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Ein Jahr nach der Flutkatastrophe noch keine Normalität:Wiederaufbau kirchlicher Gebäude dauert an

Ein Jahr nach der Flut sind Familien noch nicht zurück in ihrem Zuhause. Schulkinder lernen in Containern. Beschädigte Kirchen, Pfarrheime und -häuser sind weiterhin geschlossen.
Viele Pfarrkirchen waren vom Hochwasser betroffen (hier zu sehen die Pfarrkirche St. Laurentius in Ahrweiler) Archivfoto: Bruder Antonius Joos
Datum:
5. Juli 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier/Eifel/Ahrtal – Ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 läuft weiterhin der Wiederaufbau von privaten und institutionellen Gebäuden. An vielen Orten sind Familien noch nicht zurück in ihrem Zuhause; Schulkinder lernen in Containern und Kirchen oder auch Pfarrheime und -häuser sind aufgrund von Schäden weiterhin geschlossen. 59 kirchliche Gebäude im Bistum Trier sind in den Flutgebieten in der Eifel-Mosel-Region, an Sauer und Kyll und im Ahrtal vom Hochwasser betroffen. Die meisten davon befinden sich im Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Die Sanierungsarbeiten an den kirchlichen Immobilien verliefen schleppend, bestätigt Thomas von der Stein aus der Bauabteilung des Bischöflichen Generalvikariats Trier. Das liege an ganz unterschiedlichen Punkten: „Architekten und Ingenieure sind ausgelastet. Handwerker sind in einem größeren Umkreis um die Ahr kaum zu bekommen.“ Die momentane Baustoffknappheit führe zusätzlich zu einer nur schleppenden Beseitigung der Schäden. „Wir sind ebenfalls von den teils sehr langen Lieferzeiten durch unterbrochene Lieferketten, verursacht durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine, betroffen.“

Zu dieser angespannten Situation kämen weitere Hürden hinzu. „Viele kirchliche Gremien waren direkt nach der Flut nicht handlungsfähig, konnten keine Versammlungen einberufen und Entscheidungen fällen, weil die Ehrenamtlichen oft selbst von der Katastrophe betroffen waren und immer noch sind.“ Zudem wurden in einigen Pfarrgemeinden Räte neu gewählt. Gremienmitglieder sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchengemeinden müssten sich in eine Vielzahl von komplexen Sachverhalten wie in das Antragsverfahren auf Aufbauhilfe der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) einarbeiten. Unterstützung erhalten sie dabei von Seiten des Bistums.

Anträge auf Aufbauhilfe können gestellt werden

Erst nach einer offiziellen Begutachtung können Kirchengemeinden als Eigentümer der Gebäude einen Antrag auf Aufbauhilfe stellen. Insgesamt sind bislang 18 Gutachten (Stand Juni 2022) erstellt; fast 15 Kirchengemeinden haben daraufhin schon Anträge zur Aufbauhilfe eingereicht, weitere stehen kurz davor. „Genehmigte Anträge liegen jedoch noch nicht vor“, weiß Architekt von der Stein. Die Kirchengemeinden erhalten, ebenso wie Privatleute, bis zu 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben durch den Aufbauhilfefonds des Landes Rheinland-Pfalz. Von dem verbleibenden Eigenanteil von bis zu 20 Prozent für die Kirchengemeinde übernimmt das Bistum 60 Prozent. Bei Kindertageseinrichtungen gilt eine andere Regelung: Hier werden Gebäude mit bis zu 100 Prozent mit Aufbauhilfen bezuschusst.

Entscheidungen stehen noch aus

Weitere Entscheidungen stehen noch aus, etwa jene zur Zukunft der Pfarrkirche St. Pius in Bad Neuenahr-Ahrweiler oder über eine mögliche Nutzung des Geländes rund um die Filialkirche St. Andreas in Ahrbrück, die zu einem noch nicht festgelegten Termin profaniert (entweiht) wird. Ob weitere Gebäude aufgegeben werden müssen, klärt sich im engen Zusammenwirken mit den betroffenen Kirchengemeinden als Eigentümern und den örtlichen kirchlichen Gremien; genauso wie ein möglicher (veränderter) Wiederaufbau von Objekten. 

Zwei Gebäude in kirchlichem Besitz mussten aufgrund des Schadensausmaßes abgerissen werden: die Kindertagesstätten in Dernau (St. Johannes der Apostel) und das Küsterhaus „Rosenkranz“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Folgeschäden sind möglich

„Nach der Flut haben wir schnellstmöglich gehandelt, um etwaige Folgeschäden wie Schimmelbildung zu verhindern“, betont von der Stein. „Doch Trocknungsgeräte waren nicht zu bekommen. Für große Kirchen wären diese sowieso unzureichend gewesen“, ergänzt er. Provisorische Heizungen wurden in fast allen Gebäuden installiert, um Schäden aufzufangen. „Trotz intensiven Heizens und Lüftens dauert es allerdings teilweise sehr lange, den Gebäuden die eingetragene Feuchtigkeit wieder zu entziehen.“

Die Arbeiten an den kirchlichen Gebäuden laufen weiter voran, jedoch ist von allen Seiten viel Geduld gefordert.

(jf)