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Vielfalt nicht als Problem, sondern als Lösung sehen

Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg war Premierengast beim sredna-Tischgespräch.
Stimmungsvolle Atmosphäre in der Herz-Jesu-Kirche
Datum:
30. Apr. 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Es ist längst keine Neuigkeit mehr: Die katholische Kirche steht an einem Wendepunkt, an einer großen Kreuzung - und vor der Frage, in welche Richtung es weitergehen soll. Für den Trierer Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg ist dies dennoch kein Grund, zu klagen. Vielmehr will er den Blick in die Zukunft auf Qualität statt Quantität und auf all die positiven Beispiele für „Kirche vor Ort“ richten. Das hat Plettenberg bei der Premiere der „sredna-Tischgespräche“ am 26. April in der Herz-Jesu-Kirche in Trier betont.

Sredna, das Kirchenprojekt in Herz-Jesu Trier, findet gerade bis zum 23. Juni in seiner dritten Auflage statt. Wieder in den beiden Vorjahren geht es darum, Kirche anders – eben „sredna“ – zu sehen, zu hören und zu schmecken. 179 einzelne Termine stehen in dem 32-seitigen Programmheft, gegliedert in die Rubriken „Raum“, „Woche“ und „Spezial“. Dabei finden Interessierte „gute Bekannte“ wie die besonderen Gottesdienste, inklusive und ökumenische Angebote oder Kunstprojekte.

Impuls, Gespräch und Imbiss – das neue Format beim sredna-Projekt stößt bei der Premiere mit Generalvikar von Plettenberg auf positive Resonanz.

Dazu gibt es Neues wie ein Format, das dem Wunsch vieler sredna-Gäste nach Gesprächs- und Austauschmöglichkeiten Rechnungen tragen will: An sieben Freitagen ergeht die Einladung zum „tisch_gespräch“. Ein oder zwei Gesprächspartner setzen Impulse und stellen sich in kleineren Tischrunden dem Austausch. Wie bei sredna insgesamt geht es dieses Jahr in den Tischgesprächen um Kreuze und Kreuzungen. Zu dem Austausch gibt es einen stärkenden Imbiss in Gestalt von selbstgemachten Dips und Brot.

„Wir wissen noch nicht, wie es geht. Aber wir fangen einfach mal an“, gesteht Dechant Ralf Schmitz zum Premieren-Auftakt und befragt Generalvikar von Plettenberg zur Einstimmung, wie er die Kar- und Ostertage erlebt habe. Nur die Chrisammesse und den Karfreitag habe er im Dom gefeiert; ansonsten sei er zu Gottesdiensten in Orenhofen, Ayl, Hermeskeil und Gusenburg unterwegs gewesen, berichtet Plettenberg. Dabei habe er ein Stück weit die Vielfalt des Bistums erlebt, die während der Synode und jetzt in der Zeit der Umsetzung der Synodenbeschlüsse immer wieder deutlich werde.

Er selbst, so erzählt der Generalvikar, sei mit sechs Geschwistern zwar in einem katholisch geprägten Haushalt, aber doch weit entfernt vom Erlebnis der Volkskirche groß geworden. „ In Idar-Oberstein waren nicht einmal zehn Prozent der Menschen katholisch“, erläutert er und stellt dar, dass er als Kind eher mit befremdlichen Reaktionen der Umgebung auf das Christentum konfrontiert gewesen sei. Wohl auch vor diesem Hintergrund seien ihm heute die Perspektivwechsel so wichtig, die von der Synode für die Pfarreien der Zukunft im Bistum Trier beschlossen wurden. Recht konkret stellt von Plettenberg dar, was sich künftig an Kirche ändern müsse. So wirke es auf ihn „immer arrogant“, wenn Menschen, die mit Kirche und Glauben wenig zu tun hätten, als „Fernstehende“ bezeichnet werden. Diese Menschen mit ihren Interessen und Bedürfnissen in den Blick zu nehmen und ihre Sprache kennenzulernen, müssten Aufgaben und Ziele sein. Eine weniger starke Fokussierung auf die Priester und „Leute, die das Heft in die Hand nehmen und sich als mündige Christen einbringen“, wünscht sich der Generalvikar. Weniger als auf die Quantität gelte es, auf die Qualität von Glauben und christlichem Leben zu schauen; und Vielfalt weniger als Problem denn als Lösung zu sehen. Sredna sei eines der „guten, schönen Projekte, die mir viel Mut machen“.

„Dieses Tischgespräch hat meine Erwartungen übertroffen. Es war ehrlich und offen und hat wichtige Kernpunkte zum Ausdruck gebracht“, fasst Heidi Rischner nach der Veranstaltung zusammen. Auch Torsten Thiel sieht bestätigt, dass es mehr denn je darum gehe, das Christentum zu leben, als sich auf die Institution zu berufen. „Es liegt an jedem Einzelnen, neue Wege auszuprobieren“, erklärt der evangelische Christ, der als Nachbar seit dem vergangenen Jahr „gerne und oft bei sredna zu Gast ist“. Für ihn wie für die anderen Teilnehmer des ersten Tischgesprächs wurde im Austausch deutlich, dass die Veränderungen innerhalb der Kirche in den nächsten 15 Jahren dramatisch sein werden. Mit neuen Impulsen und im Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes gelte es, die Herausforderungen anzunehmen und die Zukunft der Kirche für die Menschen zu gestalten.

(red)