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Anruf bei Telefonseelsorge kann erster Schritt für Betroffene sein:Welttag der Suizidprävention: Das Tabu brechen

Ein Anruf bei der Telefonseelsorge des Bistums kann ein erster Schritt für Betroffene sein. Laut Statistik sprechen rund acht Prozent der Kontakte am Telefon konkrete Suizidgedanken an.
Foto: Unsplash/Dan Meyers
Datum:
10. Sept. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Bistumsweit/Trier – Jedes Jahr sterben in Deutschland knapp 10.000 Menschen durch Selbsttötung, weit mehr als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und den Konsum illegaler Rauschmittel zusammen. Männer sind dabei etwa dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Weltweit nimmt sich statistisch gesehen sogar alle 40 Sekunden ein Mensch das Leben. Um die Öffentlichkeit auf die weitgehend verdrängte Problematik der Suizidalität aufmerksam zu machen, die auch Angehörige, Freunde und Bekannte betrifft, rufen die International Association for Suicide Prevention (IASP) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich am 10. September zum Welttag der Suizidprävention auf. Der Tag der Trauer und des Gedenkens an die durch Suizid Verstorbenen wird seit 2003 begangen und auch von zahlreichen Künstlern und Prominenten unterstützt.

Wenn das Thema auf eine breite Öffentlichkeit stoße, werde das Tabu gebrochen, so Dr. Bernd Steinmetz, Leiter der Telefonseelsorge Trier. „So erfahren Menschen, die sich mit dem Gedanken an Suizid tragen, wo sie Hilfe erhalten. Und auch, dass Hilfe annehmen ein Zeichen von Stärke ist – und keine Schwäche“, weiß Steinmetz, der mit der Thematik bestens vertraut ist. Laut Statistik sprechen rund acht Prozent der Kontakte am Telefon konkrete Suizidgedanken an. Besorgniserregend seien vor allem die Kontakte, die ihn und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter via E-Mail erreichen. Fast jede dritte Mail enthalte Suizidgedanken, wobei diese Form der Kommunikation vor allem von unter 30-Jährigen gewählt werde. Darüber hinaus suche „ein nicht geringer Anteil“ der Anrufer Hilfe bei der Telefonseelsorge, wenn sich ein Angehöriger oder enger Freund das Leben genommen habe. Steinmetz geht davon aus, dass ein Suizid im Schnitt sechs Angehörige betreffe, die unter den Folgen zu leiden haben.

Im Zusammenhang mit dem Corona-Virus verzeichnet die Telefonseelsorge Trier zwar keinen Anstieg an Anrufen, in denen es spezifisch um das Thema Selbsttötung geht. Steinmetz erlebe allerdings seit dem Aufkommen der Pandemie eine „Lebensmüdigkeit“ und die generelle Beschäftigung mit Fragen nach der Sinnhaftigkeit des Lebens. Zudem habe sich die ohnehin schon vorhandene Problemlage, etwa Ängste und Gefühle von Einsamkeit, verschärft. Dies sei vor allem den Kontakteinschränkungen geschuldet. „Wichtig ist, dass betroffene Menschen wissen, wohin sie sich in Notsituationen wenden können“, erklärt Steinmetz. Ein erster Schritt sei die Wahl einer Notrufnummer wie die der Telefonseelsorge. Im Gespräch könne dann auf konkrete Hilfsangebote oder Netzwerke in der Nähe verwiesen werden. Denn: „Suizid ist die letzte aller Türen. Doch nie hat man an alle schon angeklopft.“

Die Telefonseelsorge Trier ist Tag und Nacht unter den Nummern 0800-1110111 und 0800-1110222 zu erreichen. Dort stehen geschulte haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter für ein anonymes Gespräch zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es auf www.telefonseelsorge-trier.de und http://welttag-suizidpraevention.de/.

(ih)