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Melanie Höfgen ist dank taffer Unterstützung endlich Altenpflegehelferin:Trotz massiver Startschwierigkeiten erfolgreich am Ziel angelangt

Melanie Höfgen ist dank „taffer“ Unterstützung endlich Altenpflegehelferin. Unterstützt wurde sie von der Aktion Arbeit im Rahmen der TAFF-Kampagne.
Melanie Höfgen (Foto: privat)
Datum:
24. Sept. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Gebhardshain/Kirburg/Koblenz – Die vergangenen sechs Monate wurden durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie zur Berg- und Talfahrt für Melanie Höfgen (22), frisch examinierte Altenpflegehelferin im St. Vinzenzhaus in Gebhardshain. Ihr Ziel behielt die lernbeeinträchtigte junge Frau aus Kirburg auch in dieser Zeit fest vor Augen: die Abschlussprüfung bestehen und eine feste Anstellung finden, um endlich unabhängig zu sein. Ihr langer Atem hat sich bezahlt gemacht – und auf den letzten Metern gab’s noch eine Extra-Portion „taffen“ Rückhalt.

Im Juli 2020 war es endlich so weit: Melanie schloss ihre Ausbildung erfolgreich ab und wurde prompt als Altenpflegehelferin in Festanstellung übernommen. Der Weg dorthin war allerdings ein regelrechter Hürdenlauf: Als sie acht Jahre alt ist, wird bei Melanie Epilepsie diagnostiziert. Dann stellt sich heraus, dass sie eine Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwäche hat. Nach der Grundschule besucht sie eine Förderschule und holt später im Berufsvorbereitenden Jahr (BVJ) ihren Hauptschulabschluss nach. Weil sie schon immer in der Pflege arbeiten wollte, beginnt sie eine Pflegeausbildung, die sie nach einem Jahr abbrechen muss. Ihre Noten sind zu schlecht. Der Traum vom Job in der Pflege rückt in weite Ferne. „Es fiel mir einfach so schwer zu lernen“, erinnert sich Melanie.

Markus Hahmann (Foto: privat)

Scheitern, aufraffen, weitermachen

Doch ein 2017 gestartetes Kooperationsprogramm der Barmherzigen Brüder Saffig mit dem Katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Köln e.V. (IN VIA) verspricht Licht am Horizont. Melanie informiert sich und steigt in eine begleitete Fachpraktiker-Ausbildung für den Einsatz in sozialen Einrichtungen ein. Diese ist speziell auf die Bedürfnisse junger Menschen mit Förderbedarf zugeschnitten und wird seit dem vergangenen Jahr von der Aktion Arbeit im Bistum Trier im Rahmen der TAFF-Kampagne finanziell unterstützt. Die Ausbildung als Servicekraft in der Hauswirtschaft ist für Melanie ein großer Schritt in die richtige Richtung. Zwei Jahre lang bewährt sie sich in dem Senioren- und Pflegeheim St. Vinzenzhaus, zeigt Vorgesetzten, Kollegen und Bewohnern, wie engagiert sie ist, und besteht die Abschlussprüfung. Zwei Jahre, in denen sie Heimleiter Markus Hahmann davon überzeugen konnte, dass sie die Richtige ist, um sein Pflege-Team zu unterstützen. Als Melanie an Hahmanns Tür klopft, muss sie ihn nicht lange um einen Ausbildungsplatz als Altenpflegehelferin bitten. „Wir konnten in den zwei Jahren gut beobachten, wie zuverlässig und wertschätzend Melanie im Umgang mit ihren Mitmenschen ist. Uns war sofort klar: Wir wollen ihr ein Stück weit Zukunft geben.“ Außerdem sei er von der Initiative der jungen Frau beeindruckt gewesen, gesteht Hahmann: „Sich nach dem Scheitern im ersten Anlauf noch einmal so zu motivieren, ist schon toll! Es ist wichtig, solchen jungen Menschen eine Chance zu geben.“

