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Drei besondere Orte von Kirche im Gespräch:Unsere Tür ist immer offen

Die Synode im Bistum Trier will, dass Kirche neu gedacht wird. In Saarbrücken wurde über drei Orte gesprochen, die schon lange nicht mehr „typisch“ Kirche sind.
Kirche neu denken: Bei einer Gesprächsrunde in Saarbrücken ging es um besondere Kirchorte
Datum:
21. Juni 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Saarbrücken – Die Synode im Bistum Trier will, dass Kirche neu gedacht wird. In Saarbrücken gibt es drei Orte, die schon lange nicht mehr „typisch“ Kirche sind: Das Café Exodus, der welt:raum am St. Johanner Markt und die Kirche der Jugend eli.ja. Bei einer Gesprächsrunde im welt:raum, zu der die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) jeden zweiten Dienstag einlädt, ging es um diese „Kirchorte“, ihre Rolle und ihr Blick auf die Synode.

„Ich habe am Anfang erstmal geguckt, wo sind wir hier eigentlich? Und nicht: Was will Kirche hier“, erklärte Martina Fries, Pastoralreferentin im Dekanat Saarbrücken und Leiterin des welt:raum, zu Beginn der Runde. „Ich habe versucht, die Logik des St. Johanner Marktes zu verstehen: Es gibt hier Kneipen, Restaurants, Cafés, die Leute gehen shoppen, es gibt Museen, hier finden Demos statt. Da versuchen wir Anknüpfungspunkte zu finden: Wir bieten auch Dinge zum Verkauf an, oder haben Ausstellungen. Hier ist alles so wie draußen, nur anders. Es gibt hier auch Themen, die es draußen nicht gibt.“ Das Besondere an diesem Kirchort sei, so Fries, dass Kirche hier in den Dialog tritt, mit den Menschen, mit dem Ort, dem Stadtteil und dem Sozialraum, in dem der welt:raum sich befindet. „Hier passiert nichts zum Selbstzweck, sondern es geht immer um den Anderen.“

Jugendpfarrer Christian Heinz hat mit seiner Kirche der Jugend eli.ja einen ganz anderen Kirchort. „Wir wuchern vor allem mit dem Raum, den wir haben“, sagt er. „Wir hatten irgendwann einmal den Slogan ‚Eine Kirche zu verschenken‘. Und genau das machen wir. Jeder, der die Kirche oder das Pfarrheim nutzen will, kann das machen.“ Zwei Wochen zuvor sei zum Beispiel eine Gruppe Schüler, die auf Pilgerschaft waren, da gewesen und hätte in der Kirche übernachtet. „So kommen wir mit vielen Gruppen in Kontakt, die zum Teil auch gar nichts mit der Kirche zu tun haben.“ Ein Beispiel dafür sei die Gruppe der Pfadfinder des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), die von Mittwoch bis Freitag zwei Räume im Pfarrheim nutzt, obwohl sie kein christlicher Pfadfinderverbund sind. „Als bei uns in der Kirche eingebrochen wurde und die Kirche nicht mehr genutzt werden konnte, haben die Pfadfinder aber sofort gesagt: ‚Wir stellen euch ein Zelt auf, damit ihr eure Gottesdienste feiern könnt‘“, berichtet Christian Heinz von der spontanen Hilfe der Pfadfinder.

Mit Menschen, die erst einmal nichts mit Glauben oder Kirche zu tun haben, kommt auch Maximilian Schmitt, Gemeindereferent und Leiter des Café Exodus täglich in Kontakt. „Bei uns spielt es erstmal keine Rolle, wer da kommt. Unsere Tür ist immer offen.“ Oft werde das Schülercafé des Dekanats Saarbrücken mit Jugendzentren gleichgesetzt, doch so einfach ist das nicht, erklärt Schmitt: „Die Caritas ist beispielsweise auch eine kirchliche Einrichtung, aber da denkt nicht jeder gleich an Kirche. Bei uns steht auch nicht Kirche dran, aber ich als hauptamtlicher Mitarbeiter werde beispielsweise vom Bistum bezahlt. Wir sind für eine bestimmte Zielgruppe und bieten einen Ort, an dem die Jugendlichen aufschlagen können, wo sie aber auch Beratung finden und wo immer jemand da ist.“ Zudem bietet das Jugendkulturcafé den Jugendlichen die Möglichkeit der Selbstentwicklung, in dem sie nicht nur Verantwortung in gewählten Gremien im Café übernehmen können, sondern auch ihre eigenen Themen miteinbringen dürfen.

Im Blick auf die Synode sind die drei gespannt, was es auch für sie bedeutet, wenn alles auf den Prüfstein gestellt wird. Gleichzeitig setzen sie viele Hoffnungen in den Prozess: „Im Moment traut sich keiner zu tanzen“, sagte Christian Heinz, „weil alle Angst haben, jemandem auf die Füße zu treten. Da erhoffe ich mir, dass die Synode noch einmal frischen Wind reinbringt und die Menschen wieder Mut fassen.“

Dominik Holl