Kultur der Achtsamkeit für Schwerstkranke und Sterbende weiter entwickeln:„Wichtige gemeinsame Aufgabe von Pastoral und Caritas“
Trier – Den Abschlussbericht des gemeinsamen Projektes von Caritas und Bistum Trier „Hospiz- und Palliativkultur in den Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens im Bistum Trier“ hat Bischof Dr. Stephan Ackermann am 28. November als „wichtiges Etappenziel“ gewertet. Auf dieser Basis solle in den Diensten und Einrichtungen die etablierte Hospiz- und Palliativkultur weiter entwickelt werden: „Was darf ein Mensch in dieser existenziellen Lebenssituation von katholischen Einrichtungen erwarten?“ sei die Kernfrage. Der Bischof zeigte sich dankbar für die durch das Projekt erarbeiteten Ergebnisse, die in einem praxis-orientierten Handlungsleitfaden zusammengefasst sind. Die Entwicklung dieser Hospiz- und Palliativkultur sieht Bischof Dr. Ackermann als wichtige gemeinsame Aufgabe von Pastoral und Caritas.
Das 2017 gestartete Projekt hat das Ziel, eine besondere „Kultur der Aufmerksamkeit und Achtsamkeit“ für Schwerstkranke und Sterbende und ihre Angehörigen zu entwickeln und in den Einrichtungen und Diensten, wie zum Beispiel Krankenhäusern, Altenhilfeeinrichtungen, Sozialstationen und Hospizen, umzusetzen. „Die hospizliche Versorgung ist eine Netzwerkaufgabe“, betonte Projektleiterin Anja Hagel, Referentin für Hospiz im Diözesan-Caritasverband (DiCV) Trier. Daher haben in diesem Projekt Vertretungen der Einrichtungsträger bereichsübergreifend mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern, Ärztinnen und Ärzten und Pflegefachkräften zusammengearbeitet. Diese Kooperation soll in der weiteren Entwicklung verstärkt werden. Projektleiter Dr. Michael Schröder, Abteilungsleiter im DiCV Trier, sieht mit Bezug auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum assistierten Suizid vom Februar 2020 die Bedeutung und Relevanz dieses Projektes und einer erfahrbaren christlichen Hospiz- und Palliativkultur in den katholischen Einrichtungen nochmals verstärkt und bestätigt. Dies können die Einrichtungen vor allem angesichts der demografischen Herausforderungen nicht alleine schaffen: Es bedarf daher einer „Sorgegemeinschaft“ mit Ärzten, Krankenkassen, Pflegekammern und Seelsorgern.
Wie die Hospiz- und Palliativkultur und die im Projekt entwickelten Instrumente konkret im Sinne der Patienten und Angehörigen umgesetzt werden können, beschrieben eindrucksvoll und anschaulich die Vertreterinnen und Vertreter des Projektteams, Irmgard Layes (Leitende Ärztin der Klinik für Palliativmedizin im Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur), Paul Herrlein (Geschäftsführer des St. Jakobus Hospiz Saarbrücken), Andrea Riga (Pflegedienstleitung des Ambulanten Pflegediensts der Caritas in St. Wendel) und Lena Rieder (Qualitätsmanagerin im Klinikum Mutterhaus Trier). Die vorgestellten Ergebnisse sind in einem Ergebnisbericht zusammengefasst.
Einen Beitrag zum Thema assistierter Suizid aus ethisch-theologischer Sicht leistete das Mitglied des Deutschen Ethikrates und Geschäftsführer des Berliner Instituts für christliche Ethik und Politik Berlin, Professor Dr. Andreas Lob-Hüdepohl, in einem Online-Vortrag. Am gleichen Tag nahm er als Sachverständiger an der Anhörung des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages zu einer Neuregelung der Suizidhilfe/Sterbebegleitung teil. „Zwischen dem ‚Recht zur Selbsttötung‘ und dem ‚Gebot des Beistandes‘“ hatte er seinen Vortrag überschrieben und betrachtete die besondere Situation eines schwerstkranken oder sterbenden Menschen, der einen Todeswunsch äußert. Einerseits gelte der „unbedingte Respekt vor der Letztentscheidung des Betroffenen“, andererseits müssten ihm Menschen durch eine gute palliative, psycho-soziale und seelsorgliche Begleitung einen Blick auf das Leben offen halten. Menschen mit Suizidwunsch brauchten eine „einfühlende Aufmerksamkeit“.
Lob-Hüdepohl warnte davor, das Angebot des „assistierten Suizids“ als „normal“ zu bewerten oder gar als ein „Regelangebot der Suizidbeihilfe“ zu sehen. Bei allem Respekt vor dem letzten Ausdruck äußerster Freiheit des Menschen gebe es eine bleibende Tragik, wenn ein Mensch einen Suizidwunsch äußert. Daher sei die Bereitstellung suizidpräventiver Angebote und Versorgungsstrukturen notwendig. „Lassen wir Menschen doch gar nicht in diese Entscheidung kommen“, so Lob-Hüdepohl. Hier liege dann auch die Aufgabe der Hospiz- und Palliativkultur: Menschen in ihrer Verlorenheit Dialog und Zuhören anzubieten und einfach „da zu bleiben, oft auch im beredten Schweigen“. So stellte der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes Trier, Domkapitular Benedikt Welter, entsprechend auch das Motiv des „Da-Seins“ in den Mittelpunkt seines Abschluss-Impulses: „Wir dürfen nicht ins Urteilen über einen Menschen, sondern in das Da-Sein für ihn kommen. Christus gibt uns dazu die Kraft, nah am Menschen zu sein.“
(red)