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Anregungen für den Umgang mit Tod und Trauer:Trost finden in Zeiten von Corona

Das Bistum Trier hat Ideen und Anregungen zum Umgang mit Tod und Trauer im Angesicht der Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie veröffentlicht.
Foto: Sandy Millar (www.unsplash.com)
Datum:
24. Apr. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Andernach/Merzig – Seit 20 Jahren beerdigt Gemeindereferentin Marianne Krämer-Birsens Verstorbene aus der Pfarreiengemeinschaft Kruft-Nickenich bei Andernach. Seit der Corona-Pandemie hat sich die Trauerarbeit jedoch verändert: „Das erste Trauergespräch fand noch ohne Händeschütteln im Haus der Trauerfamilie statt. Das zweite dann schon nur noch am Telefon“, berichtet sie. Das Schwierige sei insbesondere der fehlende Blickkontakt. Ohne ihn, seien Pausen und Stille nicht gut auszuhalten. „Telefongespräche sind durchaus intensiver, konzentrierter“, sagt sie. Deshalb sei es wichtig, die Möglichkeit zu bieten, öfter zu telefonieren, „nochmal anzurufen und Vergessenes nachzuholen. Das wird durchaus genutzt.“

Diese Erfahrungen machen so oder in anderer Form derzeit viele Menschen. Es gibt zahlreiche Hürden, denen sich Trauernde, aber auch Seelsorgerinnen und Seelsorger, die Menschen in Trauer begleiten möchten, ausgesetzt sehen. Deshalb haben Haupt- und Ehrenamtliche aus dem Bistum Trier Ideen und Anregungen gesammelt, wie Jürgen Burkhardt erzählt. Er ist Pastoralreferent im Dekanat Merzig und Sprecher des Arbeitskreises „Tod und Trauer“ im Bistum Trier. Diese Ideen und Anregungen wurden jetzt als Praxishilfe sowohl für Seelsorgerinnen und Seelsorger als auch für Trauerende veröffentlicht.

„Die Sammlung ist recht umfangreich geworden. Sie zeigt, dass es bei Haupt- und Ehrenamtlichen und bei den von Tod und Trauer Betroffenen selbst viele Erfahrungen, Kompetenzen und kreative Ideen gibt, die helfen, mit den derzeitigen Herausforderungen umzugehen“, erklärt Burkhardt. Die Praxishilfe gehe von der Frage aus, wie unter den derzeitigen Bedingungen „Menschen die Situationen von Abschied und Trauer so erfahren können, dass bei allem Schmerz auch Trost daraus erwächst. Denn diese Sorge ist ein grundlegendes christliches Anliegen“, betont der Pastoralreferent.

Hilfen für die oftmals schwierige Praxis

In der Praxis zeigt sich schnell, dass auch ein gutes und ausführliches Telefongespräch seine Grenzen hat, wie Marianne Krämer-Birsens berichtet, denn bei einem Telefonat spricht sie nur mit einem Teil der trauernden Familie. „Ich habe auch kein Gesicht zu den Namen und weiß gar nicht so recht, mit wem ich gerade spreche.“ Technische Voraussetzungen für eine Telefonkonferenz oder ein Videotelefonat via Skype sind bei älteren Angehörigen oft nicht gegeben, solche Möglichkeiten wirken für sie oftmals eher befremdlich. Deshalb muss die Gemeindereferentin das Kennenlernen dann auf dem Friedhof nachholen.

Dort offenbaren sich dann oft die nächsten Hürden, wie sie erzählt. „Es gibt oft eine große Unsicherheit bei den Familien: Wen darf ich in den Arm nehmen?“ Aber auch für sie selbst ist die aktuelle Situation sehr schwierig: „Wie halte ich es aus, dass Trauernde allein und weinend am Grab stehen?“ Die Kontaktbeschränkungen gelten schließlich auch auf dem Friedhof.

Diese sagen auch, dass nur eine bestimmte Zahl an Trauernden überhaupt zum Grab gehen darf. In den Anregungen des Bistums finden sich Vorschläge, wie Menschen in diesen speziellen und schmerzhaften Situationen einen Weg finden, ihre Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen, sagt Pastoralreferent Burkhardt. „Da bietet es sich beispielsweise an, zeitgleich mit der Bestattung oder am Tag der Beisetzung ein privates Gedenken zuhause zu halten: mit einer Kerze, einem Bild des Verstorbenen und vielleicht gestaltet mit Gebet, Musik, einem passenden Text, einem Gedenken in Stille oder einem Austausch von Erinnerungen. Hier kann man auch Kinder gut mit einbeziehen.“ Ein anderer Vorschlag wäre, einen Brief an die verstorbene Person zu schreiben.

Eine kleine Redaktionsgruppe aus Mitgliedern des Arbeitskreises „Tod und Trauer“ hat die Ideen gemeinsam mit Stefan Nober von der Abteilung Pastorale Grundaufgaben im Bischöflichen Generalvikariat zur Veröffentlichung gebündelt. Für Jürgen Burkhardt zeigen die vielen Beispiele, „wie kompetent und kreativ Menschen im Umgang mit Tod und Trauer unter erschwerten Bedingungen sein können“. Kern des Anliegens sei es, die Menschen zu ermutigen, solche Wege zu finden und zu gestalten, Begleiterinnen und Begleiter sollen darin bestärkt werden, auf Möglichkeiten der inneren und äußeren Beteiligung hinzuweisen und damit soweit wie möglich neben der Schwere des Abschieds in diesen Zeiten auch gute Erfahrungen zu ermöglichen. „Entsprechende Beispiele haben wir für die Zeit des Sterbens, für die Zeit zwischen Tod und Beisetzung und für die Zeit der weiteren Trauer zusammengestellt.“

Die Gemeindereferentin aus der Pfarreiengemeinschaft Kruft-Nickenich hat sich mit ihren Erfahrungen an der Entwicklung der jetzt veröffentlichten Praxishilfen beteiligt. Für sie selbst sei es in dieser Zeit vor allem hilfreich, sich mit Kollegen und Kolleginnen, die ähnliche Erfahrungen machen wie sie selbst, auszutauschen. Trotz aller Probleme stellt sie aber im Umgang mit den Menschen in ihrer Pfarrei eine „ganz neue Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme fest“. Das könne er nur bestätigen, sagt Burkhardt: „Bei aller Tragik und Schwere, die man nicht übergehen darf, gibt die aktuelle Situation auch die Chance einer neuen Aufmerksamkeit, für ein Abschiednehmen in Würde und Solidarität und für das Bewusstsein, dass es geistig und spirituell viele Möglichkeiten gibt, Nähe und Verbundenheit zu erfahren und zum Ausdruck zu bringen.“

Die Praxishilfe mit den Anregungen zum Umgang mit Tod und Trauer findet sich auf der Homepage des Bistums Trier: https://www.trauer.bistum-trier.de/corona-und-trauer/

Dominik Holl