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Im Pastoralen Raum Saarbrücken entsteht das Kompetenzzentrum Sterben, Tod und Trauer:Sterbenden und Trauernden verlässlich und individuell beistehen

Wenn Angehörige im Pastoralen Raum Saarbrücken eine Krankensalbung wünschen, eine Beerdigung anmelden oder Unterstützung im Trauerprozess erhalten wollen, können sie sich in Kürze an die Hotline des neuen Kompetenzzentrums Sterben, Tod und Trauer wenden.
Datum:
15. Sept. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Eine Heimbewohnerin liegt nachts im Sterben und die Angehörigen wünschen sich, dass ein Seelsorger vorbeikommt. Das Pflegepersonal erreicht aber im zuständigen Pfarrbüro um diese Zeit nur den Anrufbeantworter? Für Situationen wie diese soll im Frühjahr 2022 im Pastoralen Raum Saarbrücken das Kompetenzzentrum Sterben, Tod und Trauer eingerichtet werden. „Es wird eine Hotline geben, die 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche erreichbar ist“, sagt Gemeindereferentin Jennifer Jost, die Seelsorgerin am Klinikum Saarbrücken ist.

Angehörige und Einrichtungen sollen beim Kompetenzzentrum jederzeit anrufen können, etwa wenn sie eine Krankensalbung wünschen, eine Beerdigung nach ihren Vorstellungen anmelden oder Unterstützung im Trauerprozess erhalten möchten. Die Idee für das neue Kompetenzzentrum hatte die Fachkonferenz Sterben, Tod und Trauer des Dekanats Saarbrücken, die Jennifer Jost und ihre Kollegin Andrea Michely, Klinikseelsorgerin in Sulzbach, leiten. „Eine breit und zuverlässig aufgestellte Unterstützung in der letzten Lebensphase beugt Unsicherheiten, Ängsten und Komplikationen vor und bestärkt die Betroffenen darin, den Lebensweg selbstbestimmt bis zum Tod gemeinsam gehen zu können“, sagt Jost.

Klinikseelsorgerin Jennifer Jost. Foto: Klinikum Saarbrücken

Inspiriert vom Beschluss der Trierer Bistumssynode, Perspektivwechsel zu wagen, hat sich die Fachkonferenz dazu entschlossen, die seelsorgerische Begleitung von Sterben, Tod und Trauer den veränderten Anforderungen der heutigen Gesellschaft anzupassen. Als im März 2021 Bischof Stephan Ackermann das Rahmenleitbild für den Bestattungsdienst veröffentlicht, gab es nun auch die kirchenrechtliche Grundlage. „Am Anfang stand die Feststellung, dass die bisherige Seelsorge-Struktur nicht mehr den Bedürfnissen vieler Menschen entspricht“, sagt Jost und nennt ein Beispiel: „Wenn ein Mensch im Sterben liegt, wenden sich die Angehörigen heutzutage nicht mehr zuerst an ihre Pfarrei. Sterbebegleitung hat sich in Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime und Hospize verlagert.“

Auch die Form der Beerdigung werde immer freier gewählt, sodass sie zum Lebensentwurf des Verstorbenen und ihrer Angehörigen passen: Statt des klassischen Sterbeamts wünschten sich zunehmend mehr Leute eine individuellere Gestaltung auch für ein katholisches Begräbnis. Nicht jeder Seelsorger sei dafür offen. „Manche Kollegen gehen zum Beispiel nicht in den Friedwald“, nennt Jost einen Konfliktpunkt. Sie findet: „Angehörige sollen in ihrer Trauer nicht diskutieren müssen, ob sie beispielsweise ein modernes Lied abspielen oder am Ende der Trauerfeier Luftballons steigen lassen dürfen. Sie haben in dem Moment andere Sorgen.“ Andererseits solle sich auch niemand genötigt fühlen, seine persönliche liturgische Toleranzgrenze zu überschreiten. Hier soll das Kompetenzzentrum helfen und trauernden Angehörigen die passenden Seelsorgerinnen und Seelsorger vermitteln. Sie plädiert dafür, sich zu öffnen: „Menschen sollen bei der Trauerfeier das bekommen, was ihnen guttut.“

Im neuen Kompetenzzentrum sollen neben Hauptamtlichen auch geschulte Ehrenamtliche mitarbeiten. „Je mehr, desto besser“, findet Jost. Ziel ist es, einen Dienstplan mit Rufbereitschaften zu organisieren. Damit nachts nicht ein Seelsorger von Altenkessel nach Auersmacher fahren muss, soll der große Pastorale Raum Saarbrücken in West und Ost geteilt werden.

Bis Jahresende will die Fachkonferenz die Pläne den Pfarrteams und Gremien in den Pfarreien vorstellen. „Wir hoffen natürlich, dass möglichst viele das Angebot zur Zusammenarbeit annehmen“, sagt Jost. Bislang gebe es schon Interessensbekundungen von sieben Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften. „Wir erhoffen uns eine bessere Erreichbarkeit und eine größere Verlässlichkeit für Betroffene und für die immer größer werdenden Pfarreien eine Entlastung“, wirbt Jost.

(uk)