Zukunftswerkstatt der Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler:Wie geht es weiter?
Grafschaft-Ringen/Bad Neuenahr-Ahrweiler – „Hochseilgarten unter dem Dach“, „Für Bedürftige: Duschen, Waschmaschinen, Übernachtungsmöglichkeiten“ oder „Gemeinderadio“ – lauten ein paar Beispiele für Ideen und Wünsche von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Zukunftswerkstatt. Zu dieser hatte die Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler am 24. März in das Zelt des Helfer-Shuttles in Grafschaft-Ringen eingeladen. Wie geht es weiter mit „Kirche“ in der Kreisstadt? Diese Frage hat beim kreativen Austauschtreffen im Mittelpunkt gestanden.
„Die Situation im Ahrtal ist schwierig und einzigartig“, begrüßt Pfarrer Jörg Meyrer die rund 50 Gäste. „Wir möchten eine Kirche, die offen ist, auf die Menschen zugeht und für sie da ist“, formuliert er eine Zukunftsvision, die Kooperator Heiko Marquardsen unterstreicht: „Sie soll ein Ort sein, wo Menschen mit allem aus ihrem Leben hinkommen können.“
Die Pfarrei steht vor einer riesigen Aufgabe: 22 überflutete Gebäude, darunter vier Kindergärten und Pfarrheime, fünf Kirchen, zwei Pfarrhäuser sowie weitere Objekte. Es gehe nicht um den bloßen Wiederaufbau, sondern um den Aufbau von Kirche im Allgemeinen und damit auch um das Leben der Menschen in der Stadt. „Wir brauchen eure Ideen, eure Kreativität“, sagte Meyrer. Der Veranstaltung war eine Umfrage vorausgegangen, an der sich etwa 200 Menschen beteiligten. Diese war entworfen worden, um abzufragen, was die Menschen vor Ort brauchen, was sie schätzen, was sie verändern und wo sie Kirche konkret mitgestalten und mitaufbauen wollen.
Offene Ideensammlung
Dem Denken sind keine Grenzen gesetzt. Ideen beziehen sich speziell auf Kirchengebäude wie Kirche als Mehrzweckraum für (Rock-)Konzerte, Disco und sonstige Veranstaltungen wie Weinproben oder für Yoga und Tanzen, „Barrierefreiheit“ lautet ein weiteres Stichwort in dem Zusammenhang. Wünsche an „Seelsorge“ lauten zum Beispiel „Frauen-Auszeit/Teenie/Familienwochenenden“. Es wird aber auch erwähnt, was beibehalten werden soll: „‘Messe anders‘ fortführen. Kirche ist, wo die Menschen sind“. Dem schließt sich auch Peter Kriechel an. Das Konzept der „anderen Gottesdienste“ begrüße er. „Kirche liegt mir am Herzen“, daher bringe er sich an diesem Kreativtreffen gerne ein, so der 38-Jährige.
Niklas Sebastian wünscht sich mehr Offenheit und Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Jugendarbeit. „Es fehlen durch die Flut viele Räume und durch die Pandemie ist vieles weggefallen“. Er hoffe, die Situation mit anderen gemeinsam meistern zu können. Das Thema Jugendarbeit liegt auch Jörn Thiele am Herzen, hinzukommt, dass Sport seine Leidenschaft ist. Daher könne er sich vorstellen, dass zum Beispiel Kirchtürme als Kletterturm genutzt werden könnten. „Ich habe da die sozialen Belange im Blick. Sportliche, aber auch musikalische Angebote kann ich mir gut vorstellen.“
An einem anderen Tisch brüten zehn Frauen und Männer über der Frage, auf welchen Feldern sich Kirche engagieren sollte. „Ich fände es gut, wenn Kirche Wohnraum anbieten würde und zwar in Formen, die das Gemeinschaftsgefühl, das es direkt nach der Flut gab, stärkt“, sagt Anke Sattler. Sie ist Teil der Malteser und engagierte sich in diesem Zusammenhang an der Ahr. Auch das war den Organisatoren wichtig: In der Umfrage und auch an diesem Abend sind nicht nur Anwohnerinnen und Anwohner zum Mitmachen eingeladen, sondern auch Freundinnen und Freunde des Ahrtals. Bei all den positiv formulierten Gedanken, gab es auch die Möglichkeit, Ängste und Befürchtungen zurückzumelden.
Die zahlreichen und vielfältigen Ergebnisse werden nun aufbereitet und dem Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat vorgelegt, die dann über die weiteren Schritte entscheiden werden. „Wir wissen noch nicht genau, wo wir landen, wie so oft im Ahrtal“, sagt Meyrer abschließend. „Aber wir sind auf einem gemeinsamen Weg. Das ist Synode. Ich hoffe, dass macht Schule im Bistum Trier.“
Weitere Informationen zur Pfarrei gibt es auf www.pfarrei-bnaw.de.
(jf)