Magdalena Theobald wurde vor 15 Jahren Stifterin – mit einem bestimmten Ziel:„Wenn es euch später mal besser geht, vergesst die Armen nicht“
Marpingen – Eine chronisch kranke Frau, die ihre Enkelin versorgt und Hilfe benötigt, Obdachlose, die in der „Wärmestubb“ in Neunkirchen Zuflucht finden, ein taubstummes Flüchtlingskind aus dem Kosovo, das in Deutschland ein Cochlea-Implantat eingesetzt bekommt, um wieder hören zu können: Not und Armut können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und bleiben häufig vor der Öffentlichkeit verborgen. Magdalena Theobald aus Marpingen hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau hinzuschauen und wahrzunehmen, wo es Menschen an etwas fehlt – und wenn möglich, zu helfen. Vor 15 Jahren hat die 77-Jährige eine Stiftung unter dem Dach der „Caritas-Stiftung Menschen in Not im Bistum Trier“ gegründet, um dieses Ziel noch besser verfolgen zu können.
„Ich habe erlebt, was Armut bedeutet“
„Ich komme aus einer Familie mit 17 Kindern, mein Vater starb kurz nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft – wir wussten also, was Armut bedeutet“, erzählt Theobald. Einen Satz ihrer Mutter habe sie nie vergessen: „Wenn es euch später mal besser geht, vergesst die Armen nicht“. Diesen Gedanken versuche sie zu beherzigen. Als Theobald einen schweren Unfall erlitt und eine höhere Versicherungssumme ausgezahlt bekam, entschied sie sich aus Dankbarkeit zur Gründung der „Magdalena-Theobald-Stiftung“. Die startete 2005 mit einem Grundkapital von 30.000 Euro – heute liegt das Stiftungsvolumen bei rund 100.000 Euro. Dafür hat Theobald im Laufe der Jahre einiges getan: Jedes Jahr verkauft sie selbst gebundene Adventskränze an die Mitarbeiter des Bischöflichen Generalvikariats und der Caritas – außer im Pandemie-Jahr 2020. Obendrein kommen Zustiftungen, die dem Stiftungsvermögen hinzugerechnet werden sowie Spenden für bestimmte Zwecke. Schon vor der Stiftungsgründung organisierte Theobald, die seit vielen Jahren Mitglied im Caritasverband Neunkirchen ist, Spendenaktionen. Ihre Einstellung hat sie auch ihren eigenen drei Söhnen und Enkelkindern mitgegeben. „Meine Enkel haben immer tatkräftig mitgeholfen, schon als sie vier und sieben waren, haben sie für einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt gebastelt und ein paar Hundert Euro eingenommen“, erinnert sich Theobald. Auch im Kuratorium ihrer Stiftung, das mehrmals im Jahr tagt und über die Hilfsanträge berät, sind ihre zwei ältesten Söhne und die beiden Enkel vertreten.
„Hilfe für arme Menschen gehört zum Glauben“
Für Theobald ist Hilfe für ärmere Menschen auch Glaubenssache. „Ich sage immer, was nutzt es, wenn man nur in die Kirche geht, aber das Karitative nicht lebt? Ich gehe gerne in die Kirche, aber das allein reicht eben nicht.“ In einem reichen Land wie Deutschland von Armut zu sprechen, sei gewagt. Dennoch gebe es Menschen mit geringem Einkommen oder schmaler Rente, die beispielsweise nicht zum Sozialamt gingen, weil sie sich schämten. Oder die gerade so viel Einkommen hätten, dass kein Hilfsanspruch bestehe und das Geld mit mehreren Kindern trotzdem nicht reiche. „In solchen Fällen ist es wirklich schön, schnell und unbürokratisch helfen zu können“, so Theobald. Ihre Stiftung hat unter anderen ein älteres Ehepaar mit kleinem Bauernhof unterstützt, dessen Sohn plötzlich verstarb; einer fast blinden Frau einen Zuschuss zu einer besonderen Brille gezahlt; die Kosten einer Beinverlängerungsoperation für ein argentinisches Mädchen bezuschusst; einen Küchenblock für die Tafel in Sankt Wendel bezahlt. Besonders gern erinnert sie sich noch an den kleinen taubstummen Jungen aus dem Kosovo, der am Klinikum in Homburg ein Cochlea-Implantat eingesetzt bekam und den sie bei der Nachsorge mit seiner Tante begleitete. „Als sie uns besuchten, habe ich mich mit ihm auf dem Schoss ans Klavier gesetzt und ‚Hänschen Klein‘ gespielt. Den Blick, den er seiner Tante zuwarf, weil er die Töne hört, werde ich nie vergessen“, sagt Theobald gerührt.
„Es spielt keine Rolle, ob jemand verschuldet oder unverschuldet arm ist“
Mit ihrem Engagement möchte sie sich nicht hervortun, es ist für die gelernte Krankenpflegerin irgendwo „selbstverständlich“, sagt sie. Besonders engagiert sie sich seit Jahren für die „Wärmestubb“ in Neunkirchen. In ihrem Heimatort sammelt sie gebrauchte Kleidung und Schuhe oder kauft warme Unterwäsche für die Obdachlosen. Manchmal werde sie mit Aussagen wie ‚die sind doch selbst an ihrem Schicksal schuld‘ konfrontiert. „Ob jemand unverschuldet in Armut lebt oder verschuldet – für mich spielt das keine Rolle. In diesem Moment ist das für mich einfach ein armer Mensch“, entgegnet sie dann. „Man kann vielleicht auch mal darauf hinweisen, wo man sich etwas dazuverdienen kann, aber manche sind nicht in der Lage dazu und andere werden auch gar nicht von Arbeitgebern eingestellt. Man sollte da nicht urteilen.“ Zu helfen sei oft eine sensible Sache: „Viele möchten nicht, dass ihre Armut irgendwie öffentlich wird, sei es im Ort oder in den pfarrlichen Strukturen.“ Nach all den Jahren hat Theobald aber eine Art Gespür dafür entwickelt, wo sie vielleicht genauer hinschauen könnte, ganz nach dem Caritas-Motto „Not sehen und handeln“. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, eine Stiftung zu gründen, denn die könne das Ziel, schnell und niedrigschwellig Armut vor Ort zu mildern, auch noch verfolgen, wenn sie mal nicht mehr da ist.
Mehr Informationen zu Stiftungen im Bistum Trier gibt es beim Zentrum für Stiftungen und Fundraising im Bistum Trier, Tel.: 0651-14519570, E-Mail: stiftungszentrum@bgv-trier.de und unter: www.stiftungszentrum-trier.de
(sb)