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Kardinal Marx feiert Gottesdienst in Schönstatt:„Wir stehen an der Seite der Betroffenen“

Kardinal Reinhard Marx feierte aus Anlass des 50. Todestages von Pater Josef Kentenich einen Gottesdienst in Schönstatt.
Kardinal Reinhard Marx (Mitte) beim Gottesdienst in Schönstatt.
Datum:
17. Sep. 2018
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Vallendar – Mit dem Aufruf, vor den Leiden der Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche nicht wegzuschauen, hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am 16. September einen Gottesdienst in Schönstatt gefeiert. Vor mehreren hundert Gläubigen sagte der frühere Bischof von Trier und heutige Erzbischof von München und Freising: „Tief bedrückt, erschüttert und beschämt sind wir von der Realität sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in der katholischen Kirche.“ Marx hatte den Gottesdienst aus Anlass des 50. Todestages von Pater Josef Kentenich, dem Gründer der Schönstatt-Bewegung, gefeiert.

Seit 2002, dann besonders ab 2010 und jetzt wieder, spüre die Kirche, dass die tiefe Wunde des Missbrauchs nicht verheile. „Wir stehen an der Seite der Betroffenen sexuellen Missbrauchs. Das ist unsere bleibende Verpflichtung. Es ist noch immer erschütternd, was Kindern und Jugendlichen, die sich Priestern anvertraut haben, durch dieses unvorstellbare Leid widerfahren ist. In den Betroffenen schaut Gott uns an, er leidet wie die Opfer unter dem, was Priester – Männer die Gott folgen wollten – Minderjährigen angetan haben. Gott leidet an dem, was wir übersehen, wo wir weggeschaut haben, was wir nicht wahrhaben wollten. Er schaut uns an in den Betroffenen, den Geschlagenen, den Verwundeten. Deshalb braucht es einen neuen Aufbruch in dieser Kirche, gegenüber den Betroffenen und Gott“, so Marx.

Mit Blick auf Pater Kentenich, der vor 50 Jahren in Schönstatt in der gerade fertig gestellten Anbetungskirche starb, würdigte Marx unter anderem den „Gründergeist“, der den 1885 in Gymnich bei Köln geborenen Geistlichen ausgezeichnet habe. „Es ist ein Geist, der immer wieder Ausschau hielt nach dem Neuen, was uns Gott auf die Tagesordnung gelegt hat.“ Das müsse auch heute der Auftrag sein: die Zeichen der Zeit zu erkennen und den Blick auf das Neue zu wagen. Schönstatt mit seiner Gnadenkapelle sei ein Ort, der inspiriere und ermutige, an dem man hören könne, was der Geist zu sagen habe. „Was will Gott uns in dieser Zeit sagen, welchen Auftrag hat er für uns? Das können wir uns nicht ausdenken, sondern brauchen Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, gerade um das zu erkennen, was passiert, auch das Negative. Wir dürfen nicht wegschauen“, rief Kardinal Marx den Gläubigen zu. Das gelte auch für die Verantwortlichen in der Kirche.

Kentenich habe unter anderem ein neues Verhältnis zwischen Laien und Priestern angeregt. Als Spiritual war Kentenich 1912 an das Studienkolleg der Pallottiner nach Vallendar gekommen und hatte gemeinsam mit Theologiestudenten 1914 in einer Kapelle das „Liebesbündnis mit Maria“ gestiftet – die Geburtsstunde der Schönstatt-Bewegung. Gleichzeitig sei Kentenich ein Mensch gewesen, der die Traditionen geschätzt und treu zur Kirche gestanden habe, auch wenn es Auseinandersetzungen gab. 1951 hatte der Vatikan nach dem Besuch eines päpstlichen Visitators in Schönstatt Pater Kentenich auferlegt, Europa zu verlassen und in der USA als Seelsorger tätig zu sein. Erst 1965 kehrte Pater Kentenich nach Vallendar zurück.

„Ich empfinde die Gnadenkapelle immer wieder als Quelle der Ermutigung und der Kraft. Der Schönstatt-Bewegung sage ich Dank für den Dienst des Gebetes, des Aufbruchs und der geistigen Erneuerung in der Kirche, die durch die Gründergestalt Pater Kentenichs ihren Weg genommen hat“, erklärte Kardinal Marx.

(red)