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Museum am Dom Trier feiert Ausstellungseröffnung:Was tut die Schnecke vor dem Altar?

Was haben Odysseus, eine Schnecke und die Menora gemeinsam? Antworten gibt eine neue Ausstellung des Museums am Dom.
Bischof Dr. Stephan Ackermann, Markus Groß-Morgen und Dompropst Jörg Michael Peters haben die Ausstellung 'Der Trierer Dom im Wandel - was tut die Schnecke vor dem Altar' eröffnet
Datum:
12. Apr. 2024
Von:
Constanze Haubrich

Trier – Was haben eine Schnecke, Odysseus und die Menora gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Umso mehr verwundert es, dass sich die drei neben anderen Darstellungen auf dem Altar und der Altarinsel im Trierer Dom finden. Das sorgte bereits im Jahr 1974 für Verwirrung – dem Jahr, als die Renovierungsarbeiten der ältesten Bischofskirche Deutschlands nach 10 Jahren abgeschlossen waren. Sollten Altar und Insel so im frisch sanierten Dom abgenommen werden? Mit dieser Frage wurden die Besucher*innen der Ausstellung „Der Trierer Dom im Wandel – was tut die Schnecke vor dem Altar?“ am 11. April im Museum am Dom konfrontiert. Und das von niemand geringerem als einem “Zeitzeugen” aus dem Jahr 1974 – so kündigte es zumindest Museumsdirektor Markus Groß-Morgen dem Publikum an. Stattdessen trat der Schauspieler Sebastian Gasper vor den Besucher*innen in der vollen Eingangshalle des Dommuseums auf die Bühne. Ganz aufgehend in seiner Rolle als damaliger Bausachverständiger hielt ein flammendes Plädoyer für das steinerne Kunstwerk.

Eine Szene wie diese könnte sich so oder ähnlich vor der Neueinweihung des Dom auch abgespielt haben. Altar und Altarinsel durften bleiben, wie sie waren, und der Trierer Dom konnte am 1. Mai 1974 wieder eröffnet werden. Da seitdem 50 Jahre vergangen sind, zeigt das Museum am Dom anlässlich des Jubiläums eine besondere Ausstellung. Neben Altar und Altarinsel stehen die verschiedenen Darstellungsweisen des Doms in den letzten Jahrhunderten im Mittelpunkt. Auf die 1.700 Jahre andauernde Geschichte des Doms verwies vor allem Dompropst Jörg Michael Peters, der sich als Impulsgeber der Ausstellung offenbarte. „Ich habe Museumsdirektor überzeugen können, obwohl die letzte Domausstellung erst 10 Jahre zurückliegt.“ Peters, der den Blick von der Orgel auf den Altar als seinen Lieblingsplatz im Dom beschrieb, hob in seinem Grußwort besonders die Menora auf der Altarinsel hervor – gerade in der heutigen Zeit, in der es wieder verstärkt antisemitische Tendenzen gebe. Der siebenarmige Leuchter, der eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums ist, sei ein „wunderbares Zeichen“. Peters betonte: „Die Darstellung zeigt, dass unser Christenglauben ein Fundament hat. Jesus Christus war selbst Jude.“

Vor allem die Menora auf der Altarinsel ist laut Dompropst Jörg Michael Peters in heutigen Zeiten ein 'wunderbares Zeichen'

Die Geschichte des Dom-Altars ist für Ackermann faszinierend

Eine solche Verbundenheit mit der Geschichte des Glaubens spürt auch Bischof Dr. Stephan Ackermann jedes Mal, wenn er als Zelebrant die Altarinsel betritt. „Mich überkommt es dann, dass ich auf dem Fundament eines 1.700 Jahre alten Glaubens stehe,“ berichtet er. Für die Ausstellung spricht er Groß-Morgen und seinen Mitarbeiter*innen ein großes Kompliment aus. Auch für ihn ist die Geschichte um den Altar und die Altarinsel faszinierend. Mit Blick auf die am 12. April beginnenden Heilig-Rock-Tage verbindet er damit ein besonders berührendes Bild: „Am Kita-Tag während des Bistumsfests scharen sich die Kinder um den Altar. Sie nehmen die Altarinsel in Besitz.“

Der Vernissage-Abend, der das Publikum vor allem durch die Musikbeiträge von Johannes Schaffrath in das Jahr 1974 versetzte, zeigt: die Ausstellung lohnt sich für alle Dom-Begeisterten. Durch unterschiedliche Gemälde und Fotografien von der Bischofskirche bekommen die Ausstellungsbesucher*innen einen Einblick, wie andere Menschen dieses Haus Gottes wahrgenommen haben und wahrnehmen. Dabei ist auch der ein oder andere profanere Blick auf den Dom möglich. So haben unter dem Hashtag #meinDom 80 Fotograf*innen an einem Fotowettbewerb teilgenommen. „Wir haben 80 Einsendungen aus ganz Deutschland erhalten. Die Werke werden in der Ausstellung gezeigt“, erzählt Groß-Morgen in seiner Eröffnungsrede. Der Theologe und Kunsthistoriker sprach vor allem seinem Team Dank aus. „Nach der Ausstellung vor 10 Jahren haben wir für die jetzige nochmal einen anderen interessanten Schwerpunkt setzen können,“ sagte er. Besucher*innen können noch bis zum 8. September der Frage nachgehen, was die Schnecke vor dem Altar tut. Durch die Unterstützung der Sparkassenstiftung ist die Ausstellung für Schulklassen aus dem Landkreis Trier-Saarburg kostenfrei. Zusätzlich finden im Ausstellungszeitraum thematische Workshops und Führungen statt. Genaueres dazu ist zu finden unter www.t1p.de/Begleitprogramm.

(ch)