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Theologiestudenten aus Bistum Trier berichten von Reise nach Ostafrika:Zukunft und Hoffnung für Kenia

Zwei Trierer Theologiestudenten berichten von ihrer Studienreise nach Kenia. Auch die Spenden rund um den Weltmissionssonntag sind dieses Jahr für das ostafrikanische Land.
Gruppenfoto der Studierenden (Fotos: Franz-Jakob Quirin)
Datum:
10. Okt. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier/Nairobi – Kenia – bei diesem Land denken viele wohl zuerst an Safaris durch Nationalparks oder die berühmten Massai-Dörfer. Doch im diesjährigen Beispielland des Hilfswerks missio gibt es neben dem Urlaubsidyll vieler Touristen auch eine andere Lebenswirklichkeit. Die haben sich die beiden Theologiestudenten Johannes Kipping und Franz-Jakob Quirin aus dem Bistum Trier auf einer Studienreise aus nächster Nähe angeschaut und dafür auch eine Woche bei Gastfamilien auf dem Land verbracht. Sie sind sich sicher, dass Spenden rund um den Weltmissionssonntag am 23. Oktober die vielen Hilfsbedürftigen in Kenia sinnvoll unterstützen.

40 verschiedene Volksgruppen mit mehr als 50 Sprachen und Dialekten leben in Kenia zusammen. Der Reichtum weniger trifft auf die Armut vieler: 60 Prozent der Menschen lebt unter der Armutsgrenze und mehr als jedes vierte Kind unter fünf Jahren ist mangelernährt.

In Kenia zählen sich über 85 Prozent der Bevölkerung zum Christentum. Die katholische Kirche ist hier – wie in den meisten anderen Ländern der Welt – gut vernetzt und kann das bei ihrer Hilfe vor Ort nutzen. Der Glaube durchdringe den Alltag der Menschen viel stärker als bei uns, erzählt Johannes Kipping, der aus Betzdorf stammt. Er und die anderen neun Studierenden der Reisegruppe von der Philosophisch-Katholischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt lebten eine Woche lang bei Gastfamilien im Bistum Nakuru, 150 Kilometer nördlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi. „Eine halbe Weltreise bei den Straßenverhältnissen“, schmunzelt Kipping. An gefühlt jedem Kilometer stünden am Straßenrand kleine Hütten, auf denen großflächig „Jesus unser Retter“ und andere christliche Botschaften stünden, berichtet Franz-Jakob Quirin. „Selbst auf den Schutzblechen der LKW-Räder standen teilweise biblische Sprüche.“ Der 25-Jährige, der aus Saarbrücken kommt, hat gerade sein Theologiestudium abgeschlossen und nutzte die freie Zeit bis zu seinem Promotionsstudium für die Reise. „Was man auch bemerkt, ist eine starke Verbindung von Katholizismus mit Elementen afrikanischer Naturreligionen – ein intensiver Ahnenkult zum Beispiel oder der Glaube an heilendes Wasser und ähnliche Dinge.“

Kipping ist selbst seit vielen Jahren in der katholischen Jugendarbeit engagiert. Derzeit ist er im Bewerberkreis für die Pastoralreferentenlaufbahn im Bistum Trier. In Kenia war er beim Schulleiter von Elburgon und dessen Familie untergebracht. „Sie hatten ein paar Hühner, einen kleinen Garten, ein befestigtes Haus – für kenianische Verhältnisse geht es ihnen  gut“, berichtet der Student. Die Leute seien sehr gastfreundlich, auch wenn er als Weißer neugierig betrachtet wurde. „Das Glaubensleben habe ich hier viel pragmatischer erlebt. Die Leute treffen sich mit mehreren Familien reihum einmal pro Woche, lesen das Tagesevangelium, einer gibt dazu Erläuterungen, sie singen und danach wird gemeinsam gegessen und getrunken. Jeder ist mal dran – ein solidarisches Prinzip“, schildert der 27-Jährige seine Eindrücke.

Die Kathedrale von Nairobi

Die restliche Zeit ihrer Reise verbrachten die Studenten in der Hauptstadt Nairobi an der Hekima Hochschule des Jesuitenordens, wo sie sich mit Studierenden aus ganz Afrika austauschen konnten. Hier wurde auch viel über weltkirchliche Themen diskutiert. „Manche bei uns strittig diskutierten Fragen etwa zur Homosexualität oder Frauenweihe sind dort einfach noch nicht so virulent, weil sie gesellschaftlich sowieso tabu sind. Im Austausch mit uns Deutschen kamen sicher einige über manche Themen ins Nachdenken, genau wie wir. Ich habe viel dazu gelernt, auch wenn ich nicht alle Ansichten teilen kann“, sagt Quirin.

Kirche übernimmt Bildungsauftrag

In Nairobi lernten die beiden jungen Männer auch die Kehrseiten der 7,5 Millionen-Stadt kennen. „Wir haben dort natürlich viel Armut gesehen, etwa von weitem den Kibera-Slum, wo eine halbe Million Menschen in einem der größten Elendsviertel Afrikas lebt. An allen Ecken bettelten Kinder – das sind Eindrücke, die man Zuhause auch erst einmal sacken lassen muss“, sagt Kipping. Das diesjährige Motto des Weltmissionstages „Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“ passe sehr gut zur Situation vieler Menschen in Kenia, finden die beiden.

Foto: Johannes Kipping

Missio finanziert hier beispielsweise ein Rettungszentrum für Mädchen zwischen acht und 14 Jahren, die vor Zwangsehen oder Genitalverstümmelung geflohen sind und hier eine Schule besuchen können. Oder die Arbeit der Yarumal-Missionare, die im Kibera-Slum unter den Ärmsten leben und in HIV-Präventions-Projekten mitarbeiten oder Kleinkredite an die Slum-Bewohner vergeben. Auch das interreligiöse Jugendprogramm Younib in Nairobi wird finanziell unterstützt. Es bietet Jugendlichen die Möglichkeit, sich kreativ in Musik, Tanz und Film auszuprobieren. „Der Bildungsauftrag, den Kirche dort übernimmt, ist sehr wichtig und macht schon auch stolz“ sagt Kipping.


Information zum Weltmissionssonntag:

Der Weltmissionssonntag ist die größte Solidaritätsaktion der Katholiken weltweit. Sie wird im Auftrag des Papstes durchgeführt. Mehr als 100 Päpstliche Missionswerke sammeln an diesem Tag auf allen Kontinenten für die soziale und pastorale Arbeit der Kirche in den 1.100 ärmsten Bistümern der Welt. In Deutschland findet er immer am vierten Sonntag im Oktober statt; in diesem Jahr am 23. Oktober. Mehr Informationen gibt es unter: www.missio-hilft.de
(sb)