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Tradition wiederbelebt: Osterfeuer auf dem Haus auf dem Wehrborn:Vergangenes hinter sich lassen – Neues beginnen

Alte Tradition wiederbelebt: In diesem Jahr gab es wieder ein Osterfeuer im Jugendhilfezentrum Haus auf dem Wehrborn.
Foto: Leo Meinerzhagen
Datum:
30. Apr. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier/Aach – Ostern ist vorbei, doch am ersten Tag nach den Ferien brennt auf dem Gelände des Jugendhilfezentrums Haus auf dem Wehrborn ein loderndes Osterfeuer. Rund 40 Kinder, Jugendliche und Erwachsene schauen neugierig zu, wie Praktikant Raphael Foltin (28) gemeinsam mit dem Landschaftsgärtner Jochen Lieser Äste und Holzscheite zum Glühen bringt, bis die Funken sprühen. Die Idee dahinter? Sorgen und Ängste loslassen und Platz für Neues schaffen!

„Das klassische Osterfeuer symbolisiert, dass das Leben stärker ist als der Tod”, erklärt Foltin, der an der Theologischen Fakultät Trier studiert. „Heute haben wir den Fokus darauf gelegt, was wir aus unserem alten Leben hinter uns lassen wollen und was wir für unser neues Leben, das wir hier am Feuer gemeinsam begonnen haben, brauchen können.” In den vergangenen Jahren sei die Tradition, ein Osterfeuer auf dem Wehrborn zu entzünden, wegen der Corona-Pandemie ein wenig eingeschlafen. Gemeinsam mit seinem Praktikumsbetreuer, dem Religionspädagogen Thomas Herrig, habe er den Brauch wieder aufleben lassen wollen.

„Du bist geliebt – in jeder Sekunde deines Lebens”

„Feuer ist für mich Licht in der Dunkelheit, Wärme und gesellige Geborgenheit.  Andererseits steht es aber auch für Gefahr, Vergänglichkeit und Zerstörung.” In erster Linie sei Feuer jedoch ein Zeichen des Neuanfangs, so Foltin. Die Möglichkeit, neu anzufangen, umzukehren und sich neu zu orientieren, finde sich bei Jesus Christus: „Jesus hatte schon vor 2.000 Jahren viele schlaue Gedanken. Zum Beispiel, dass es völlig gleich ist, ob jemand dick oder dünn, schlau oder weniger clever, hetero oder queer ist. So wie du bist, bist du ok. So wie du bist, bist du geliebt – und zwar in jeder Sekunde deines Lebens. Das ist die Botschaft dahinter. Und du hast die Möglichkeit, neu anzufangen, wenn Du das wirklich möchtest.”

Raphael Foltin (Foto: Inge Hülpes/Bistum Trier)

Vergangenes hinter sich lassen und den Blick nach vorne richten: Wie das funktionieren kann, erklärt Foltin bei seinem Impuls anhand eines sehr persönlichen Beispiels: „Als ich ein Teenager war, habe ich meiner Oma einmal Geld geklaut, um mir dafür Zigaretten zu kaufen. Jahre später konnte ich das zwar meinen Eltern beichten; um es meiner Oma zu erzählen, war es da allerdings schon zu spät. Daran erinnere ich mich immer mal wieder, und es schmerzt mich, dass ich mich nicht getraut habe, sie um Verzeihung zu bitten, bevor sie gestorben ist.” Der Zettel, auf dem diese Anekdote niedergeschrieben steht, landet in den Flammen. Die Erinnerung und die Lehre daraus aber bleiben. Nach und nach treten immer mehr Teilnehmende mit ihren Zetteln an das Feuer heran und sehen zu, wie das Papier zunächst hell auflodert und dann zu Asche zerfällt, bevor alle gemeinsam das „Vater Unser” beten. 

Das Haus auf dem Wehrborn ist eine Jugendhilfeeinrichtung in katholischer Trägerschaft mit 13 Wohngruppen für Kinder und Jugendliche. Weitere Informationen gibt es auf www.wehrborn.de

(ih)