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Krankenhausseelsorge tagt zum Thema Missbrauch von Macht und Spiritualität: „Zuhören und Solidarität mit den Betroffenen zeigen“

Um das Thema Missbrauch von Macht und Spiritualität ging es bei der Jahrestagung der Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger in Trier.
Über 50 Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger nahmen an der Jahrestagung teil.
Datum:
7. Nov. 2019
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier - Krankenhausseelsorgerinnen und –seelsorger sind in ihrem Beruf ganz nah dran an den Menschen: Für Patienten, Angehörige und Mitarbeitende der Kliniken sind sie eines der „Gesichter“ der katholischen Kirche. Auf ihrer Jahrestagung am 5. November im Robert Schuman Haus haben sich rund 50 von ihnen mit dem Thema „Machtmissbrauch und spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche“ und mit den daraus resultierenden Konsequenzen für ihre tägliche Arbeit beschäftigt. Auch Bischof Stephan Ackermann nahm an der Tagung teil und brachte seine Perspektiven ein. Vorbereitet wurde die Tagung durch Fachreferentin Esther Braun-Kinnen aus der Abteilung Pastorale Grundaufgaben des Bischöflichen Generalvikariats unter Leitung von Ulrich Stinner, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßte.  

„Verunsicherung“, „Scham“, „Wut“: Das waren nur drei von vielen Stichwörtern, die nach dem Austausch in Kleingruppen an der Pinnwand des Tagungsraumes standen. Sie spiegeln die Gefühle der Seelsorgerinnen und Seelsorger beim Thema Missbrauch in der katholischen Kirche wider, mit dem sie sich in ganz unterschiedlichen Kontexten konfrontiert sehen: Da durchleben an Demenz erkrankte Patienten lang zurückliegende Traumata noch einmal, wie etwa Schläge durch Lehrer und Priester, oder eine psychisch kranke Frau berichtet von einem Priester, der ihr mit auf den Weg gab, Krankheit sei ein Zeichen für sündiges Leben. Oft werden die Seelsorger auch als greifbare Vertreter der Institution Kirche angesprochen, wenn wieder Missbrauchsfälle durch die Medien bekannt werden. Einig waren sich die Frauen und Männer, dass es in all diesen Situationen am wichtigsten sei, den Betroffenen zuzuhören, sie ernst zu nehmen und sich solidarisch zu zeigen. Er fühle sich in solchen Momenten ohnmächtig und sprachlos, sagte ein Gemeindereferent, aber es werde von den Betroffenen positiv aufgenommen, die eigene Scham auszudrücken und „gegen das Unrecht anzureden“. Deutlich unterstrichen die Tagungsteilnehmer, dass nur Transparenz und ein Eintreten der Verantwortlichen für Fehler im Umgang mit Tätern wieder Glaubwürdigkeit herstellen könne.

Impulsvortrag von Professor Knut Wenzel

Als Impulsgeber der Tagung beleuchtete der Theologe Professor Knut Wenzel von der Goethe-Universität in Frankfurt das Thema aus wissenschaftlicher Perspektive. Missbrauch gebe es in allen Bereichen der Gesellschaft, wo es ein Machtgefälle gebe. Auf der einen Seite stünden die „Bedürftigen“, etwa Kinder und Jugendliche, oder auch Rat- und Hilfesuchende, die von den „Mächtigen“, also jenen mit einem Wissens- oder Kompetenzvorsprung, abhängig seien. Das seien typische, den Menschen angeborene Beziehungsmuster. Problematisch werde es, wenn diese durch Strukturen in Institutionen wie der Kirche befördert, verstärkt und ausgebeutet würden. Wenzel sah in diesem Zusammenhang das Zölibat und die Frage der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern problematisch. Die Fallhöhe für eine Institution wie die Kirche, die sich als moralische Instanz versteht, sei ungleich höher, wenn es in ihrem Bereich zum Missbrauch komme. Bischof Ackermann betonte nach dem Vortrag, ihm sei es wichtig, diese drängenden Fragen weiterhin zu diskutieren. Der synodale Weg, den die Deutsche Bischofskonferenz eingeschlagen habe, sei da ein positives Zeichen. Den Weg, Haltungen zu verändern, gehe auch die Synodenumsetzung im Bistum Trier. Mit den gemischten Leitungsteams der neuen Pfarreien werde die Verantwortung und Macht neu aufgeteilt, soweit es das Kirchenrecht zulasse. Damit wolle man mehr Kontrolle, mehr Transparenz und mehr Gleichberechtigung bewirken.

(sb)