Wunsch ist: Vergesst bei all der Fürsorge für die Patientinnen und Patienten die Selbstfürsorge nicht.“

Paul Herrlein (LAG Hospiz Saarland), Christel Müller (Förderverein), Marion Schronen (Marienhaus-Hospiz Hermeskeil-Mohrbach), Rainer Kropp (kaufmännischer Direktor Marienhausklinik St. Josef Kohlhof), Michaela Collinet (KEB Saarbrücken), Landrat Sören Meng, Bürgermeisterin Lisa Hensler, Petra Hohnsbein (Leiterin Ambulantes Hospiz) (vl) beim Festakt. Foto: Ute Kirch

Für die erkrankte Krankenhaus-Oberin Beate Leonhard-Kaul verlas Christel Müller das Grußwort: „Das Leiden, die Krankheit, das Sterben, der Tod und die Trauer gehören zum Leben und sollen solidarisch, mitmenschlich und würdig erfahrbar werden. Die Menschen sollen auch als Sterbende und Trauernde ihren Platz in unserer Mitte haben. Hospiz ist eine Haltung, in der wir einander begegnen und miteinander unterwegs sind. Hospiz ist die Idee, dass wir Menschen im Sterben nicht alleine lassen, es ist ein Verständnis von Leben, zu dem Krankheit, Leiden und Sterben und die Trauer gehören.“

In den zwei Jahrzehnten habe sich in der Hospizarbeit einiges getan, berichtet der Vorsitzende der LAG Hospiz, Paul Herrlein. Zählte die LAG Hospiz 2002 nur zwölf Mitglieder seien es heute bereits 33, sagte Herrlein, der auch Geschäftsführer des St. Jakobus Hospizes Saarbrücken ist. Zwar gebe es heute – anders als 2002 – mehrere ambulante Hospizdienste, doch sei das Ambulante Hospiz St. Josef Neunkirchen die einzige Einrichtung, die den kompletten Landkreis versorge. „Das Engagement für Schwerkranke und Sterbende ist kein Selbstläufer. Die Hospizidee ist längst noch nicht überall so verwirklicht, dass jeder schwerkranke Mensch, der Hospizarbeit braucht und will, sie auch erhält“, sagte Herrlein. Fachkräftemangel, Corona-Pandemie, der Abbau von Krankenhausbetten und ein massiver Kostendruck seien ein schlechter Nährboden für die Hospizarbeit. 

www.hospiz-nk.de 

(uk)