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Trägerverein will Angebote ausweiten und sich mit Pfarreien und Klöstern vernetzen:„Wir beginnen eine neue Etappe in der Geschichte des Klosters Heilig Kreuz“

Der Trägerverein Kloster Heilig Kreuz e.V. will die Angebote ausweiten und sich mit Pfarreien und Klöstern vernetzen.
Pastor Hans Georg Müller, Oberin Schwester Mercy, Dorothee Berntsdorf und Michael Berntsdorf (von links). Foto: Ute Kirch
Datum:
2. Feb. 2023
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Püttlingen – Mit seinem geschwungenen Dach, das an eine Skisprungschanze erinnert, ist es beim Vorbeifahren nur schwer zu übersehen: Das Kloster Heilig Kreuz in Püttlingen mit seiner vom Ungarn György Lehoczky in den 1950ern entworfenen charakteristischen Architektur. Ein Stopp lohnt sich, entweder zur stillen Einkehr oder um im Innern auf Entdeckungsreise zu gehen.

Oberin Schwester Mercy von den indischen Nazarethschwestern, die seit 2010 in Püttlingen wohnen, führt mit großem Schlüsselbund durch verschlungene Gänge, hinab in den Keller. Hier beherbergt das Kloster die letzte aktive Hostien-Bäckerei des Bistums Trier. „Wir backen mit Weizenmehl Typ 550 und Wasser – mehr braucht es nicht“, sagt Sr. Mercy und zeigt auf den Backautomaten, der mit zwölf Backeisen aus den Zutaten die rechteckigen Platten backt. Entsprechend der Auftragslage läuft der Backautomat etwa alle zwei Monate, Kapazitäten für weitere Aufträge seien vorhanden. „Wir bieten auch Führungen etwa für Kommunionkinder-Gruppen an“, sagt Sr Mercy. Im Nebenzimmer bedient die Oberin die Fräsmaschine, die aus den zuvor befeuchteten Platten Hostien in drei verschiedenen Größen ausstanzt. „Trocken würden sie brechen“, erklärt sie. Nach einem erneuten Trockenvorgang beginnt die Fleißarbeit: Per Hand werden zerbrochene Hostien aussortiert, die übrigen verpackt. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer vom Trägerverein Kloster Heilig Kreuz e.V. und dem Freundeskreis unterstützen die Schwestern bei der Arbeit.

Aber der Hostien-Bruch landet keinesfalls im Abfall, betont die Schwester und führt weiter in den Klosterladen. „Aus dem Hostien-Bruch stellen wir unter anderem das Kloster Konfekt, eine Art Choco Crossies, her“, erklärt Dorothee Berntsdorf, Schriftführerein des Trägervereins. Sie selbst hat aus gemahlenem Bruch und Gewürzen das Label „PanaGusta“ entwickelt, ein Binde- und Paniermittel für originelle Gerichte und feine Backwaren. Eine Gewürzmischung für Hackfleischgerichte und ein hochwertiges Kräutersalz sind ebenfalls ihre Kreationen. „Aber auch indische Gewürze und Teesorten aus der Heimat der Nazareth-Schwestern, Weine und Öle aus Bethlehem oder Seifen und Präsentkörbe finden sich hier“, sagt Berntsdorf.

Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Püttlinger Arzt Dr. Michael Berntsdorf hat sie die beiden Ferienwohnungen in der ehemaligen Priesterwohnung modern hergerichtet. Hier kann wohnen, wer selber mal eine Auszeit im Kloster erleben möchte. Gerne gebucht werde sie auch von Menschen, deren Angehörigen im benachbarten Krankenhaus behandelt werden. Ein Veranstaltungssaal, der seit 1. Februar nach dem gebürtigen Püttlinger Erzbischof Josef Clemens Maurer, dem späteren ersten Kardinal Boliviens, benannt ist, bietet samt voll ausgestatteter Küche Raum für Veranstaltungen und private Feiern wie Ehejubiläen, Geburtstage oder Trauerfeiern.

