Zum Inhalt springen

Ilka Melzer ist im „engagierten Vorruhestand” in Kleinblittersdorf:„Würdiger Abschluss meines Arbeitslebens”

Vom Beschwerdemanagement zum Bundesfreiwilligendienst: Ilka Melzer ist im "engagierten Vorruhestand" und arbeitet nun in einem Wohnheim für beeinträchtigte Menschen.
Ilka Melzer
Datum:
3. Aug. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Kleinblittersdorf – Im vergangenen Jahr um diese Zeit saß Ilka Melzer noch im Beschwerdemanagement der Deutschen Telekom. Ihre Berufslaufbahn bezeichnet sie als „klassische Beamtenlaufbahn” mit vielfältigen und abwechslungsreichen Tätigkeiten: Kundenkontakt, die Ausbildung von neuen Kollegen, Stationen in Saarbrücken und Ludwigshafen und eben zuletzt das Beschwerdemanagement. Ihr Arbeitgeber hat der Bundesbeamtin angeboten, in den Vorruhestand zu treten. Voraussetzung dafür war die Bereitschaft, entweder 1.000 ehrenamtliche Stunden zu leisten oder ein Jahr lang als Bundesfreiwillige im sozialen Bereich zu arbeiten. Melzer hat den Freiwilligendienst gewählt und arbeitet nun einem Wohnheim für beeinträchtigte Menschen der Barmherzigen Brüder in Kleinblittersdorf.

Nach anfänglicher Skepsis ist sie froh mit ihrer Entscheidung: „Ich hatte in meinem Leben so viel Glück, dass ich der Gesellschaft etwas zurückgeben will.” Mit ihren Aufgaben im Haus St. Kamillus 3 ist sie so zufrieden, dass sie zurzeit überlegt, ihr Engagement auf 18 Monate auszudehnen.

Ein Bewohner hat sie zu Beginn liebevoll „die Küchenfrau” genannt, denn dort ist sie meistens zu finden. Ihr Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr: Sie kocht Kaffee und bereitet Brötchen und Aufstrich für das Frühstück vor, die 20 Bewohner im Haus – bis auf eine Frau ausschließlich Männer – decken den Tisch. Die Menschen hier brauchen aufgrund von Alkoholproblemen mit Folgeerkrankungen Unterstützung im Alltag und können nicht mehr allein leben.

Schnell wurde sie zu einer Vertrauensperson. „Durch meine Aufgaben kann ich das Pflegepersonal entlasten und mir die Zeit nehmen, wenn jemand fragt, ob ich ihm behilflich sein kann, die Hosenträger anzuziehen. Meine Tür steht immer offen, das wissen die Bewohner auch”, erklärt Melzer die besondere Rolle, die sie als Freiwillige in der Einrichtung spielt. Auch ihrem Chef Elmar Martini, Abteilungsleiter des Hauses, merkt man an, wie froh er ist, dass Melzer zum Team gehört. Fremde Erwachsene so eng zu betreuen, ihnen beim Anziehen zu helfen oder sie zum Arzt zu begleiten, das hat sie anfangs nicht für möglich gehalten: „Das war für mich ein Meilenstein. Man wächst mit seinen Aufgaben.”

Eine ehemalige Arbeitskollegin hat Melzer den Tipp gegeben, sich in der Einrichtung zu bewerben und dafür ist sie ihr heute noch dankbar: „Ich habe hier ein tolles Team, nette Menschen und eine Leitung, die immer hinter mir steht und mich unterstützt.” Neben ihrer geregelten Arbeitswoche, in der sie werktags mit dem Frühstück und Mittagessen für die Versorgung der Bewohner mitverantwortlich ist, ist sie auch bei den Festen im Haus mit dabei: Im Multifunktionsraum wurde Weihnachten und Fastnacht gefeiert. Corona machte dann auch hier das Leben schwerer. Abläufe wurden verändert, was die Bewohner, die eine klare Tagesstruktur brauchen, verunsichert hat. „Die Anfangsphase der Pandemie war eine schlimme Zeit. Trotzdem hat alles gut geklappt. Es gab wenig Konflikte”, freut sie sich über die gute Zusammenarbeit im Haus.

Ebenso bereichernd wie die Arbeit im Haus St. Kamillus 3 sind für sie auch die begleitenden Seminare, die von den Sozialen Lerndiensten im Bistum Trier organisiert werden. „Die Menschen, auch aus anderen Ländern wie Kenia, Simbabwe und Indien hätte ich privat nie kennengelernt.”

Bewegend sind für Ilka Melzer manche Reaktionen, wenn sie mit den Bewohnern zu Arztbesuchen unterwegs ist. „Wenn Menschen so abweisend reagieren, beispielsweise das Wartezimmer verlassen, wenn wir auch drin sitzen, dann werde ich auch wütend”, schildert sie diese Erfahrung. Vor allem weil sie jetzt nach dem knappen Jahr in Kleinblittersdorf weiß, wie bereichernd die Arbeit hier ist: „Man gibt und bekommt zurück, man muss es nur zulassen. Und ältere Leute haben viel zu geben, das müssten noch viel mehr machen. Das hier ist ein würdiger Abschluss meines Arbeitslebens.”

Weitere Informationen zu den Freiwilligendiensten im Bistum Trier und zu dem Programm „BFD 27plus” für alle Interessierten über 27 Jahre sind zu finden auf www.soziale-lerndienste.de.
(se)