Theologische Fakultät und Universität kooperieren seit fünf Jahrzehnten:Zwei neue Schwerpunkte im Jubiläumsjahr
Trier – Für zwei renommierte Trierer Institutionen, die sich der wissenschaftlichen Forschung und Lehre verschrieben haben, stehen in diesem Jahr runde Jubiläen an: Die Theologische Fakultät Trier feiert ihr 70-jähriges Bestehen, die Universität Trier das 50. Jahr ihrer Wiedergründung. Mit einem gemeinsamen Symposium am 23. Januar haben beide zudem ihre langjährige und erfolgreiche Kooperation gewürdigt. Zwei neue Schwerpunkte werden das Profil der Theologischen Fakultät Trier noch im Jubiläumsjahr schärfen.
Studenten-Boom dank Kooperation
Nunmehr sieben Jahrzehnte ist es her, dass elf Professoren, sechs Lehrbeauftragte und 258 Studenten auf Bestreben von Erzbischof Franz Rudolf Bornewasser den wissenschaftlichen Betrieb am bereits bestehenden Bischöflichen Priesterseminar in der Trierer Innenstadt aufnahmen. Die neu gegründete Theologische Fakultät, kraft päpstlichen Rechts und staatlicher Anerkennung berechtigt, akademische Grade zu verleihen, war und ist bis heute eng mit dem Priesterseminar verwoben. Ursprünglich diente sie allein der akademischen Ausbildung von Priesteramtskandidaten. Der erste Rektor der Fakultät, Dr. Matthias Wehr, war zugleich der Regens des Seminars.
Einen regelrechten Studenten-Boom erlebte die Fakultät in den anderthalb Jahrzehnten, nachdem das Bistum Trier 1970 eine Kooperation mit dem Land Rheinland-Pfalz eingegangen war. Die Theologische Fakultät und die just wiedergegründete Universität Trier sollten fortan zusammenarbeiten. Die Folge war ein massiver Anstieg der Studierendenzahlen: Rund 600 Frauen und Männer studierten zu Spitzenzeiten Mitte der 1980er Jahre Theologie in Trier. Zu den Priesteramtskandidaten kamen Lehramtsstudierende und Laientheologen hinzu, für die sich damals neue Berufsfelder auch außerhalb der Kirche eröffneten.
Zukunftswerkstatt für Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs
Seitdem entwickelten sich die Möglichkeiten der Fächerkombination stetig. „Unsere Studenten können alle Einrichtungen der Uni nutzen, und umgekehrt ist es genauso. Zurzeit besuchen zum Beispiel viele Studierende der Psychologie meine Lehrveranstaltungen“, berichtet der Rektor der Theologischen Fakultät, Professor Johannes Brantl. „Die Theologische Fakultät ist von ihrem Selbstverständnis her freilich noch immer der Ausbildung der pastoralen Dienste verpflichtet. Doch inzwischen haben sich auch weitere Perspektiven ergeben“, so der Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie. Die „Initialzündung“ dafür sei die Entwicklung gewesen, dass seit 2016 die laut Brantl „momentan leider sehr kleine Zahl der Trierer Priesteramtskandidaten“ am überdiözesanen Priesterseminar der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt studiert. Bischof Dr. Stephan Ackermann, der auch der Magnus Cancellarius (Großkanzler) der Theologischen Fakultät Trier ist, habe damals seiner Hochschule den Auftrag gegeben, über ihr klassisches Aufgabenfeld hinaus nach weiteren Akzenten Ausschau zu halten. Dem Auftrag des Bischofs hat sich in den beiden darauffolgenden Jahren die „Zukunftswerkstatt“ der Fakultät verschrieben, in der Studierende, Professoren, Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie externe, der Fakultät verbundene Personen gemeinsam überlegten, was die Theologische Fakultät zum gesellschaftlichen Diskurs der Zeit beitragen könne. In der Folge haben sich zwei neue Schwerpunkte herauskristallisiert, die künftig das Profil der Fakultät schärfen werden.
Gesundheitswesen und Interreligiöser Dialog im Fokus der Forschung
„Mit Blick auf die Gesundheitsregion Trier als Arbeitssektor und Lebensbereich werden wir noch in diesem Jahr in Kooperation mit der bbt-Gruppe (Barmherzige Brüder Trier) und der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar ein Ethik-Institut am Standort Trier eröffnen‚ das vor allem sozial- und organisationsethische Fragen in den Blick nehmen soll.“ Damit verbunden sei die Einführung eines neuen Masterstudiengangs an der Theologischen Fakultät Trier mit dem Titel ‚Theologie und Ethik im Sozial- und Gesundheitswesen‘, berichtet Brantl. Der zweite Akzent: Im Frühjahr 2020 richtet die Theologische Fakultät den neuen Lehrstuhl ‚Abrahamitische Religionen mit Schwerpunkt Islam und Interreligiösem Dialog‘ ein. Geplant ist zudem der Aufbau des Masterstudienganges ‚Interreligious Studies‘. Hier kann auf bestehende Strukturen zurückgegriffen werden. Denn es gibt bereits das Emil-Frank-Institut in Wittlich, das an der Theologischen Fakultät und der Universität gemeinsam angegliedert ist, und das Arye-Maimon-Institut an der Universität – beide widmen sich der Erforschung jüdischer Geschichte und Tradition. „Der islamische Schwerpunkt war bislang noch zu wenig beleuchtet. Wir aber möchten nun die gesamte abrahamitische Trias (die drei monotheistischen Religionen Christentum, Islam und Judentum) in den Blick nehmen“, betont der Rektor der Theologischen Fakultät.
Die Nähe zur Universität besteht nicht nur in Form von Kooperation und gemeinsamer Qualitätssicherung, sondern auch auf räumlicher Ebene. Die 168 Studierenden, die im laufenden Wintersemester an der Theologischen Fakultät eingeschrieben sind, besuchen ihre Seminare und Vorlesungen vorwiegend im Gebäude E auf dem Uni-Campus. Einzelne Veranstaltungen finden noch immer im Priesterseminar statt – nicht zuletzt auch die größeren Feierlichkeiten im Leben der Theologischen Fakultät wie etwa die Eröffnung des Akademischen Jahres, Promotionen oder Antrittsvorlesungen.
Im festlichen Rahmen der Promotionsaula des Priesterseminars wurde am 23. Januar das gemeinsame Jubiläums-Symposium der Theologischen Fakultät und der Universität Trier abgehalten. Zu den Gratulanten zählten unter anderen der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich und Bischof Dr. Stephan Ackermann. Weitere Informationen zum Jubiläumsjahr gibt es auf https://www.uni-trier.de/index.php?id=41977.
(ih)