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Da sein, wo das Leben spielt :Timo Wacht aus Mettlach wird Diakon im Pastoralen Raum Saarburg

Diakon werden, das bedeutet für ihn nicht nur Bestattungen zu leiten, Kinder zu taufen und Paaren bei der Trauung zu assistieren.
Timo Wacht
Datum:
20. Juni 2023
Von:
Inge Hülpes

Saarburg/Trier/Mettlach – Als vor wenigen Wochen während einer heiklen Bombenentschärfung in Trier-Olewig 280 Menschen bis tief in die Nacht hinein im Messepark Zuflucht suchten, war Timo Wacht da, um zu helfen. Denn der Gemeindereferent, der seit Anfang des Jahres auch Mitglied im Leitungsteam des Pastoralen Raums Saarburg ist, will künftig als Diakon im Hauptberuf Dienst an den Menschen tun. Will „dort sein, wo das Leben spielt”. Deshalb wird er auch nach seiner Weihe zum Diakon am 24. Juni Notfallseelsorger bleiben.  

Diakon werden, das bedeutet für Wacht nicht nur Bestattungen zu leiten, Kinder zu taufen und Paaren bei der Trauung zu assistieren. „Als Diakon ist man wie ein Katalysator”, findet der 34-Jährige, der mit seiner Frau und zwei Söhnen im Kita-Alter in Mettlach-Weiten lebt. „Es geht darum, ein Gespür zu haben, für das, was die Menschen bewegt und beschäftigt. Und auch darum, die diakonische Kirchenentwicklung voranzutreiben.” Menschen aller Altersklassen in Freud und Leid zu begleiten – das kennt Wacht schon seit vielen Jahren: In seinem Freiwilligendienst übte er mit Kita-Kindern ein Musical ein, danach studierte er Religionspädagogik und Praktische Theologie an der Katholischen Hochschule Mainz, als Gemeindereferent ist er im Bestattungsdienst tätig und begleitet trauernde Angehörige. Neben seinem kirchlichen Engagement ist Wacht zudem Vorsitzender des Karnevalsvereins in seinem Wohnort und arbeitet im Förderverein der dortigen Kita mit. Auch in Sachen Musik ist Wacht vielseitig aufgestellt. Oft nimmt er die Gitarre zur Hand oder haut in die Klaviertasten. Sein Steckenpferd ist allerdings der Chorgesang. Dieser Leidenschaft geht er deshalb in gleich zwei Chören nach: in dem grenzübergreifenden Vokalensemble „Voices” und dem Chor „Stimmwerk” seiner Heimatpfarrei St. Lutwinus Mettlach. Letzterer wird die Diakonenweihe im Trierer Dom musikalisch begleiten.   

Diakon werden: Ein langer Prozess des Reifens

Seinem Entschluss, Diakon zu werden, sei ein langer Prozess des Reifens vorausgegangen, erzählt der Saarländer, dem man seine Herkunft in der Aussprache so gar nicht anmerkt. Zuhause und mit Freunden spreche er natürlich auch Dialekt, versichert er und schmunzelt kurz, bevor er wieder zum eigentlichen Thema zurückkehrt: Durch seine Ausbildung zum Gemeindereferenten, die er zunächst in der Pfarrei Saarbrücken St. Augustinus und Maria Königin (Praktikum), später dann auf seiner ersten Einsatzstelle in der Pfarreiengemeinschaft Welschbillig absolviert hat, habe er einiges an Vorwissen mitbringen können. Seit 2017 ist Wacht in Saarburg tätig, wo er von Juni 2021 bis Anfang 2023 zusätzlich die Stelle des Dekanatsreferenten im damaligen Dekanat Konz-Saarburg innehatte. Als Jugendlicher in seiner Heimatpfarrei habe er nie einen Diakon erlebt, erzählt Wacht. Über den Ministrantendienst und seine Tätigkeit als Jugendleiter wuchs er immer weiter in Kirche hinein, übernahm nach und nach immer mehr Verantwortung. „Unser damaliger Pastor hat uns sehr gefördert und uns vieles ermöglicht, dafür bin ich heute noch dankbar.” Der Wunsch, Diakon zu werden, sei ein wenig mit einer Achterbahnfahrt zu vergleichen, sagt Wacht. „Manchmal rückte er näher, manchmal rücke er in den Hintergrund.” Irgendwann sei der Wunsch so präsent gewesen, dass er Nägel mit Köpfen gemacht und sich für die Aufnahme in den Diakonatsbewerberkreis beworben habe. „Das geht allerdings nur, wenn die Familie das mitträgt”, ist Wacht sich sicher.  

Während Timo Wacht gemeinsam mit zwei weiteren angehenden Ständigen Diakonen am Sonntag, 24. Juni um 10 Uhr, im Trierer Dom von Bischof Dr. Stephan Ackermann zum Diakon geweiht wird, wird vor den Türen der Kathedrale die Aktion Lila Stola stattfinden, bei der vor allem Frauen für den Zugang zu dem Weiheamt protestieren. Ob er sich weibliche Diakoninnen vorstellen kann?  Was wäre die Kirche ohne Frauen? Ich denke, dass ich das noch erlebe”, sagt Wacht entschlossen. Die biblischen Überlieferungen und die Tradition der Kirche schätzen den Dienst von Frauen hoch und bringen keine Argumente gegen eine Zulassung von Frauen zum Diakonat. Um Frauen den Zugang zum Diakonat zu eröffnen, müssen eher dogmatische Fragen geklärt werden.”

Weitere Informationen zur Weihe der Ständigen Diakone gibt es bei Axel Berger, Ausbildungsleiter für Diakone im Haupt- und Zivilberuf, unter Telefon 0651-7105-130 oder im Internet auf www.wirglaubenandich.de/seelsorgeberufe/diakon/. 

Diakone gab es bereits im frühen Christentum. Im Laufe der Zeit wurde das Diakonat zur Durchgangsstation auf dem Weg zur Priesterweihe. Erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) wurde das Ständige Diakonat wiederbelebt. Zu den beruflichen Voraussetzungen gehören neben einer abgeschlossenen Berufsausbildung und mehrjähriger Bewährung in einem Beruf unter anderem der erfolgreiche Abschluss des theologischen Studiums. Dieses absolvieren die Teilnehmer während ihrer Ausbildung. Derzeit gibt es im Bistum Trier 186 Diakone, von denen 117 im aktiven Dienst sind und 30 das Amt haupt- und 87 nebenberuflich ausüben (Stand Juni 2023). Die Mehrzahl ist verheiratet und hat Kinder, einige haben den Zölibat als ehelose Lebensform gewählt.