Zum Inhalt springen

Welttag zur Beseitigung der Armut:„Wohnen ist ein Menschenrecht“

Mit Aktionen und Veranstaltungen macht die Saarländische Armutskonferenz, der der Caritasverband für Saarbrücken und die KAB angehören, am 17. Oktober, dem Internationalen Weltarmutstag, auf die Not von Wohnungslosen aufmerksam.
Jürgen Veit (stv. SAK-Vorsitzender), Nicole Rohlinger (SAK-Mitglied), Manfred Klasen (Geschäftsführer SAK), Michael Sperleich (SAK-Vorstandsmitglied), Dagmar Ertl (Arbeitskammer), Michael Leinenbach (SAK Vorsitzender), Christine Steimer (KAB), Prof. Dr. Christian Schröder (htw saar)
Datum:
10. Okt. 2023
Von:
Ute Kirch

Saarbrücken – Mit einer zentralen Kundgebung in Saarbrücken will die Saarländische Armutskonferenz (SAK) am Welttag zur Beseitigung der Armut“ am Dienstag, 17. Oktober, auf die Not von wohnungslosen und obdachlosen Menschen aufmerksam machen. Ab 16 Uhr treffen sich die Mitglieder mit ihren Unterstützern im Bereich Reichsstraße/Trierer Straße in der Nähe der Europa-Galerie, um ihre Forderungen für mehr sozialen Wohnraum und die Reaktivierung von Leerständen öffentlich kundzutun.

„Das bundesweite Motto des diesjährigen Weltarmutstags ist ,Wohnen ist ein Menschenrecht‘“, sagt der Vorsitzende der SAK, Michael Leinenbach. „Wir haben im Saarland praktisch keinen sozialen Wohnungsbau“, kritisiert Dagmar Ertl, Referentin für Armut und Arbeitsmarkt bei der Arbeitskammer im Saarland. Denn es gebe saarlandweit gerade einmal 750 Sozialwohnungen. „Um im Bundesdurchschnitt zu liegen, bräuchten wir 13.000 Sozialwohnungen“, sagt sie – und dies wäre immer noch nicht ausreichend. Aufgrund der vergleichsweisen niedrigeren Löhne müssten Mieterinnen und Mieter im Saarland einen immer größeren Anteil ihres monatlich verfügbaren Geldes für die Miete aufbringen. Lag die durchschnittliche Mietbelastungsquote laut Mikrozensus 2022 in Deutschland bei 27,8 Prozent des Einkommens, waren es im Saarland 30,1 Prozent.

Am Aktionstag wird auch die Wärmestube in Saarbrücken, ein Tagesaufenthalt für Obdachlose und Arme in ökumenischer Trägerschaft, mit einem Pavillon vertreten sein. Nach einer kurzen Kundgebung wollen die Mitglieder der SAK mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen und Flugblätter mit ihren Forderungen verteilen, kündigt SAK-Geschäftsführer Manfred Klasen an.

Veranstaltungsreihe bis Ende November

Bis zum 24. November machen die Saarländische Armutskonferenz und ihre Mitglieder mit einer Veranstaltungsreihe auf die Thematik aufmerksam:

Donnerstag, 12. Oktober, 9 bis 16 Uhr: Veranstaltungszentrum saarKOMed, Wallerfanger Straße 84, 66740 Saarlouis

Veranstaltung des Vereins für Prävention und Gesundheit, der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit, teamw()rk für Gesundheit und Arbeit in Kooperation mit der Arbeitskammer des Saarlandes unter dem Motto „Einsamkeit. Armut. Gesundheit“; u.a. mit Vorträgen von Jun.-Prof. Dr. Susanne Bücker, Prof. Dr. Tania Michael und Dr. Jutta Schmitz-Kießler.

Donnerstag. 19. Oktober, 15.30 - 16.30 Uhr, Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw saar): „Armut und Soziale Arbeit in Saarbrücken“, Campus Alt-Saarbrücken, Raum 11.02.10, Forum, Malstatter Str. 17, 66117 Alt-Saarbrücken.

