Für René Millogo ist aber genau das entscheidend. Millogo stammt aus Burkina Faso, dem diesjährigen Partnerland der Misereor-Fastenaktion und ist nationaler Koordinator von PASMEP, einer Initiative zur Unterstützung halbnomadischer Viehhalterfamilien. Er warb dafür, Afrika nicht bloß als Konsument zu sehen, sondern als Produzent. „80 Prozent unserer Menschen leben von der Viehhaltung. In Burkina Faso garantiert die Milch unserer Kühe das Überleben von Millionen Menschen. Wir haben da ein großartiges Potenzial. Viele Frauen gründen Mini-Molkereien, haben dadurch eine Perspektive und die Chance, aus eigener Kraft ihre Familien zu ernähren“, sagte Millogo. Da sei Hoffnung spürbar, „manche Verarmungsabkommen aber beunruhigen unsere Zivilgesellschaft sehr“. Ein Zuviel an importierten Produkten bedrohe den heimischen Markt, „wir werden überschwemmt von Milchpulver“, das sehr billig sei. „Das ist eine unfaire Konkurrenz. Mit den Preisen können wir nicht mithalten. Können wir aber unsere eigene Milch nicht verkaufen, können wir unsere Kinder nicht in die Schule schicken.“ Millogo warb für „wirkliche Partnerschaft und faire Abkommen, die auch die afrikanischen Interessen berücksichtigt“. Norbert Neuser, MdEP und Mitglied im Entwicklungsausschuss des Europäischen Parlaments, findet Partnerschaftsabkommen mit Afrika gut, und für ihn ist auch die Arla-Strategie in Nigeria „in Ordnung“, „wenn sie die Bedürfnisse der Menschen achtet“. Es sei wünschenswert, wenn Molkerei-Know-how in armen Ländern aktiviert werde. Neuser: „Wir müssen gegen Unterernährung agieren, aber auch soziale Verantwortung wahrnehmen und die Würde der Menschen beachten.“ Klementine Bonifas vom Bund der Deutschen Milchviehhalter sagte: „Wir haben vor drei Jahren unseren Vertrag bei Arla gekündigt. Das Leitmotiv von Genossenschaften ‚Einer für alle, alle für einen‘ haben wir nicht mehr erkennen können.“ Sie prangerte die ruinöse Politik der EU an; Prämien kämen nicht mehr bei den Betrieben an. „Wir sind motiviert, arbeiten 365 Tage im Jahr – und es bleibt nichts übrig.“ Der niedrige Milchpreis erlaube es kaum oder gar nicht, die Kosten abzudecken. Bonifas besuchte erst kürzlich Burkina Faso und erkannte: „Die Probleme dort sind ähnlich. Fakt ist: Die politischen Rahmenbedingungen haben genauso Auswirkungen auf unsere Milchbauern wie auf die in Afrika.“ Tobias Reichert von Germanwatch, einer Organisation, die sich für globale Gerechtigkeit und den Erhalt der Lebensgrundlagen einsetzt, sprach sich vehement gegen Mengenwachstum aus. „Wenn Sie mit Qualität wachsen würden, dann würde ich Ja sagen.“ Reichert hatte zuvor in einem Impuls bereits die „Entwicklung der europäischen Milchpolitik und Milchwirtschaft in den letzten Jahrzehnten“ skizziert, über Butterberge und Milchseen gesprochen und auch Zahlen sprechen lassen: „Allein 2017 haben fünf Prozent aller Milchbetriebe in Deutschland aufgegeben.“ Vor allem kleine Betriebe hätten kaum noch eine Chance im Konzert der Großen. In der Podiumsdiskussion sprach er schließlich vielen Verbrauchern aus dem Herzen: „Warum lassen wir unsere Kühe nicht einfach wieder Gras fressen? So, wie sie es brauchen, um gesunde Milch zu geben.“ Stattdessen füttere man Soja und Mais und züchtete Hochleistungskühe. Er plädierte für weniger Milch, die aber qualitativ hochwertig sei. Dem Verbraucher sollte man dies verdeutlichen, wie etwa bei den Eiern: Er solle erkennen, ob das Produkt vom Qualitätsstandard her besonders hochwertig ist oder eben nicht. Zurück zu den Graswurzeln, ein Modell, das vielen helfen würde: in Burkina Faso und in Deutschland. Informationen rund um die Misereor-Fastenaktion gibt es unter
www.misereor2017.bistum-trier.de (red)