Woche der Stille findet in Trier statt:„Wach werden für das Wesentliche“
Trier – „Ich bin, wie ich bin, mit allen Dingen. Ich bin, wie ich bin. Ich will mich singen und meiner Seele Zeit und Raum geben, in mir zu leben, in mir zu sein.“ Die Zeilen des Liedes von Gila Antara tönen aus der Musikbox von Künstlerin Karin Jacobs, während sich elf Königinnen und Könige zum Ende der Veranstaltung vor der Wand des Ateliers aufstellen. Die Würde, die ausnahmslos jeder Mensch in sich trägt, bei sich selbst entdecken: Dazu hat der Workshop „In jedem von uns steckt eine König*in“ eingeladen. Stattgefunden hat er im Rahmen der Woche der Stille in Trier, die am 28. Oktober begonnen hatte und am 5. November endet.
„Meine Königin ist gegenstandslos. Ich bin der Überzeugung, dass wir alle Königinnen und Könige sind“, sagt Teilnehmerin Judith Grimm, während sie stolz ihre König*in der Hand hält. Ebenso vielfältig wie die Teilnehmerinnen des Workshops sind auch die Eigenschaften, die sie mit ihren individuellen König*innen verbinden und ausdrücken möchten. Während für einige Erhabenheit oder Stolz im Vordergrund stehen, ist für andere die Verbundenheit mit der Natur, die sich in dem bemalten Treibholz darstellt, wichtig.
„Die Stille ermöglicht auf vielfältige Art und Weise, den Schatz zu entdecken, der in jeder und jedem von uns steckt, und zu dieser Schatzsuche laden die Angebote ein“, erklärt Gemeindereferent Maik Bierau, der zusammen mit Martina Rothkamm, Gunter Berthold und Maria Brandau zum Organisationsteam der Woche der Stille gehört. Rund 40 Mitwirkende laden ein, dies über den Zugang der Stille zu erfahren und „die Menschen mehr zu sich selbst und in Einklang mit der Schöpfung und ihrem persönlichen Glauben zu bringen“, wie Berthold anfügt. Die Angebote reichen dabei von Ausstellungen über Lesungen, Spaziergänge, Thai Chi und Didgeridoo-Aufführungen bis hin zu künstlerischen Angeboten wie dem von Karin Jacobs.
Durch Stille zu Gemeinschaft finden
„Wenn ich still werde, dann werde ich auch wach für die inneren Stimmen – natürlich auch die göttliche – die mir etwas zu sagen haben“, erklärt Berthold. Über die Stille dem Göttlichen näher zu kommen, sei für ihn eine ureigen menschliche Erfahrung. Dass sich die Kirche solch spirituellen Wegen öffne, stelle er immer häufiger fest. Der Musiker und Autor sieht darin auch eine Chance: „Wenn die Kirche versteht, was das tiefere Bedürfnis der Menschen ist, jenseits der Dogmen, dann ist damit eine ganz wichtige Arbeit getan, sie in Gemeinschaft neu zusammenzubringen. Wenn man ihnen nicht mehr vorschreibt, was zu tun und zu lassen ist, sondern ihnen Wege und Impulse bietet zu dem, was wirklich wesentlich ist.“ In einer Kirche, die mehr Raum biete für Liebe, die christliche Botschaft sowie das berührende, freudige Tun, und in der Menschen so sein dürften, wie sie sind, würden sie sich zuhause und angesprochen fühlen. Auch die Stille könne Erfahrungsräume schaffen, in denen der Mensch aus seiner Vereinzelung herauskomme, sich neu wahrnehme und Gemeinschaft finde. Denn „Stille ist eine Fülle“ und zeige das Wesentliche auf, ist sich Berthold sicher.
Weitere Informationen und das Programm sind auf www.stille-in-trier.de/ zu finden.