Bischof Ackermann schreibt nach Flutkatastrophe an die Menschen im Bistum:Vereint im Erschrecken und in der Solidarität
Trier – „Haben wir acht aufeinander.“ Mit dieser Bitte um Verbundenheit hat sich der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann am 29. Juli in einem Brief an die Menschen im Bistum gewandt. Er erinnert daran, dass vor zwei Wochen Menschen in mehreren Regionen des Bistums und darüber hinaus von einer furchtbaren Flutkatastrophe getroffen wurden. „Über Nacht verloren Menschen ihre Wohnungen, ihre Häuser, ihre Existenzgrundlage, ja sogar ihre Liebsten.“
In vielen Begegnungen, Erzählungen sowie in der öffentlichen Berichterstattung habe sich ihm gezeigt, dass das ganze Bistum nicht nur über die Nachrichten und über persönliche Beziehungen an den schrecklichen Ereignissen an der Ahr, in der Eifel und im Trierer Raum teilnehme, schreibt Ackermann, sondern leisteten einzeln, als Gruppen oder als Mitglieder von bestimmten Organisationen tatkräftige Hilfe. „So sind wir im Bistum Trier nicht nur vereint im Erschrecken und in der Betroffenheit über die Auswirkungen der Naturkatastrophe. Wir spüren auch eine Gemeinschaft in der Solidarität.“ Der Bischof dankt für diese „überwältigende Welle der Hilfsbereitschaft aus der unmittelbaren Nachbarschaft ebenso wie aus dem ganzen Land“. Auch aus anderen Bistümern erreichten ihn Solidaritätsbekundungen und Hilfszusagen.
Es sei klar, dass die Beseitigung der Schäden und der Wiederaufbau „einen langen, langen Atem“ brauchen. „Das gilt ebenso und vielleicht noch viel mehr für die inneren Verletzungen und Belastungen, die das Unglück in den Seelen zugefügt hat und das vielleicht äußerlich noch nicht sichtbar ist.“ Die immer noch nicht überwundene Corona-Pandemie und die jüngste Flutkatastrophe zeigten: „Wir sind und bleiben auch im 21. Jahrhundert als einzelne und als menschliche Gemeinschaft verletzlich. Umso wichtiger ist es, ein offenes Ohr und ein waches Herz füreinander zu haben.“
Ackermann schreibt weiter, es brauche nun die Zeit, die Ereignisse innerlich an sich heranzulassen, ob man nun direkt oder indirekt von dem Geschehenen betroffen sei. Eine wichtige Aufgabe der kirchlichen Gemeinschaft sehe er darin, „Orte und Gelegenheiten zu schaffen, um dem Erlebten und Erlittenen Raum zu geben, damit es zur Sprache kommen kann in Trauer und Klage, als Frage und als Dank“. Dem christlichen Glauben sei das alles nicht fremd: „Er lässt dies zu, bietet Hilfe zur Bewältigung an, die nicht bloß ausgedacht ist, sondern auf konkreten Erfahrungen von Menschen beruht, nicht zuletzt in Krisensituationen.“ Viele Menschen hätten in den letzten beiden Wochen trotz allem Schrecken eine „einzigartige und kostbare Erfahrung von Gemeinschaft“ gemacht, die es zu bewahren gelte: „Im Glauben haben wir dazu die wunderbare Möglichkeit des Gebetes: Es verbindet uns miteinander auch dann, wenn die sichtbare Gemeinschaft nicht (mehr) gegeben ist. Zugleich bindet uns das Gebet an Gott, den Ursprung des Lebens und aller Gemeinschaft.“
(JR)