In der von Daniela Henn und Prof. Dr. Christian Schröder moderierten Podiumsdiskussion werden der aktuelle Status quo in Saarbrücken hinsichtlich Wohnungsnot und sozialer Ungleichheit analysiert und Lösungsstrategien erörtert. Es diskutieren Carsten Freels (Kinderhaus, DW), >Eva Wache (Drogenhilfezentrum Saarbrücken), Lena Loew (Gemeinwesenarbeit Wackenberg, Paedsak), Michael Leinenbach (Vorsitzender SAK), Tobias Mierzwiak (Abteilungsleiter Soziale Teilhabe, DW), Prof. Dr. Dieter Filsinger (Fakultät Sozialwissenschaften, htw saar).

Montag, 20. November, 18 Uhr, Veranstaltung zu Armut – mit Vortrag von Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Großer Saal der Arbeitskammer, Fritz-Dobisch-Str. 6-8, 66111 Saarbrücken – Kooperation mit Rosa Luxemburg-Stiftung unter dem Titel: „Infektion, Invasion, Inflation – Arme im Ausnahmezustand – Mittelschicht unter Druck“

„Während manche Reiche aufgrund einer Inflation der Gewinne noch größere Vermögen anhäufen, nimmt die Einkommensarmut in Deutschland, bedingt durch die enorme Verteuerung der Haushaltsenergie und seit Längerem steigende Lebenshaltungskosten, weiter zu“, teilt die Arbeitskammer mit, „für viele Menschen mit niedrigem Einkommen schlägt die relative Armut in existenzbedrohende oder absolute Armut um, wenn sie sich entscheiden müssen zwischen Heizen oder Essen. Die Soziale Abwärtsspirale schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und stellt eine Gefahr für die Demokratie dar, weil Arme kaum noch zur Wahl gehen.“

Christoph Butterwegge macht Vorschläge, wie sich die richtigen politischen Lehren aus der Coronakrise, dem Ukrainekrieg und der Inflation ziehen lassen. In der Veranstaltung kommen zudem Armutsbetroffene zu Wort und schildern ihre schwierige Lebenssituation.

Mittwoch, 23. November, Donnerstag, 24. November, Netzwerktreffen mit Fachtag „Gesellschaftliche Herausforderungen in und nach Krisen“, Vereinigung der Profession Soziale Arbeit e.V. (VPSA).

  1. November: 13 bis 18 Uhr: Markt der Möglichkeiten in der htw,
  2. November: Kennenlernen der sozialen Berufe, dezentral in Einrichtungen und Organisationen. Telefon: 06831-704120

Mitglieder der Saarländischen Armutskonferenz sind die Awo Saarland, die Arbeitskammer des Saarlandes, der Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung, der Deutsche Kinderschutzbund LV Saarland, das Diakonische Werk an der Saar, der DGB-Saar, der evangelische Kirchenkreis Saar-West, die Katholische Arbeitnehmerbewegung Saar (KAB), die Koordination Saarländischer Arbeitsloseninitiativen e.V., die Landeshauptstadt Saarbrücken, die NGG Region Saar, die Saarbrücker Tafel, die SOS-Jugendhilfen Saarbrücken, die SPD-Stadtratsfraktion Saarbrücken, die Wärmestube Saarbrücken e.V. (Quelle: SAK-Homepage)

Hintergrund: Der Internationaler Tag für die Beseitigung der Armut wird seit 1992 jedes Jahr begangen. Er geht auf eine Initiative des Priesters Joseph Wresinski und 100 000 weiterer Personen zurück, die sich am 17. Oktober 1987 am Palais du Trocadero in Paris versammelten. Diese Zusammenkunft hatte zum Ziel, die Opfer von extremer Armut, Gewalt und Hunger zu würdigen und die Menschheit dazu aufzurufen, sich gemeinsam für die Menschenrechte einzusetzen.