Bis Anfang April lief alles rund, dann kam der Schock: Die damals noch Auszubildende war schon mitten in der Vorbereitung auf ihre Abschlussprüfung, als die ersten Corona-Fälle in ihrer Einrichtung diagnostiziert wurden. In den darauffolgenden Wochen starben 10 Bewohnerinnen und Bewohner, Melanie musste wochenlang in Quarantäne bleiben. „Es ist so traurig, wenn jemand stirbt“, sagt Melanie, wenn sie auf diese Zeit zurückblickt. Der Tod der Seniorinnen und Senioren geht ihr noch immer nah, dennoch erinnert sie sich auch gern an schöne Momente. „Einmal hat ein Fotograf draußen tolle Fotos von uns und den Bewohnern geschossen. Das hat sehr viel Spaß gemacht und ist eine schöne Erinnerung für uns alle“, erzählt die 22-Jährige, die in ihrer Freizeit auch selbst gern zur Kamera greift. „Die Lage ist jetzt wieder entspannter, weil niemand mehr bei uns im Haus infiziert ist. Es ist auch so schön, dass unsere Bewohnerinnen und Bewohner wieder Besuch kriegen dürfen.“

Melanie Cassens-Braune (Foto: privat)

Mit dem richtigen Rückhalt ist alles leichter

Während dieser schweren Zeit war ihr die Diplom-Sozialpädagogin und Job-Coach Melanie Cassens-Braune von IN VIA eine große Stütze. Die beiden Frauen kennen sich bereits seit August 2019. Noch im März organisierte Cassens-Braune Nachhilfe und hielt auch während der Kontaktsperre regen Mail- und Telefonkontakt zu ihrem Schützling. Denn das Lernen, das Melanie ohnehin schwer fällt, bereitete ihr in der Quarantäne noch mehr Schwierigkeiten. „Wenn kein Lehrer vor einem steht, ist das Lernen ganz anders“, erklärt sie. Doch Aufgeben war keine Option, bestätigt auch Cassens-Braune. „Melanie ist ein durchweg positiver Mensch und brauchte lediglich ein wenig Unterstützung. Auf praktischer wie mentaler Ebene. Und vor allem den persönlichen Kontakt.“ Ihr Erfolgsrezept bei der Begleitung junger Menschen in den Beruf? „Die richtige Mischung aus Theorie und Praxis: Wir schälen auch zusammen Kartoffeln und putzen die Toiletten. Man muss halt vormachen, wie’s geht, dann klappt’s auch“, erklärt die Sozialpädagogin, die seit 20 Jahren im Beruf ist.  

Melanie ist endlich angekommen. In Gebhardshain fühlt sie sich wohl. Die Frage, worüber sie sich in den vergangenen Jahren am meisten gefreut habe, beantwortet Melanie strahlend: „Dass ich diese Ausbildung machen durfte.“ Nun fehlt nur noch eine eigene kleine Wohnung vor Ort, denn zurzeit bringen Melanies Eltern ihre Tochter mit dem Auto zur Arbeit. „Meine Eltern kann ich immer fragen, wenn was ist. Sie unterstützen mich sehr“, freut sich die junge Frau. Klar würde sie lieber mit dem Bus zur Arbeit fahren, doch der Schichtdienst lässt sich kaum mit den Fahrtzeiten der Öffentlichen Verkehrsmittel zwischen Kirburg und Gebhardshain vereinbaren. Mit der Festanstellung in der Tasche dürfte die „erste eigene Bude“ jedoch nur noch eine Frage der Zeit sein.

Ob sie das alles auch ohne Hilfe geschafft hätte? „Das ist schwer zu sagen, aber eins ist klar: Alles ist viel leichter, wenn man jemanden hat, der einen unterstützt“, sagt Melanie und schenkt ihrer Job-Coach Cassens-Braune ein herzliches Lächeln. Jugendliche „taff“ machen für den Einstieg ins Berufsleben: Bei Melanie hat’s funktioniert.

TAFF unterstützt fünf weitere Initiativen, die sich für benachteiligte Jugendliche stark machen. Alle Spenden für die Kampagne, die bis zum 31. Dezember 2020 eingehen, werden von Bischof Dr. Stephan Ackermann aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls verdoppelt. Spendenkonto: Pax Bank Trier, IBAN: DE13 3706 0193 3001 3990 11, BIC: GENODED1PAX, Stichwort: "TAFF". Weitere Informationen gibt es auf www.aktion-arbeit.de.
(ih)