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Delegation des Bistums Trier mit Bischof Ackermann zu Gast in Südamerika:Bildung im Fokus der Bolivienpartnerschaft

In zwei Wochen lernte eine Delegation aus dem Bistum Trier das facettenreiche Bolivien kennen und vertiefte die Partnerschaft zum südamerikanischen Land und den Menschen vor Ort.
Im Kinderheim der Trierer Josefsschwestern in Sucre gibt es auch eine eigene Musikgruppe. Fotos: Julia Fröder/Bistum Trier
Datum:
3. Aug. 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Sucre/Trier – Fast zwei Wochen lang hat der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann zusammen mit einer Delegation Bolivien bereist. Neben großartiger Natur lernte die Gruppe faszinierende und herzliche Menschen sowie beeindruckende Projekte kennen, welche durch die mehr als 60-jährige Partnerschaft mit dem südamerikanischen Land gefördert werden.

Die persönliche Begegnung nach fast drei Jahren Pandemie wieder zu erfahren und zu vertiefen, sei ein Ziel der Delegationsreise gewesen, sagte Bischof Ackermann zum Abschluss der Reise. „Die persönlichen, gewachsenen Kontakte sind der eigentliche Reichtum unserer Partnerschaft.“ Es sei eine gewisse Vertrautheit auf beiden Seiten zu spüren, trotz der Entfernung, der unterschiedlichen Kulturen und kontrastreichen Lebensbedingungen. Verbindend sei die Frohe Botschaft des Christentums. „Auf der einen Seite ist der katholische Glaube in Bolivien von einer spürbaren Volksfrömmigkeit geprägt. Andererseits haben wir erlebt, dass die Themen der Bischofssynode und des damit einhergehenden weltweiten synodalen Prozesses durchaus sehr präsent in den Bistümern sind“, berichtete Ackermann von seinen Eindrücken in Bezug auf die pastorale Situation vor Ort. Während des Aufenthalts hatte er auch die Gelegenheit, im Ständigen Rat der Bolivianischen Bischofskonferenz vom deutschen Synodalen Weg zu berichten und die spezielle Situation in Deutschland, die durch die MHG-Studie verstärkt ist, zu verdeutlichen. „Es war gut, dass wir so in einen Dialog treten konnten“, sagte Ackermann.

Partnerschaft unterstützt engagierte Menschen

Stärkung des Selbstwertgefühls der Bevölkerung und Bildung waren als Schlüsselelemente zur Verbesserung der herrschenden Lebensverhältnisse immer wieder Themen bei den unterschiedlichen Begegnungen, ob mit Haupt- und Ehrenamtlichen aus Kirchengemeinden, Hilfseinrichtungen und Caritas oder mit (Erz-) Bischöfen, Jugendlichen, Politikerinnen und Politiker sowie dem Deutschen Botschafter. „Seit der Regierungszeit des ehemaligen Präsidenten Evo Morales werden demokratische Institutionen geschwächt“, lautete der Eindruck von Bischof Ackermann. Und auch der Kirche würden immer wieder Steine in den Weg gelegt, bedauerten Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner. Daher seien für ihn die Treffen mit engagierten Menschen unterschiedlichster Herkunft und Alters ein hoffnungsvolles Zeichen gewesen. Besonders sei ihm in diesem Zusammenhang der Besuch bei der Fundacion Jubileo in La Paz in Erinnerung geblieben. Dabei handelt es sich um ein sozialwissenschaftliches Institut, das von der Bolivianischen Bischofskonferenz und den Diözesen Trier sowie Hildesheim getragen wird. Das Institut betreibt unabhängige Analysen, organisiert bildungspolitische Jugendprojekte und setzt sich zur Demokratieförderung ein. „Es ist gut zu sehen, dass es dieses kirchliche Engagement auf der Grundlage der katholischen Soziallehre gibt“, sagte Ackermann.

Verbesserung von Lebensverhältnissen durch Bildung

„Unser oberstes Ziel ist es, die Armut zu bekämpfen und die Lebensqualität mit Bildung zu verbessern“, betonte Schwester Maria Teresa Notario, Direktorin des Colegio San Juanillo in Sucre. Die Partnerschule der Bischöflichen Willi-Graf-Schulen in Saarbrücken war ebenfalls Ziel der Delegation (https://www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/armut-bekaempfen-und-lebensqualitaet-verbessern/). Ab dem Kindergarten erfahren Jungen und Mädchen aus zum Teil schwierigen Verhältnissen für ein sehr geringes Schulgeld eine umfassende Schulbildung.

