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Religionskritik darf sich nicht nur nach außen richten:Wandel in der Weltanschauungsarbeit

20 Beauftragte katholischer (Erz-)Diözesen und entsprechender Institutionen beschäftigten sich mit dem Thema „Kontinuität und Wandel – Kirchliche Weltanschauungsarbeit heute“.
Blick ins Plenum
Datum:
13. März 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Religion und Glaube, Spiritualität und Weltanschauungen stellen sich in der globalisierten und pluralen Gesellschaft zunehmend vielfältig dar. Folglich unterliegt auch die Arbeit zum Themenkomplex einer ständigen Veränderung. Wie darauf zu reagieren sei, haben rund 20 Beauftragte katholischer (Erz-)Diözesen und entsprechender Institutionen im Rahmen der Tagung „Kontinuität und Wandel – Kirchliche Weltanschauungsarbeit heute“ am Montag, 12. März, im Robert Schuman Haus diskutiert.

Seit dem vergangenen Jahr wird die Beschäftigung mit Sekten- und Weltanschauungsfragen nicht mehr durch ein eigenes Referat in der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) mit Sitz in Erfurt vertreten. Dies mache deutlich, dass „unsere Arbeit ständigem Wandel unterliegt“, so KAMP-Referent Dr. Martin Hochholzer; doch Weltanschauungsarbeit leiste unverzichtbare Beratungsarbeit für Kirche und Gesellschaft. Die Schwerpunkte hätten sich aufgrund von gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen verlagert, schilderte Dr. Reinhard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW). „Inzwischen sind Sekten nur noch ein Phänomen unter vielen.“ Tendenzen wie die Sakralisierung von Weltlichem, Weltentsagung oder evangelikale Strömungen hätten an Einfluss gewonnen. Hempelmann, der auf  27 Jahre Erfahrung zum Themenkomplex zurückblickt, sprach in seinem Vortrag von merklichen Zäsuren innerhalb der vergangenen Jahrzehnte. Als Beispiele nannte er etwa den Neuen Atheismus oder Eintrittsbestrebungen der Neuapostolischen Kirchen in den ökumenischen Verband. Befassen müsse man sich aktuell mit der Zunahme weltanschaulicher Pluralisierungsprozesse. „Vor allem Religionsfreiheit, Globalisierung, Migration, Digitalisierung und Mission sind Motoren der Pluralisierung“, so Hempelmann. Um respektvoll miteinander umzugehen, brauche es „Differenzkompetenz“. Darunter verstehe er die Fähigkeit, Unterschiede zwischen der eigenen Anschauung und der fremden wahrzunehmen, sich mit dem eigenen Selbstverständnis und dem des Gegenübers auseinanderzusetzen und Begegnungen zu pflegen. „Das ist ein entscheidendes Moment unserer Arbeit“, versicherte er. Jürgen Lohmeyer, Weltanschauungsbeauftragter des Bistums Würzburg, ging in der Diskussion noch einen Schritt weiter: „Demokratie lebt von Differenzkompetenz. Daher ist ihr Erwerb eine genuine Aufgabe von (inter-)religiöser Bildung, denn sie ist ein Proprium [Merkmal] von Christ-Sein.“

Matthias Neff (links) und Dr. Reinhard Hempelmann

Allerdings solle Differenzkompetenz auch dazu befähigen, sich abzugrenzen – die Frage nach den Grenzen des Pluralismus müsse immer erlaubt sein, sagte Hempelmann. Denn eine gewaltförmige Auslegung religiöser Texte, wie sie von Fundamentalisten betrieben werde, dürfe schlicht nicht akzeptiert werden, bekräftigt der EZW-Leiter. Auch dürfe Religionskritik sich nicht nur nach außen richten.

Organisiert wurde die dreitägige Tagung, die auch rechtliche Fragen thematisierte, von Martin Hochholzer (KAMP) und Matthias Neff (Bistum Trier), bei dem es auch weitere Informationen zum Thema gibt: sekten@bgv-trier.de.
(ih)