Zum Inhalt springen

Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier stellt sich vor:Wissen, bewerten, empfehlen

Die Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum stellt sich vor. Sie wird jährliche Zwischenberichte vorlegen, den ersten im Laufe des Jahres 2022.
vlnr. Herbert Heyd, Dr. Petra Hank, Prof. Dr. Lutz Raphael, Dr. Uwe Christoffer, Dr. Karl-Horst Wirz, Dr. Monica Sinderhauf, Professor Dr. Gerhard Robbers (Foto: Judith Rupp/Bistum Trier)
Datum:
13. Dez. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier - „Wissen – Bewerten – Empfehlen“: So lässt sich die Vorgehensweise der „Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich der Diözese Trier“ beschreiben. Das hat die Kommission am 13. Dezember in Trier mitgeteilt. Ursprünglich hatten sich die sieben Mitglieder in einem Pressegespräch der Öffentlichkeit vorstellen wollen; corona-bedingt sei dieser Termin jedoch ins neue Jahr verschoben, teilte Gerhard Robbers als Sprecher der Kommission mit.

Ende Juni hatte sich die Kommission konstituiert, seither hat sie sich fünfmal getroffen. Grundsätzlich gibt es monatliche Treffen, die in der Regel drei bis fünf Stunden dauern. Zudem stehen die Mitglieder in regelmäßigem elektronischem Austausch. Zunächst hat man sich über den Arbeitsauftrag und die Vorgehensweise verständigt, so der Sprecher: „Es geht uns darum, dass wir zum einen die Fälle von sexuellem Missbrauch im Bistum erheben - vor allem indem wir Betroffene zu Wort kommen lassen wollen.“ In einem zweiten Schritt will die Kommission das, was sie erfahren hat, bewerten. Dabei soll es über den einzelnen Fall hinaus um die Rolle der Kirche und ihrer Strukturen beim Umgang mit den Vorfällen gehen. Am Ende ihrer Arbeit wird die Kommission auch Empfehlungen geben: „Wie soll Kirche, wie soll das Bistum mit dem Unrecht der vergangenen Jahre umgehen? Und mehr noch: Wie kann es gelingen, die Strukturen der Jetztzeit so zu gestalten und zu sensibilisieren, dass solch einem Unrecht vorgebeugt werden kann?“

Die Kommission hat entschieden, als Grundlage der Aufarbeitung eine Studie in Auftrag zu geben, die – unter Berücksichtigung bisher vorliegender Erkenntnisse – eine erste Übersicht über das Ausmaß von Missbrauchsfällen im Bistum ergibt. Danach will man über mögliche konkretisierende Studien, etwa rechtlicher Natur, entscheiden. Der Fokus liegt jedoch – neben dem Aktenstudium – auf Gesprächen: „mit Betroffenen, Beschuldigten, Bistumsmitarbeitenden und –verantwortlichen oder sogenannten Schlüsselpersonen“. Der Austausch mit Betroffenen hat begonnen, ebenso gab es bereits ein Treffen mit der Initiative „MissBit e.V.“. Zudem gibt es regelmäßige Austausche mit den Unabhängigen Aufarbeitungskommissionen anderer (Erz-)Diözesen.

148 Hinweise auf Beschuldigte hatte das Aktenstudium für die sogenannte MHGStudie ergeben. Seit 2010 haben sich 208 Betroffene beim Bistum gemeldet. Alle diese Fälle und Vorwürfe sowie mögliche weitere Hinweise sind Gegenstand der Beratung und Untersuchung. Drei Einzelfälle werden bereits einer näheren Betrachtung unterzogen und weiter untersucht.

Damit Betroffene Kontakt aufnehmen können, hat die Kommission ein E-MailPostfach eingerichtet: ukms@posteo.de, auf das nur die Kommissionsmitglieder Zugriff haben. „Die Unabhängigkeit steht als wesentliches Merkmal über unserer Arbeit“, betont die Kommission. „Verpflichtet fühlen wir uns den Betroffenen von sexualisierter Gewalt. Deren erlittenes Unrecht wollen wir aufarbeiten.“ Zur Unabhängigkeit der Arbeit gehört auch der uneingeschränkte Zugang zu den Akten des Bistums. Diese ist der Kommission zugesagt. Die Verantwortlichen zeigen sich „vollständig gesprächsbereit und kooperativ“. Die Kommission legt jährliche Zwischenberichte vor, den ersten im Laufe des Jahres 2022.

Die Kommission ist mit Dr. Uwe Christoffer, Dr. Petra Hank, Herbert Heyd, Professor Dr. Lutz Raphael, Professor Dr. Gerhard Robbers, Dr. Monica Sinderhauf und Dr. Karl-Horst Wirz interdisziplinär besetzt mit Betroffenen und Fachleuten aus Wissenschaft, Fachpraxis und Justiz. Unterstützt bei der Organisation der Arbeit wird die Kommission von der Interventionsbeauftragten für sexuellen Missbrauch, Dr. Katharina Rauchenecker. Die ehrenamtlich tätigen Mitglieder sind auf drei Jahre ernannt, mit der Möglichkeit, das Mandat zu verlängern; sie erhalten eine Aufwandsentschädigung. Grundlage ihrer Arbeit ist die „Gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland“ des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und der Deutschen Bischofskonferenz. Sie arbeitet nach einer auf der Homepage der Kommission www.aufarbeitungskommission.bistum-trier.de veröffentlichten Geschäftsordnung.

Herausgeberin der Pressemitteilung:
Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier
13.12.2021