Ein Erlebnis - die Musikschule in San Ignacio de Moxos.

Musikalische und schulische Bildung standen im Mittelpunkt des Besuchs der Delegation in San Ignacio de Moxos. Die dortige Musikschule steht in der langen Tradition barocker Musik im bolivianischen Tiefland. Die musische Arbeit wird durch die Bolivienpartnerschaft unterstützt, so konnte die Gruppe rund um Bischof Ackermann unter anderem die neuen Übungsräume besichtigen, die erst durch Spendengelder aus dem Bistum ermöglicht wurden.

Im Fokus der Bolivien-Kollekte im Bistum steht in diesem Jahr das Centrum Fortaleza in Santa Cruz, da nicht alle Kosten des Resozialisierungszentrums in katholischer Trägerschaft durch den Staat finanziert werden. Straffällige Jugendliche erhalten dort soziale, schulische und spirituelle sowie lebenspraktische Bildung, dazu zählt auch ein Gartenprojekt. „Die Arbeit mit den Pflanzen erfordert Motivation und Geduld – wichtige Aspekte, die zu einer Resozialisierung führen”, erklärte der Einrichtungsleiter Mario Mazzoleni den Gästen aus Deutschland. (https://www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/jungen-menschen-in-bolivien-eine-perspektive-geben/)

Neue Facetten kennengelernt

Auch bei seinem nun dritten Besuch habe er wieder neue Facetten entdeckt, sagte Ackermann zum Abschluss der Reise: „Mir ist bewusst geworden, wie unterschiedlich die Regionen sind: das Hochland, die Täler und das Tiefland. Das hat mir das Land und die Menschen noch einmal neu erschlossen. Besonders beeindruckt hat mich der Besuch im Amazonasgebiet.“ Es sei interessant gewesen, die Mentalität und die Lebensverhältnisse der Menschen kennenzulernen. Aber es sei auch erschreckend zu sehen, wie viel Regenwald bereits abgeholzt wurde. „Wenn man das selbst in dieser Dimension sieht, lässt einen das nicht unbeeindruckt.“ Doch es gebe auch ermutigende Projekte, die sich den unterschiedlichen Herausforderungen widmeten. „Wir spüren, mit welcher Energie die Leute daran arbeiten, ihre Lebensverhältnisse zu verbessern. Und Kirche spielt dabei eine wesentliche Rolle.“

Die Caritas hilft indigenen Gemeinden im Amazonasgebiet (hier Las Petas) beim Anlegen von Brunnen.

Die Gruppe lernte unterschiedliche Projekte zur Bewahrung der Schöpfung und das starke Engagement der Caritas kennen, die vor allem in den indigenen Gemeinden in ländlichen, abgeschiedenen Regionen insbesondere im Bereich von Selbstversorgung durch das Anlegen von Gärten und den Bau von Brunnen und bei der Gesundheitsversorgung unterstützt. Das Thema Gesundheit stand auch im Fokus des Besuchs im Hospital Catolico in Santa Cruz, das unter anderem durch die Partnerschaft mit Beatmungsgeräten und weiterer klinischer Ausstattung versorgt wurde (www.bistum-trier.de/news-details/pressedienst/detail/News/bistum-trier-unterstuetzt-bolivianisches-krankenhaus/).

Weitere Informationen zur Geschichte der Bolivienpartnerschaft, Berichte zur zurückliegenden Delegationsreise sowie Foto-Galerien gibt es auf www.bolivienpartnerschaft.bistum-trier.de

(jf)

Hintergrund: Die Delegation bestand aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bischöflichen Generalvikariats, dem Schülersprecher des Willi-Graf-Gymnasiums in Saarbrücken und zwei Mitgliedern des rheinland-pfälzischen Landtags. Anlass der Reise war das 60-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Bolivien und dem Bistum Trier im Jahre 2020 sowie die Erneuerung der Partnerschaftsvereinbarung, die vor zwölf Jahren zwischen den Diözesen Trier, Hildesheim und Boliviens geschlossen wurde. Aufgrund der Pandemie musste der Besuch um zwei Jahre verschoben werden.