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Kira Geiss berichtet im Kloster Püttlingen über ihren Glauben und ihre Ideen für die Kirche:Wie Miss Germany junge Menschen für den Glauben begeistern will

Kira Geiss berichtet im Kloster Heilig Kreuz in Püttlingen über ihren Lebens- und Glaubensweg.
Kira Geiss, Miss Germany 2023
Datum:
2. Mai 2024
Von:
Sarah Schött
: Die Podiumsgäste Priesteramtskandidat Antonio Jagodin, Gemeindereferentin Rebecca Benahmed, Miss Germany 2023 Kira Geiss und Oberin  Sr Mercy  Marattukulam Varghese mit den Moderatoren des Abends, Kloster-Rektor Pfarrer Hans-Georg Müller und Susanne Molz (von links).

Püttlingen – Früher war es ein reiner Schönheitswettbewerb, heute gehe es mehr und mehr um Inhalte, erklärt Kira Geiss. Die 21 Jahre alte „Miss Germany 2023” hat im Kloster Heilig Kreuz in Püttlingen im Rahmen der Veranstaltung „Miss Germany meets Jesus“ über ihren Lebens- und Glaubensweg berichtet. Der Abend stand unter dem Motto „Wofür brennst Du?“

Sie sei in Wilhelmsdorf (Baden-Württemberg), einem sehr christlichen Dorf, aufgewachsen, erzählt sie im Interview mit Mitorganisator Harald Cronauer. Mit zwölf Jahren habe sie „eine nicht so gute Phase“ gehabt. Sie selbst beschreibt ihre Rebellionszeit als „ein bisschen extremer“ – inklusive eines neuen Freundeskreises, viel Party und viel Alkohol. „Damals dachte ich, das sei der absolute Jackpot. Heute weiß ich, dass es nicht so gesund für meine Seele und mein Herz gewesen ist“, blickt die 21-Jährige zurück. Viele ihrer Freunde hätten mehr konsumiert als nur Alkohol. „Ich habe über die Jahre gesehen, wie Menschen daran kaputtgehen und auch gemerkt, wie ich daran kaputtgegangen bin, obwohl ich immer dachte, dass mich das füllt. Ich habe immer gesucht, hatte eine Sehnsucht in mir.“  

Irgendwann zieht Geiss, die selbst evangelisch ist, einen Schlussstrich und trennt sich von ihrem alten Freundeskreis. Im Bus nach Ravensburg trifft sie jeden Morgen auf zwei Christinnen, die sie einladen zu Gottesdiensten, Jugendevents, Freizeiten. „Und ich dachte mir: ,Meine Güte, ihr Christen seid so langweilig, eingefahren, ich möchte überhaupt nichts mit euch zu tun haben. Heute weiß ich, wie bunt Kirche sein kann.“ Trotz anfänglicher Zweifel folgt sie der Einladung – anfangs eher, um endlich Ruhe zu haben. Was sie findet, überzeugt sie dann doch. Oder wie Kira Geiss es ausdrückt: „Ich bin dahingegangen und hatte das erste Mal außerhalb meiner Familie das Gefühl, gesehen und geliebt zu werden, ohne etwas dafür tun zu müssen.“

Durch Glauben Heilung erfahren

Vor gut 60 Interessierten im Kloster Püttlingen erzählt Kira Geiss, wie sie selbst durch den Glauben Heilung erfahren durfte. Und wie sie davon im Rahmen ihres Miss-Germany-Titels auch anderen erzählen möchte. „Das, was ich als junger Mensch erlebt habe, außerhalb von Familie und Schule einen Ort zu finden, wo ich aufblühen kann, wo ich gefördert werde, das hat in mir ein Feuer entfacht. Ich wünsche mir, das anderen Menschen auch zu ermöglichen. Und das ist der Grund, warum ich heute arbeite, was ich arbeite.“

Dass sie sich entschied, für den Titel der Miss Germany zu kandidieren, lag unter anderem am veränderten Konzept des Wettbewerbs. War es früher ein reiner Schönheitswettbewerb, treten die Kandidatinnen heute mit Themen an, die für sie wichtig sind. Miss Germany sei heute eine Plattform, auf der Frauen sich mit einem Thema bewerben können, das ihnen am Herzen liege, um dann damit in Politik und Gesellschaft arbeiten zu können. Die Themen von Kira Geiss: Förderung der jungen Generation und richtiger Umgang mit Social Media. Modelaufträge, Kampagnen oder Fotoshootings macht Miss Germany 2023 nicht. Sie arbeitet lieber konkret mit jungen Menschen. „Mit dem Gnadauer Verband, einem großen christlichen Verband der evangelischen Kirche, bei dem ich als Jugendbeauftragte angestellt bin, reise ich durch ganz Deutschland, gebe Unterricht in Schulen, arbeite mit Konfirmandengruppen, besuche Gemeinden und trete bei Jugendfestivals auf.“

Nicht christliche Werte ändern, sondern den Rahmen der Verkündigung

Ein Thema, das an dem Abend immer wieder auftaucht: Warum haben junge Menschen Berührungsängste mit Kirche? Auch dazu hat Kira Geiss Ideen. Viele Menschen dächten bei Kirche zuallererst an den Gottesdienst. „Für mich ist Gottesdienst die intimste Sache, die wir als Kirche leben. Das ist Anbetung für Gott. Wir können nicht erwarten, dass Menschen, die nichts mit dem Glauben zu tun haben, gerade junge Leute, sagen, ich setz mich da rein, obwohl ich das nicht glaube, und mache jetzt ein, zwei Stunden Anbetung.“ Wichtig sei zu fragen, wie Räume gestaltet werden können für Menschen, die noch nicht in der Kirche beheimatet seien. Es gehe darum, nicht die christlichen Werte zu verändern, sondern den Rahmen anzupassen, „damit Leute sich zu Hause fühlen und das Gefühl haben, wir haben Interesse an ihnen, und sie müssen sich nicht verstellen für uns.“  Dabei betont sie aber auch: „Jesus ist kein Wunderzauberheilmittel, das plötzlich alle Probleme löst. Aber er trägt und gibt Perspektive. Das hat mir auch geholfen, dranzubleiben.“ 

Harald Cronauer dankte der Miss Germany 2023 für ihre offenen Worte. Im Anschluss fand in der Klosterkirche ein Jugendgottesdienst mit Liveband statt, der das Motto „Wofür brennst Du?“ aufgriff. Danach hatten die mittlerweile knapp 100 Interessierten die Gelegenheit, im Rahmen einer Podiumsrunde mit Priesteramtskandidat Antonio Jagodin, Gemeindereferentin Rebecca Benahmed von der Kirche der Jugend eli.ja aus Saarbrücken sowie Schwester Mercy Marattukulam Varghese vom Kloster Heilig Kreuz und natürlich Miss Germany Kira Geiss ins Gespräch zu kommen und ihre ganz persönlichen Fragen an die Beteiligten loszuwerden.

„Ich bin positiv angetan, dass die Kirche voll war und so viele junge Menschen da waren“, freute sich Pastor Hans-Georg Müller, Rektor im Kloster Heilig Kreuz. Und an Miss Germany gewandt resümierte er: „Danke für den ermutigenden Austausch von Christ zu Christ. Ich glaube, wir brauchen solche Foren mehr denn je.“