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Schulpastoral des Cusanus-Gymnasiums Koblenz trotzt Corona mit neuen Angeboten:Wenn der Heilige Geist durchs WLAN weht

Die Schulpastoral des Cusanus-Gymnasiums Koblenz trotzt Corona mit neuen Angeboten: So entstand ‚Open up im Lockdown‘, die welt-erste virtuelle Frühschichtreihe.
Das Frühschicht-Team des Cusanus-Gymnasiums mit Beatrix Mählmann (links), (Foto: privat)
Datum:
16. Dez. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Koblenz – Not macht erfinderisch, das gilt auch in der Schulpastoral. „Wir hatten hier am Bischöflichen Cusanus-Gymnasium die gute Tradition der Frühschichten, einem freitäglichen Impuls in der Fasten- und Adventszeit, jeweils um 7 Uhr, vorbereitet von Schülerinnen und Schülern – bis uns der Corona-Lockdown ins Homeschooling verbannte.“ Beatrix Mählmann, Lehrerin und Schulseelsorgerin, erinnert sich. Der Lockdown sei das vorläufige Ende der Frühschichten gewesen, denn „nichts ging mehr, außer es war digital – aber: Wie sollte das mit den Frühschichten gehen?“ Die Lösung dafür hatten die Schülerinnen und Schüler selbst: einem Impuls im Videochat.

Die Idee war dann erstaunlich einfach: „Eine Schülerin aus der achten Klasse schrieb von der Idee ihrer jüngeren Schwester, Gottesdienste könnte man doch auch über das Internet feiern: Die Lehrerin zündet bei sich eine Kerze an, und Schülerinnen und Schüler machen das dann mit, die erste Online-Frühschicht-Reihe der Schulgeschichte zu Hause“, erinnert sich Mählmann. „So entstand ‚Open up im Lockdown‘, die welt-erste virtuelle Frühschichtreihe.”

Das Frühschicht-Team, eine Gruppe von zehn Schülerinnen und Schülern der Mittel- und Oberstufe, ging mit Eifer an die Vorbereitung, „und am 15. Januar 2021 gab es die erste Online-Frühschicht unserer Schulgeschichte über BigBlueButton, unserem virtuellen Klassenzimmer”. Damals habe man nicht ahnen können, dass man die Veranstaltungsreihe bis zum Ende des Wechselunterrichts Mitte Juni durchhalten werde. Am Ende wurden es 18 Früh- und dann auch Spätschichten, zu denen Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel, Geschwister sowie Freundinnen und Freunde der Schule eingeladen waren.

Auch bei anderen Angeboten musste die Schulpastoral in der Corona-Zeit flexibel sein. Nach dem Lockdown – aber noch in der Zeit des Wechselunterrichts – gingen statt eines großen Schulgottesdienstes zum Schuljahresabschluss Schülerinnen und Schüler mit Lehrern als Segensboten durch die Klassen und feierten in den Klassen einen "Zehn-Minuten-Gottesdienst". In der Aula entstand zudem eine Klagemauer aus Kartons, an der man Klagen anpinnen konnte. Ergänzend dazu gab es ein Freudenfenster, auf das man mit Wachsstiften Botschaften hinterlassen konnte.

Zwanzig bis vierzig Menschen waren jedes Mal bei den digitalen Frühschichten "Open up im Lockdown" dabei, vom Säugling bis zu einem 87 Jahre alten Gast – sie kamen von Hamburg bis Mainz. „Und bei einer Frühschicht im Februar übersprangen wir sogar die Zeitzonen: Eine unserer Schülerinnen, die mit ihren Eltern für einige Jahre in Südafrika ist, nahm von Kapstadt aus teil, sie im T-Shirt, wir noch im Wollpullover“, sagt Mählmann. Mitmachen, nicht nur zuhören, das war das Motto: Das Singen gemeinsamer Lieder, aus dem Wohnzimmer zur Gitarre vorgesungen, das gemeinsame Beten des ,Vater unser’: „Wenn alle ihre Mikros eingeschaltet hatten, wurde das Gebet Jesu zu einem lebendigen Stimmengeflecht“, blickt sie zurück.

„Immer waren es Fragen, die uns selbst beschäftigen”, sagt Mählmann. Sie handelten vom Umgang mit Ängsten, von der Dankbarkeit, von der Notwendigkeit der Stille, vom Osterlachen oder dem inneren Feuer des Heiligen Geistes, von der Hoffnung, der Liebe, vom Zweifeln und Glauben oder bei der Misereor-Aktion von neuen Lebensweisen der Menschen in Bolivien. „Mit unseren Themen suchten wir nach Wegen, wie man auch im Lockdown geöffnet und fröhlich bleiben kann.“ Und man bleibe in Verbindung mit Jesus, der zu all diesen Fragen den notwendigen Anstoß geben könne. „Es hat mich überrascht, aber da ist wirklich eine kleine geistliche Gemeinschaft entstanden.“

Mit dem Ende des Lockdowns wanderte die Frühschicht wieder zurück in die Schulkapelle. Aber viele der Erfahrungen aus der Zeit bleiben und tragen weiter. „Wir durften erfahren, dass die Schule und unsere Angebote ausstrahlen – in die Familien, in die Freundeskreise“, erzählt Mählmann. Diese Erfahrung nehme man mit, wenn man jetzt auch über andere Angebot in der Schulseelsorge nachdenke. Schule sei mehr als ein geschlossener Raum. Was man auch aus der Zeit beibehalte sei eine Orientierung auf das Machbare. „Wir sollten nicht so schnell absagen oder betonen, dass etwas nicht geht. Vieles geht, wenn man darauf schaut, was man hat und was jetzt ansteht.“

(tef)