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Bischof Ackermann predigt an Silvester über „dennoch-Spiritualität“ :„Dennoch will ich jubeln über den Herrn“ 

An Silvester hat Bischof Ackermann angeregt, das neue Jahr in einer Haltung des "dennoch" positiv zu beginnen.
Bischof Ackermann in Soutane lächelnd
Datum:
31. Dez. 2023
Von:
Judith Rupp

Trier – Die Haltung des „dennoch“ als Leitwährung am Beginn eines neuen Jahres: Diese Idee hat Bischof Dr. Stephan Ackermann den Gläubigen im Trierer Dom am 31. Dezember 2023 in der Jahresschlussandacht mit in die Silvesternacht gegeben. Diese Haltung „setzt Kräfte frei in Situationen, in denen die augenscheinliche Realität eine ganz andere Sprache spricht, als wir es uns wünschen und für gut halten“. 

Ackermann bezog sich dabei einerseits auf den Propheten Habakuk, der um 600 vor Christus trotz deprimierender Umstände bekannt habe: „Dennoch will ich jubeln über den Herrn und mich freuen über Gott, meinen Retter.“ Habakuk habe gewusst, „dass Gott die Macht hat, die aussichtslosesten Situationen ins Positive zu wenden“. Zum anderen griff der Bischof einen Text des Bochumer Theologen Matthias Sellmann auf, der auf die Frage, welche Haltung oder Mentalität dazu helfen könne, die Motivation zum Glauben und zur Zugehörigkeit zur Kirche nicht zu verlieren, eine „dennoch-Mentalität“, eine „dennoch-Spiritualität“ anregt. 

Diese Spiritualität, so beschrieb es der Bischof, besitze eine besondere Kraft. Sie habe den Vorteil, belastende Themen nicht verschweigen zu müssen. Sie verfalle nicht in Nervosität und Torschlusspanik, sondern helfe, „den langen Atem zu behalten, den es in Veränderungsprozessen des Lebens braucht“. Menschen mit einer „dennoch-Haltung“ ließen sich von der Bibel an die vielen Situationen erinnern, in denen Gott gegen jede Wahrscheinlichkeit Rettung gebracht habe. Diese Spiritualität „rechnet auch damit, dass Gott sich anders zeigen kann, als ich es bisher gewohnt war und es von ihm erwarte“. In Abgrenzung zum „trotzdem“ sei die Haltung des „dennoch“ gelassener und konstruktiver: „Sie glaubt an eine Schicht der Wirklichkeit, die tiefer liegt als das, was sich äußerlich sehen, was sich zählen und messen und rechnerisch beweisen lässt.“ 

Zu Beginn der Predigt hatte Bischof Ackermann an die Trierer Bistumssynode (2013-2016) erinnert. Die Analyse der Zeitstunde wie auch die daraus resultierenden Perspektivwechsel halte er nach wie vor für richtig. Allerdings nehme die Umsetzung der Beschlüsse doch wesentlich mehr Zeit in Anspruch als erwartet. Dazu komme eine „Beschleunigung der Abbruchs- und Umbruchsprozesse im kirchlichen Leben“, die damals in dieser Dynamik nicht abzusehen gewesen sei, sagte Ackermann.  

Die Jahre seit Eröffnung der Synode hätten gezeigt, „dass die aktiven Gestaltungs- und Steuerungselemente doch erheblich geringer sind, als wir sie damals erhofft haben“. Personell und institutionell befinde sich die Kirche immer wieder in Überforderungssituationen, die alle Beteiligten unter Druck setze und bei einer nicht unerheblichen Zahl von Haupt- wie Ehrenamtlichen zu Enttäuschung, Rückzug oder Erkrankung führe. Zudem sei die allgemeine Religiosität im Schwinden begriffen, wie die jüngste Studie zur Kirchenmitgliedschaft zeige: „Damit nimmt zugleich auch die Ansprechbarkeit für den christlichen Glauben ab. Keine gute Voraussetzung, Menschen für die Botschaft Jesu Christi zu gewinnen und sie darin zu beheimaten!“  

In dieser Situation, so Bischof Ackermann, helfe die Haltung des „dennoch“ - nicht nur für das Leben in und mit der Kirche, sondern auch in allen anderen Bereichen des Lebens.