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Früherer Freiburger Erzbischof eröffnet Vortragsreihe des Emil-Frank-Instituts:Zollitsch: Dialog zwischen den Religionen alternativlos

Der frühere Erzbischof Robert Zollitsch spach in Trier zum Thema "Versöhnung zwischen den Religionen". Es war der Auftakt eines "Trialogs" des Emil-Frank-Instituts zum Interreligiösen Gespräch.
Erzbischof Robert Zollitsch war zu Gast in Trier
Datum:
20. Jan. 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier - Als eine „heilige Pflicht“ hat der frühere Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, den Dialog zwischen den Religionen bezeichnet. Angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation bestehe für den Islam in Europa die Chance, im Austausch mit den Kirchen Toleranz und Verständnis einzuüben. Beste Erfahrungen hätten Christen und Juden in einem intensiven Dialog in den vergangenen Jahrzehnten gemacht. Dieser Dialog könne Vorbild für das christlich-islamische Gespräch sein.

Zollitsch sprach am 19. Januar in der Promotionsaula des Priesterseminars in Trier zum Thema „Versöhnung zwischen den Religionen – Chancen und Schwierigkeiten eines interreligiösen Dialogs“. Er eröffnete damit eine dreiteilige Vortragsreihe des Emil-Frank-Instituts in Wittlich, das sich als Einrichtung der Universität Trier und der Theologischen Fakultät Trier der Begegnung und dem Austausch zwischen Christentum und Judentum widmet. Dessen Leiter, der Trierer Neutestamentler Hans-Georg Gradl, nannte den interreligiösen Dialog in der aktuellen Lage ein Thema, wie es brisanter kaum sein könnte.

Zollitsch schlug einen weiten Bogen von mehreren Jahrhunderten Kirchengeschichte der Ausgrenzung und Ablehnung anderer Religionen über die entscheidenden Wendejahre des Zweiten Vatikanischen Konzils bis in die Gegenwart. In einer Mischung aus Vorlesung und Erlebnisbericht aus seiner Zeit als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz 2008 bis 2014 machte er deutlich, welche Fortschritte, aber auch welch manchen Rückschlag der interreligiöse Dialog gerade in der jüngsten Vergangenheit erfahren hat.

Das Zweite Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965 nannte Zollitsch die „kopernikanische Wende“ in der Sicht der katholischen Kirche auf die anderen Religionen, also eine komplette Kehrtwende. Hatte die Kirche bis dahin jahrhundertelang den katholischen Weg als einzig wahre Möglichkeit gesehen, zum Heil zu gelangen, so änderte sich dies vor allem durch das entscheidende Konzilsdokument „Nostra aetate“. Es erkannte erstmals an, dass es auch in anderen Religionen Wahres und Heiliges gibt. Es war die Abkehr der katholischen Kirche von ihrem bisherigen exklusiven und antijüdischen Absolutheitsanspruch. „In den drei Jahren des Konzils ist in der Annäherung an das Judentum mehr geschehen als in den 1900 Jahren zuvor“, so Zollitsch. Das Zeichen der Zeit in den 60er Jahren war klar: „Die Kirche muss zu einem Dialog mit der Welt kommen“, zitierte Zollitsch den damaligen Papst Paul VI. und nannte das, was dann passierte, einen „Dialog des Heils“. „Seitdem ist der Austausch zwischen der katholischen Kirche und jüdischen und moslemischen Vertretern zu einer Selbstverständlichkeit geworden“, so der Freiburger Erzbischof. Er zählte zum Beleg eine lange Reihe von Besuchen der Päpste in Moscheen und Synagogen auf bis hin zu Papst Franziskus, der kürzlich die Moschee von Rom aufgesucht hatte.

Probleme und „dünnes Eis“ im interreligiösen Dialog hatte es 2008 gegeben, als Papst Benedikt XVI. 2007 die Anwendung der von Juden als diskriminierend empfundenen Karfreitagsfürbitten im außerordentlichen römischen Messritus erleichterte. Zollitsch, 2008 gerade Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz geworden, reiste in dieser Situation zum Katholikentag nach Osnabrück und führte dort, wie er ausführlich erzählte, ein erfolgreiches und versöhnendes öffentliches Gespräch mit jüdischen Vertretern.

Der interreligiöse Dialog sei heute eine „offene See“, so der Erzbischof. Es gäbe Unwägbarkeiten, aber der Dialog selbst sei alternativlos. „Wir müssen den Weg weitergehen, in gegenseitigem Respekt, es ist manchmal mühevoll, aber die Mühe lohnt sich.“