Zum Inhalt springen

Wandbild greift Geschichte des Ortes auf:Wenn Norbert auf Wolfram trifft

In Wadgassen entsteht in der Kirche Maria Heimsuchung ein Wandbild, das auch die Geschichte des Ortes aufgreift.
Pfarrer Peter Leick, Jonas Hammen und Patrik Feltes (von links) vor dem Bildnis, das bis Ende des Monats fertiggestellt sein soll.
Datum:
16. März 2024
Von:
Sarah Schött/Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier

Wadgassen - Norbert von Xanten, Gründer des Prämonstratenserordens, übergibt Wolfram, dem ersten Abt des Klosters Wadgassen, ein Dokument. Ob sich diese Szene, die aktuell als Wandbild in der Kirche Maria Heimsuchung in Wadgassen entsteht, genau so zugetragen hat, ist nicht belegt. Aber: „Man kann davon ausgehen, dass Norbert von Xanten und Wolfram sich gekannt haben“, erklärt Patrik Feltes (61), Literatur- und Kulturwissenschaftler und engagiertes Kirchenmitglied, der gemeinsam mit Pfarrer Peter Leick und dem Künstler Jonas Hammen für die Abbildung verantwortlich zeichnet.

Verbindungen zum Kloster Strahov in Prag

„2020 hat es hier in der Kirche gebrannt, alles war komplett verrußt“, erzählt Pfarrer Leick (58). Im Rahmen der Renovierungsarbeiten wurde der Innenraum der Kirche farblich neugestaltet. Dabei wurde eine alte Ornamentik aus dem 19. Jahrhundert freigelegt und ergänzt, wobei auch ein früher an der Wand befindlicher kleiner Seitenaltar als Silhouette herausgearbeitet wurde. Diese farblich leere Stelle sollte gefüllt werden. Da die Pfarrei nach der Fusion St. Wolfram heißt, war schnell klar, was abgebildet werden soll. Und auch zu Norbert gibt es eine Verbindung. „2019 waren wir in Prag, unter anderem in Kloster Strahov, und haben eine Norbert-Reliquie bekommen. Zwischen Wadgassen und dem Kloster herrscht eine enge Beziehung. Dort nämlich hat der letzte Abt Wadgassens seine Zuflucht gefunden und ist auch dort beerdigt worden“, weiß der Pfarrer.

Irgendwie hat man auch eine größere Verantwortung.

Künstler Jonas Hammen

Daher wird zusätzlich zu dem Bildnis auch eine Stele mit einer Figur des heiligen Wolfram errichtet, die die Pfarrei in Tirol anfertigen ließ. In die Stele eingearbeitet ist eine Reliquienkammer für die Norbert-Reliquie.

Ausführender für das Wandbild ist der 27-jährige Jonas Hammen. Er wurde den Verantwortlichen empfohlen, und sein Entwurf überzeugte. Für den Künstler ist es die erste Arbeit in einer Kirche. Dabei unterscheide sich unter anderem das Material und die Vorarbeit von den Aufträgen, die er sonst anfertigt. „Wir haben eine Silikatfarbe, die die Wand nicht abdichtet, sondern sich darauf verkieselt, um Probleme mit Schimmel zu vermeiden“, erklärt Hammen. Zudem erfordere die Auseinandersetzung mit der hinter dem Bildnis stehenden Geschichte einiges an Vorarbeit. „Irgendwie hat man auch eine größere Verantwortung. Dieses Bild ist eines, das lange bleiben soll – im Gegensatz zu vielen Arbeiten sonst, die eher für ein bestimmtes Projekt sind.“

Ziel sei es gewesen, so erklärt Hammen, Norbert und Wolfram in der Kommunikation zu zeigen. „Sie stehen in einer Wildnis, die Wadgassen in der Ursprungsform ist. Wir haben versucht, die Pionierarbeit, die sie geleistet haben, zu visualisieren.“

Legenden und Geschichten um Heilige und Ort

Das Bild greife den klassischen Aspekt der Urbarmachung der Wildnis durch eine Ordensgemeinschaft auf, so Feltes. Der Wahlspruch Wolframs sei auch ein Jesaja-Zitat: Das wüste Land wird aufblühen wie eine Lilie. Das Bild bestätige diesen Wahlspruch – zudem kommen sowohl in Wolframs Wappen als auch auf dem neuen Bildnis und im Wappen der Prämonstratenser Lilien vor.

Der Abt aus Strahov kommt mit einigen Mitbrüdern. 

Pfarrer Peter Leick

Natürlich werden noch andere Legenden und Geschichten rund um die Heiligen, aber auch um den Ort im Bild aufgegriffen, etwa mittels kleiner Tiere. So kann der Betrachter bei genauem Hinsehen einen weißen Hasen erkennen – genauer gesagt einen dreibeinigen. „Der Legende nach erscheint er in Vollmondnächten, man kann ihn Dinge fragen, und er darf nicht bejagt werden. Es ist eine Überlieferung, die vermutlich bis in keltische Zeiten zurückgeht“, erklärt Feltes. Es gebe Beschreibungen um jagdlustige Äbte, die glücklos waren, weil sie auf die Jagd nach dem weißen Hasen gingen. Zudem finden sich, neben weiteren Anspielungen, ein Wolf und ein Bär im Bild. „Norbert soll einmal mit dem Kreuz einen Bären verjagt haben. Und er hat der Legende nach einen Wolf bekehrt, damit er die Schafe nicht mehr jagt“, weiß Künstler Hammen.

Bis Ende März will der 27-Jährige mit den Arbeiten fertig sein. Offiziell eingeweiht werden sollen sowohl sein Bild als auch die Stele am 26. Mai in einem Pontifikalamt – mit einem besonderen Gast, wie Pfarrer Leick verrät. „Der Abt aus Strahov kommt mit einigen Mitbrüdern. Unser Wadgasser Orchesterverein hatte eine Komposition über die Abtei Wadgassen in Auftrag gegeben, im Kloster Strahov aufgeführt und eine Gegeneinladung ausgesprochen. So können Bild und Stele auch vom Abt eingeweiht werden.“

Info

Das Pontifikalamt findet am Sonntag, 26. Mai, um 10 Uhr in der Kirche Maria Heimsuchung in Wadgassen statt und wird vom Orchesterverein mitgestaltet.