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In den Landkreisen Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell haben sich 200 junge Menschen bei der 72-Stunden-Aktion engagiert : Zusammen anpacken und für andere da sein 

In den Landkreisen Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell haben 200 junge Menschen gemeinsam zugepackt, um in 72 Stunden etwas für andere auf die Beine zu stellen.
Die Pfadfinderinnen haben unter anderem Spiele aus Altmaterial gebastelt.   909:
Datum:
24. Apr. 2024
Von:
red/Stefan Endres

Wittlich/Cochem – 3.700 Kinder und Jugendliche im Bistum Trier haben gemeinsam zugepackt, um in 72 Stunden etwas für andere auf die Beine zu stellen – darunter auch knapp 200 junge Menschen aus den Landkreisen Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell. 

Fast einhundert von ihnen waren am 18. April schon zum Startschuss der 72-Stunden-Aktion für die beiden Landkreise nach Wittlich auf den Platz an der Lieser gekommen. Pünktlich um 17.07 Uhr erhielten sie ihre Projektaufgaben, die sie innerhalb von drei Tage realisieren sollten. Einige der acht Jugendgruppen wussten bereits, was sie erwartet, die meisten aber ließen sich von einem sogenannten „Get-it-Projekt“, das ihnen eine Aufgabe zuwies, überraschen. So oder so – in den folgenden 72 Stunden hieß es für alle gleichermaßen, mit ihrem eigenen Projekt im Rahmen der wohl größten Sozialaktion von jungen Menschen in Deutschland die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. 

„Wir schaffen das in drei Tagen!”  

Die KjG Altrich hat in einem großen Bauprojekt ein Boule-Feld als Treffpunkt erschaffen.

Für die Gruppe der Katholischen Jungen Gemeinde (KjG) in Altrich bei Wittlich wurde es ein klassisches „Bauprojekt“, mit dem sie sich für das Gemeinwohl einsetzen. Gleich neben dem Friedhof sollten sie ein Boule-Feld erschaffen als einen generationenübergreifenden Treffpunkt für den Ort. Zunächst seien sie überrascht gewesen, erzählen die Jüngsten der KjG-Gruppe, „wir haben gar nicht gewusst, was ein Boulefeld ist und wie man es bauen soll“. Doch nach ersten Beratungen und mit Hilfe von Begleitern, Baufirmen und anderen Unterstützerinnen und Unterstützern wurde es schnell konkret. Schweres Gerät wurde organisiert, dazu Baumaterialien wie Pflastersteine und Baumstämme für die Spielfeld-Umrandung. Während die Älteren noch Steine verlegten, zogen die jüngsten KjG-ler durch den Ort, um für Spenden zu werben und die Bewohner zum Eröffnungsfest am Sonntag einzuladen. „Es macht sehr viel Spaß, die Motivation ist gut und der Zusammenhalt wächst“, verraten gut gelaunt Hanna, Johannes, Sofia, Mila, Leni, Levin, Eva und Niklas. „Wir schaffen das in drei Tagen!“ 

Die Wittlicher Gruppe der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) ließ zur gleichen Zeit in und um ihr Vereinsheim bei St. Paul in Wengerohr aus ausgedienten Materialien neue Objekte entstehen. Sie schufen verschiedene künstlerische Werke, ein Hochbeet aus einer alten Badewanne, Go-Karts aus Mülltonnen und Gesellschaftsspiele aus Pappkartons. Die 13-jährige Zoe Ingrassia erklärt ihr Kunstobjekt aus einem alten Türblatt, auf dem sie eine Meeresfläche hat entstehen lassen. „Es zeigt die schmelzenden Eisschollen, die hier ‚Müllschollen‘ sind. Mit Tonnen von Müll und aufgrund des Klimawandels sehen die Meere in ein paar Jahren so aus“, erklärt sie ihre Gedanken zu dem Upcycling-Projekt, bei dem aus alten Materialien etwas Neues entsteht, das zudem zur Reflexion über die Verschmutzung des Planeten anregt. Auch die DPSG-ler haben ein kleines Fest zusammen mit Bewohnerinnen und Bewohnern der benachbarten Seniorenresidenz geplant. Um 17.07 Uhr am Sonntag, genau 72 Stunden nach dem Startschuss, wurden die Kunstobjekte in einer kleinen Vernissage enthüllt werden. 

Offenes und wertschätzendes Menschenbild steht hinter 72-Stunden-Aktion 

Der Mitglieder des Jugendraums Wengerohr, hier auf dem Wittlicher Platz an der Lieser, haben ihren Gruppenraum renoviert.

Unterstützt werden alle Gruppen aus den beiden Landkreisen von einem Begleitkreis aus etwa 20 Personen, darunter 15 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Das Team um den Pastoralreferenten Armin Surkus-Anzenhofer vom Pastoralen Raum Wittlich und die Gemeindereferentin Birgit Laux von der Fachstelle Jugend im Visitationsbezirk Trier begleitet die kirchlichen Jugendgruppen nicht nur während der 72 Stunden der eigentlichen Aktion. Ein halbes Jahr lang hat die Leitung des Begleitkreises in der Region sich auf die dritte bundesweite Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) vorbereitet. Die Begleitpersonen haben die Gruppen im Vorfeld besucht und ihre Interessen und Fähigkeiten in Gruppen-Profilen analysiert, um für alle eine Projektaufgabe zu finden, die zu ihnen passt und realisiert werden kann. „Was wird von den Jugendlichen jeweils vor Ort gebraucht?“, sei eine zentrale Frage gewesen, erläutert Surkus-Anzenhofer. Das könne überwiegend sozial, kulturell oder auch politisch sein. Beispielsweise sei die Gestaltung der Dachterrasse der neuen Mehrgenerationen-Einrichtung „WILàvie“ in Wittlich durch die Messdiener und die KjG Wittlich ein „ökologisches Vernetzungsprojekt“. Neben Hochbeeten und Sitzgelegenheiten sei die Eröffnung als ein Fest der Begegnung konzipiert und beziehe die vielen Nutzerinnen und Nutzer des Gebäudes und den Sozialraum mit ein.  

Außerdem gab es – neben dem eigentlichen Projekt – zusätzlich eine „Menschenwürde-Aufgabe für alle“, erklärt der Pastoralreferent. Dazu hatte jede Gruppe eine Fahne zu gestalten, die das „offene und wertschätzende Menschenbild der 72-Stunden-Aktion“ zum Ausdruck bringt. „Für uns sind alle Menschen gleich an Würde. Jede und jeder darf mitmachen und hat etwas einzubringen, und das Ergebnis ist für alle nutzbar.“ Das wolle man dort zeigen und leben, wo man zu Hause sei. Deshalb habe auch jede Gruppe zeitgleich am Samstagmorgen um 9.07 Uhr an ihrem jeweiligen Ort die „Menschenwürde-Fahne“ gehisst.  

Neben der KjG Altrich, den Pfadfindern und der gemeinsamen KjG- und Messdiener-Gruppe Wittlich gehörten die KjG LoKoMo (Longkamp, Kommen, Monzelfeld), die Messdiener ReLiMo (Pfarrei St. Matthias, Rechts und Links der Mosel), der Jugendraum Wengerohr, die YouCom Cochem (Jugendgemeinde der evangelischen Kirchengemeinde Cochem) sowie die Messdienerleitungsrunde Blankenrath zu den acht Gruppen der beiden Landkreise.