Wem es aufgrund der Entfernung oder körperlichen Beschwerden nicht möglich ist, einen Gottesdienst im Kloster zu besuchen, kann ausgewählte Messen als Podcast auf der Homepage des Klosters abrufen. „Mit der Technik der Saarwelle zeichne ich Messen auf und stelle sie ins Netz, sodass sie von jedermann oder auch Einrichtungen wie Altenheimen zu jeder Tageszeit abgespielt werden können“, erklärt Hobby-Webmaster Michael Berntsdorf. Für alle Bereiche des Klosterlebens – ob den Verkauf im Klosterladen, der Begleitung von Veranstaltungen, Unterstützung in der Hostienbäckerei oder auch bei der Pflege des Außengeländes suchen sie noch engagierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter. „Zu tun gibt es genug.“

Aller Aktivitäten zu Trotz sei das Kloster in erster Linie ein spiritueller Ort der Stille, des Gebets, der Glaubensvermittlung, betont der Rektor des Klosters, Pfarrer Hans Georg Müller: „Die Klosterkirche ist immer offen, wir feiern hier täglich die Heilige Messe. Dazu kommen die Stundengebete und Beichtangebote. Jeden Donnerstag ist Tag der Stille und Anbetung. Außerdem bieten wir Einkehrtage, Dialoge, Schulungen und Familiensonntage an.“

Etwas Besonderes sei „ihr“ Kloster von Anfang an gewesen – davon sind die Mitglieder des Vereins Kloster Heilig Kreuz e.V. in Püttlingen überzeugt. Das sei schon bei der Gründung 1956 deutlich geworden: Nicht dem Orden der Redemptoristinnen gehört das Kloster, sondern einem Trägerverein, dem neben Konvent und einem Priester als Ordensvorsteher auch engagierte Laien angehören. Diese Kooperation der besonderen Art soll nun auch die nächste Etappe in der Klostergeschichte prägen. Inzwischen leben nur noch zwei Redemptoristinnen im Kloster, um sie kümmern sich die Nazareth-Schwestern, deren Konvent inzwischen offiziell dem Trägerverein angehört.

In Zukunft will Trägerverein die Angebote ausbauen und sich mit Pfarreien in der Umgebung und anderen Klöstern vernetzen. Denn seit 1. Februar macht der Verein als Geistliches Zentrum Angebote für Pfarreien und Pastorale Räume im Saarland. Das bisherige Geistliche Zentrum des früheren Dekanats (jetzt Pastoraler Raum) Völklingen endete zum 31. Januar. „Bisher war das Geistliche Zentrum des Dekanats ein Teil des Klosters, unsere Vision ist, dass künftig das Kloster das Geistliche Zentrum ist“, sagt Pfarrer Müller, „wir beginnen eine neue Etappe in der Geschichte des Klosters Heilig Kreuz und wollen dabei über die Grenzen der jeweiligen Pastoralen Räume hinaus denken.“ So liege Püttlingen im Pastoralen Raum (PastR) Völklingen, die benachbarten Orte Schwalbach im PastR Saarlouis und Altenkessel im PastR Saarbrücken. „Wir haben die Chance etwas aufzubauen für Leute, in deren Pfarreien es nicht mehr viele Angebote gibt“, sagt er. So sind die umliegenden Pfarreien und darüber hinaus eingeladen, eine Partnerschaft mit dem Kloster einzugehen, wie sie die Pfarrei Heilig Kreuz in Schwalbach bereits 2021 abgeschlossen habe. So finde die jährliche Fastenwoche der Pfarrei im Kloster statt. Menschen, die an der Klosterpforte um Hilfe bitten, erhalten umgekehrt durch die Kleiderkammer und die Tafel „Tischlein Deck Dich“ der Pfarrei Hilfe. Die angestrebte Bündelung verschiedener Aktivitäten im Kloster soll keine Konkurrenz zu den Pfarreien sein. Jede Pfarrei könne sich mit ihren Angeboten einbringen und so einem größeren Interessentenkreis öffnen. „Hier können wir Dinge so zentralisieren, dass viele Menschen davon profitieren können. Nur zusammen sind wir stark“, ist Müller überzeugt. „Wo im Saarland können sonst Pfarrgemeinderäte sich zu einer Klausurtagung in spiritueller Atmosphäre treffen? Eine Jugendherberge mag zwar funktional sein, aber als Kloster sind wir einzigartig.“ Ein Eucharistie-Workshop im Juni, eine Familienwallfahrt der Partnerschaftspfarreien im Juli und ein Klosterfest im September zum Fest der Kreuzerhöhung, eine Fotoausstellung zur Glaubens- und Lebenswelt der Bergleute sowie kirchenmusikalische Angebote stehen bereits im Programm des neuen geistlichen Zentrums.

Darüber hinaus will das Kloster weitere Partnerschaften mit anderen Klöstern eingehen. So ist bereits mit dem Kloster Marienthal eine Gebetspartnerschaft geschlossen. „Ohne den Herrn geht es nicht“, stellt Pastor Müller klar, „er wird uns führen.“

https://www.kloster-heilig-kreuz.de/

(uk)