Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit:Verzicht schafft Veränderung
Trier/Koblenz/Saarbrücken – Schokolade, Fleisch, Alkohol, Zigaretten – Die Liste der Dinge, auf die Menschen während der 40-tägigen Fastenzeit verzichten wollen, ist lang. Neben den klassischen Lastern werden mittlerweile auch ganz andere Gewohnheiten auf den Prüfstand gestellt. Schließlich liegt die uralte Tradition des Fastens aktuell im Trend und wird von vielen auch außerhalb der sechseinhalb Wochen vor Ostern praktiziert.
Glaubt man dem Evangelium nach Markus, hat Jesus Christus nach seiner Taufe 40 Tage und Nächte fastend in der Wüste verbracht. Zur Vorbereitung auf Ostern, dem Fest seiner Auferstehung, tun es ihm viele Christen gleich. Von Aschermittwoch bis Karsamstag verzichten sie auf allerlei Dinge, die sonst zum Alltag gehören. Das betrifft mitunter Ess- und Trinkgewohnheiten, wie das Feierabendbier oder die Tüte Chips vor dem Fernseher. Mit der Zeit haben sich aber auch ganz andere Fastenformen etabliert. Von Intervallfasten über Saftkuren bis hin zu Keto-Diäten – Möglichkeiten gibt es viele; auch solche, die nicht auf das Essen abzielen. Schließlich geht es nicht ums Abnehmen, sondern darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den eigenen Lebensstil zu überdenken. So will es zumindest die christliche Tradition. Dafür kann man für einen gewissen Zeitraum auch auf das Autofahren, auf Social Media oder das Fernsehen verzichten. Mit einer bundesweiten Kampagne rufen die Kirchen beider Konfessionen sogar gemeinsam zum „Klimafasten“ auf. „So viel, wie du brauchst“ lautet der Leitspruch der Aktion, die dazu anregen will, die eigenen Gewohnheiten auf Klimagerechtigkeit zu überprüfen.
Seit etwa 400 n. Chr. fasten gläubige Christen zur Vorbereitung auf das Osterfest. Wie streng die Regeln waren, variierte jedoch über die Zeit. Ursprünglich war nur eine feste Mahlzeit am Tag erlaubt. Das wussten einige Mönche damals clever zu umgehen: Im Gegensatz zu Fleisch war Fisch auf dem Speiseplan der Klöster in der Fastenzeit erlaubt. So kam es, dass plötzlich der Biber als fischähnliches Wassertier erklärt wurde und sein Fleisch auf dem Teller der Mönche landete. Auch in Schwaben wurden Menschen erfinderisch. Überlieferungen zufolge versteckten sie ihr Fleisch ganz einfach in Maultaschen.
Aber nicht nur im Christentum gibt es Fastenzeiten: Gläubige Muslime verzichten im Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Mondkalenders, für 30 Tage auf Essen und Trinken vor Sonnenuntergang. Buddhistische Mönche und Nonnen nehmen täglich nach 12 Uhr mittags keine Nahrung mehr zu sich. Und im Judentum gilt der Jom Kippur, das Versöhnungsfest, als strengster Fastentag. Dann darf weder gegessen noch getrunken werden. Man wäscht sich nicht, ist sexuell enthaltsam und geht nicht zur Arbeit.
Das Fasten ist nicht immer religiös motiviert, auch wenn die Tradition ursprünglich auf den christlichen Glauben zurückgeht. Insbesondere den Verzicht auf Nahrung verbinden heute viele Menschen zuerst mit Methoden wie dem Heilfasten, Diäten oder Entschlackungskuren. Die Gründe für das Fasten sind also verschieden. Ob gesundheitlich oder religiös motiviert - gemeinsam ist allen Formen der freiwillige Verzicht. Der soll im Alltag spürbar sein und so das Bewusstsein für die wesentlichen Dinge im Leben schärfen.
(ia)